Zugehört – Jede Stimme zählt

Hier reden ganz normale Menschen, die sonst selten zu Wort kommen. Diesmal mit Eduard Steininger, Pensionist und ehemaliger Theaterregisseur.

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Dornbirn ist seit zehn Jahren neben meinem Haus in Oberösterreich mein Lebensmittelpunkt. In Oberösterreich kenne ich den ehemaligen Landeshauptmann Josef Ratzenböck persönlich. Zu seinem Nachfolger Josef Pühringer, einem Mann von brennendem Ehrgeiz, konnte ich nie eine Beziehung aufbauen. In Vorarlberg sind mir keine Politiker persönlich bekannt. Nur der Frau des ehemaligen Landeshauptmanns Sausgruber bin ich einmal begegnet, und zwar im Finale der Quizshow "Der klügste Kopf Vorarlbergs". Die Ehefrau des Politikers kam auf den dritten Platz, ich landete auf den hinteren Rängen.

Ich bin 68 Jahre alt und Pensionist. Früher arbeitete ich als Theaterregisseur und -intendant viel in Deutschland. Politisches Wissen eigne ich mir seit Jahren durch Beobachtung an. Kann der Einzelne etwas ändern? Leider nein. Die SPÖ ist derzeit vom Pech verfolgt. Die Sozialdemokratie ist für mich noch immer eine Proletarierpartei, die Arbeiter ansprechen sollte, die aber schon seit Langem von der FPÖ abgefangen werden, wobei Heinz-Christian Strache immer noch an einen jugendlichen Paintball-Spieler erinnert, der meistens von rechts außen kommt. Christian Kern ist ein feiner, intelligenter Mensch. Seine Sprache ist jedoch nicht jene des Proletariers. Gegen Sebastian Kurz, dem seine fanatischen Anhänger wünschen, dass er über den See Genezareth wandelt, ohne dabei nass zu werden, hat es Kern schwer.

Kurz hat alle ÖVP-Granden ruhiggestellt und alle Macht innerhalb der Partei auf seine Person vereinigt. Den Ruf, Sprachrohr von Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel zu sein, wird er dennoch nicht los: Ich traue Kurz den Putsch innerhalb der ÖVP nicht allein zu. In Vorarlberg wird über Politik offen diskutiert. Am Stammtisch redet man ohne Fanatismus miteinander. In der Gegend in Oberösterreich, aus der ich ursprünglich stamme, dem sogenannten "Sauwald", darf man mit Ohrfeigen rechnen, sobald man bekennt, man habe statt Schwarz ausnahmsweise Grün gewählt.