Zum großen profil-Jubiläum: 12 kontroverse Ausgaben
Von Sebastian Hofer
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Krieg in der Au
Kurz vor Weihnachten 1984 eskalierte die Besetzung der Stophenreuther Au bei Hainburg. Der Aktivist und regelmäßige profil-Autor Günther Nenning führte den medialen Protest gegen den Bau des geplanten Donaukraftwerks an. Nach der gewaltsamen Auflösung der Besetzung produzierte profil in wenigen Stunden eine 50-seitige Sondernummer.
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Der Rechts-Ruck
Vielgelobt und mehrfach ausgezeichnet: Das Titelbild zur Nationalratswahl 2017 illustrierte deren spektakuläres Ergebnis (ÖVP 31,5 %, FPÖ 26 %, SPÖ 26,9 %, Grüne 3,8 %) durchaus anschaulich. Der FPÖ-Kandidat hatte zu dem Zeitpunkt seinen später berühmt gewordenen Urlaub auf Ibiza gerade hinter sich gebracht.
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Lebensnerv Internet
Nachrichten aus der Steinzeit, also dem Jahr 2002: profil besichtigte den „Lebensnerv Internet“ und musste feststellen, dass die Menschen bereits „mehr Emails als Briefe“ schrieben und schon bald das „Internet als Haupt-Infoquelle“ dienen könne. „Plus: Die 8 besten Web-Seiten der Welt“.
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Wiens Slavik
In den frühen Jahren wehrten sich Amtsträger oft mit schwerem juristischem Geschütz gegen unangenehme profil-Enthüllungen. Der damalige Wiener Bürgermeister Felix Slavik etwa ließ diese Ausgabe aus dem Februar 1971 gleich zwei Mal beschlagnahmen. Später erfand die Redaktion die sogenannten profil-„Dokumente“ – herausnehmbare Sonderhefte zu besonders brisanten Recherchen, die im Klagsfall entfernt werden konnten, sodass nicht die komplette Auflage eingestampft werden musste. Felix Slavik trat übrigens im Juni 1973, schwer angeschlagen von den profil-Enthüllungen, zurück.
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Helmut Zilk, Spion
Ein Denkmalsturz: profil-Chefredakteur Herbert Lackner hatte Einblick in tschechische Geheimdienstunterlagen bekommen, die belegten, dass der spätere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk in den 1960er-Jahren unter dem Decknamen „Holec“ als Informant der Prager Staatssicherheit tätig gewesen sei. Zilk war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ein halbes Jahr tot, seine Witwe Dagmar Koller kündigte profil die Freundschaft.
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Die Schande Europas
Die Angelobung der schwarz-blauen Regierung unter Kanzler Wolfgang Schüssel und Beteiligung der FPÖ Jörg Haiders im Februar 2000 war für profil ein derartiger Tabubruch, dass drastische journalistische Maßnahmen angezeigt schienen, darunter ein legendäres, schwarzes Titelbild.
Sebastian Hofer
schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur und ist seit 2020 Textchef dieses Magazins.