Politische Posten

Wie die Regierung ihre Schäfchen ins Trockene bringt

Angepasste Ausschreibungen, erfundene Führungsfunktionen, interimistische Besetzungen – wie scheidende Minister verdiente Kabinettsmitarbeiter rechtzeitig vor der Wahl in der Verwaltung unterbringen.

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Der höchstrangige zivile Job, der in der österreichischen Ministerialbürokratie derzeit zur Vergabe steht, ist die Leitung der Sektion IV – Pflegevorsorge, Behinderten- und Versorgungsangelegenheiten – im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Der bisherige Sektionschef ist im Ruhestand. Die Bewerbungsfrist für die Nachfolge läuft noch bis zum 10. Jänner 2024. Ausgeschrieben ist die Spitzenfunktion auf der Online-Jobbörse des Bundes.

Dort werden weiters gesucht: eine Abteilungsleiterin oder ein Abteilungsleiter für bilaterale internationale Angelegenheiten im Bildungsministerium; eine Abteilungsleiterin oder ein Abteilungsleiter für Internationale Beziehungen und internationale Kooperationen im Klimaschutzministerium und jemand für die Leitung der Abteilung für Rechts- und Vergabeangelegenheiten im Bundeskanzleramt.

Führungsjobs in Ministerien müssen öffentlich ausgeschrieben werden. Gute Chancen haben Bewerber aus den jeweiligen Ressorts. Wer schon stellvertretender Sektions- oder Abteilungsleiter ist, wird auch für den Chefposten geeignet sein. Noch immer dominiert in der Ministerialbürokratie die klassische Laufbahn. Beamte – oder Vertragsbedienstete – arbeiten sich emsig in der Hierarchie-Linie nach oben, vom Referat zur Sektion, im Idealfall vom Sachbearbeiter zum Sektionsleiter.

Im Karriereverlauf können dabei Quereinsteiger Konkurrenz machen, die zwar im selben Ressort, aber direkt im Zentrum der Macht arbeiten: im Ministerbüro. Kabinettsmitarbeiter sind immer für Spitzenjobs in der Verwaltung gut. Und je näher eine Nationalratswahl rückt, desto größer wird das Interesse daran. Denn mit dem Ende der Amtszeit von Ministern gehen auch die Jobs der Mitarbeiter verloren. Als gute Hirten müssen Minister schauen, dass sie ihre Schäfchen – heißt: Mitarbeiter – rechtzeitig ins Trockene bringen.

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl. Sein journalistisches Motto: Mitwissen statt Herrschaftswissen.

Max Miller

Max Miller

ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Schaut aufs große Ganze, kritzelt gerne und chattet für den Newsletter Ballhausplatz. War zuvor bei der „Kleinen Zeitung“.