Obdachlosenunterkunft Pavillon 4 im Otto Wagner Areal
Wien

Wiener Obdachlosenheim vor Schließung – 70 Betten betroffen

Das Caritas-Notquartier Pavillon 4 könnte ab Ende April in den Sommermonaten schließen. 70 Wohnungslose könnten ihre Schlafplätze und 28 Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren.

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Minus ein Grad. Der Raureif glänzt auf den Bäumen vor dem Pavillon 4, einem Obdachlosen Notquartier im 14. Wiener Gemeindebezirk. Immer wieder gehen junge Männer, ältere Männer hinein. Manche sind tadellos gekleidet, manche stark von Alkohol oder anderen Süchten gezeichnet. 

In einigen Monaten wird sich das aber ändern. Gerüchten zufolge soll das Notquartier Pavillon 4 ab Mai 2025  in der Sommersaison für Bedürftige zusperren. Davon betroffen sind etwa 70 Betten für obdachlose Männer, sowie 28 Betreuer, die gekündigt werden könnten. 

Noch Hoffnung bei Gesprächen

Das Obdachlosen-Notquartier zog 2023 in das Otto-Wagner-Areal im 14. Wiener Gemeindebezirk. Es wird in den Wintermonaten (November bis Ende April) vom Fonds Soziales Wien (FSW) und in den Sommermonaten (Mai bis Ende Oktober) von der Caritas finanziert. Menschen ohne Obdach brauchen eine Bewilligung durch Sozialarbeiter und können dann dort in Zwei- bis Vierbettzimmern schlafen, sich duschen, ihre Wäsche waschen und mehrmals täglich essen. 

Diese Möglichkeit könnte es zumindest in den kommenden Sommermonaten nicht mehr geben. Für das Notquartier am Otto-Wagner-Areal gilt, dass wir hier noch Hoffnung haben, dass die Gespräche mit dem FSW fruchten”, heißt es von der Caritas. Derzeit laufen Gespräche wegen einer fortgesetzten Finanzierung im Sommer: Bislang war es nur mit Spendenmitteln möglich, das Notquartier darüber hinaus auch über die Sommermonate offenzuhalten, heißt es dazu aus der Pressestelle der Caritas. Wie aus dem Finanzbericht der Organisation hervorgeht, erhielt sie zumindest 2023 weniger Spenden als 2022. Die Zahlen für 2024 sind noch nicht verfügbar.

Sollte es zu keiner Einigung kommen, will sich die Caritas um eine „Lösung“ für Mitarbeiter und Obdachlose bemühen. Die NGO ließ aber offen, wie die Aussehen könnte. Die konkrete Frage von profil, ob der FSW die Finanzierung des Heims auch im Sommer übernehmen werde, ließ die Stelle der Stadt unbeantwortet. Sie verwies nur auf andere Einrichtungen für Obdachlose („Chancenhäuser“), die von der Stadt Wien geschaffen wurden. Nach einer baldigen Einigung klingt das nicht.

Hitze so gefährlich wie Kälte

Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International betonten etwa in ihrem Bericht 2022, dass Hitze für wohnungslose Menschen mittlerweile genauso gefährlich ist wie Kälte. Hitze würde immer eine zusätzliche Belastung für den Körper bedeuten. Bestehende, vor allem chronische Erkrankungen können sich durch zusätzliche Hitzebelastung weiter verschlechtern. Die NGO plädiert daher für zugängliche Schutzeinrichtungen, vor allem in den Sommermonaten.

Auf profil-Anfrage heißt es aus dem Fonds Soziales Wien, dass vergangene Sommersaison ein neues Chancenhaus, sowie ein Nachtzentrum eröffnet wurden. Die Chancenhäuser der Wiener Wohnungslosenhilfe bieten insgesamt 700 Wohnungslosen einen Schlafplatz. 2023 haben 12.750 Personen die Angebote der Wiener Wohnungslosenhilfe genutzt. Ob auch andere Caritas-Einrichtungen schließen sollen, ist bisher nicht bekannt.

Im Pavillion 4 ist das Essen vorbei, langsam gehen die Lichter in den Zimmern an. Wer weiß, wie lange noch.

Natalia Anders

Natalia Anders

ist Teil des Online-Ressorts und für Social Media zuständig.

Clara Peterlik

Clara Peterlik

ist seit Juni 2022 in der profil-Wirtschaftsredaktion. Davor war sie bei Bloomberg und Ö1.