Masern
Österreich

Wie die jüngsten Masernfälle mit der Covid-Pandemie zusammenhängen

Die jüngste Häufung von Masernfällen in Wien alarmiert Ärzte und Behörden. Warum lassen Eltern ihre Kinder nicht impfen?

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Seit einem Jahrzehnt ist Michael Sprung-Markes Kinderarzt. In seiner großen Ordination in der Thaliastraße in Wien-Ottakring behandeln er und sein Team aus 60 Personen sechs Tage die Woche im Schnitt 300 Kinder täglich. Die allermeisten Krankheitsbilder kennt Sprung-Markes in- und auswendig. Masern aber hatte er bei Zehntausenden Patientinnen und Patienten in all den Jahren lediglich ein einziges Mal gesehen, und das während seiner Ausbildung. Und jetzt, innerhalb von nicht einmal zwei Wochen wieder – und zwar gleich drei Mal in seiner eigenen Ordination. Zunächst bei einem 14-jährigen Buben, acht Tage später bei einem zehnjährigen Buben und vier Tage später bei einer weiteren 17-Jährigen. Hautausschläge, Fieber, Bindehautentzündung, weißliche kalkspritzartige Flecken an der Mundschleimhaut. Es sind Symptome einer der ansteckendsten und gefährlichsten Infektionskrankheiten, die existieren.

Was mancherorts als Kinderkrankheit abgetan wird, kann mitunter einen schweren Verlauf nehmen. Eines von 600 infizierten Kindern stirbt an den Folgen der Infektion, bei Erwachsenen ist es einer von 1000. 20 Prozent der Masern-Fälle landen im Spital. Auch Erwachsene können schwer erkranken, besonders gefährlich sind Masern aber für Säuglinge. Infolge einer Infektion können sie an sogenannter subakuter sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE) erkranken. Das ist „eine der schlimmsten neurologischen Krankheiten, die es gibt“, sagt Herwig Kollaritsch, Infektiologe und Mitglied des Nationalen Impfgremiums. „Das Masern-Virus setzt sich im Hirn fest und führt dazu, dass das Kind langsam und elendiglich zugrunde geht. Man kann dagegen nichts machen. Das Einzige, was hilft, ist die Impfung.“

Nina Brnada

Nina Brnada

Redakteurin im Österreich-Ressort. Davor Falter Wochenzeitung.