Österreich

Zeitverwendungsstudie: Männer machen mehr Sorgearbeit als früher, aber viel weniger als Frauen

Österreichische Frauen verbringen rund viereinhalb Stunden am Tag mit Sorgearbeit, Männer im Vergleich bloß zweieinhalb. Männern bleibt dadurch mehr Zeit für bezahlte Arbeit. Dieses Ergebnis zeigt die neue Zeitverwendungsstudie der Statistik Austria.

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Die erste neue Zeitverwendungsstudie seit vierzehn Jahren ist da. Ausgewertet wurde sie von der Statistik Austria im Auftrag des Bundeskanzleramtes und des Frauenministeriums. Dokumentiert wurde das Verhalten von 7900 Personen aus circa 4300 Haushalten. Diese Personen sollten an zwei Tagen im Zeitraum der Jahre 2021 und 2022 Tagebuch führen und ihr Zeitverhalten im Zehn-Minutentakt dokumentieren. Unterteilt wurden die Personen nach Altersgruppen und Geschlecht. Wenig überraschend leisten Frauen noch immer viel mehr Carearbeit als Männer. 

Zum vierten Mal führte die Statistik Austria diese Studie nun durch. Ziel ist es, herauszufinden, wie Durchschnittssösterreicher ihren Tag verbringen. Während Frauen acht Stunden und 52 Minuten pro Nacht schlafen und drei Stunden und 19 Minuten lang der Erwerbsarbeit nachgehen, sind es bei Männern acht Stunden und 46 Minuten Schlaf und vier Stunden 56 Minuten Arbeit – Männer schlafen also weniger und arbeiten mehr bezahlt. 

Frauen arbeiten fast doppelt solange umsonst“ 

Viel auffälliger ist jedoch die unbezahlte Arbeit – während Frauen ganze vier Stunden und 19 Minuten lang Carearbeit verrichten, sind es lediglich zwei Stunden und 29 Minuten bei Männern. Zur Erklärung: Unter Carearbeit versteht man Sorgearbeit – darunter fallen etwa Tätigkeiten im Haushalt, Kinderbetreuung oder das Pflegen von Familienangehörigen. Das wirtschaftliche Problem an der Sache: Carearbeit wird nicht entlohnt und sorgt für eine Einkommensschere zwischen den Geschlechtern.

Lockdown als mögliche Erklärung 

Die Studie soll auch das Frauenministerium unter Susanne Raab (ÖVP) alarmiert haben. Man möchte Frauen und Mütter weiter entlasten und bessere Rahmenbedingungen für eine gleichberechtigte Aufgabenteilung schaffen, kommentierte die Ministerin die Ergebnisse. 

Die Corona-Pandemie soll für einen gesellschaftlichen Backlash verantwortlich sein. Während der Lockdowns waren es nämlich hauptsächlich Mütter, die sich um ihre Kinder kümmerten, als Schulen und Kinderbetreuungsstätten schließen mussten.

2008 wurde länger im Haushalt gearbeitet

Der langjährige Trend zeigt dennoch, dass sich Männer heute mehr im Haushalt einbringen: 2008 und 2009 wurde die letzte Zeitverwendungsstudie durchgeführt – damals gaben 92 Prozent der befragten Frauen an, durchschnittlich über drei Stunden täglich Hausarbeit zu machen. Bei den Männern waren es lediglich 74 Prozent, die angaben, überhaupt Carearbeit zu verrichten – dafür wurde länger geholfen, und zwar rund zwei Stunden täglich. Im Vergleich gaben nun 95,5 % der Frauen und  87,5 % der Männer an, Sorgearbeit in Haushalt und Familie zu verrichten. 

Insgesamt verrichteten 2021 und 2022 mehr Frauen Erwerbsarbeit und weniger Arbeit im Haushalt als dreizehn Jahre zuvor. Eine erste Trendwende, bis zur völligen Gleichstellung ist es aber noch ein weiter Weg.

Natalia Anders

Natalia Anders

ist Teil des Online-Ressorts und für Social Media zuständig.