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Am Hof 8: Wien bekommt einen Private-Members-Klub

Mit "Am Hof 8" will Betreiber Johannes Kattus seinen Mitgliedern in der Luxusimmobilie ein zweites Zuhause, aber keinen Platz für geheime Machenschaften anbieten.

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Draußen wird der Adventmarkt aufgebaut, drinnen wird gefrühstückt, während Johannes Kattus den Bauleiter begrüßt. "Es gibt auch nach der Eröffnung noch einiges zu tun",entschuldigt sich der Herr des Hauses. Am Hof 8 ist nicht nur eine illustre Adresse in der Wiener Innenstadt, sondern zugleich der Name eines neuen Private-Members-Clubs-ein Ort, der nur für zahlende Mitglieder zugänglich ist. "Ein zweites Zuhause",nennt es Kattus, Gründer des Klubs und außerdem Geschäftsführer der für ihren Sekt bekannten Kattus-Gruppe.

Denkt man an exklusive Netzwerke, assoziiert man diese gern mit sinistren Machenschaften in feudalem Ambiente. Am Hof 8 soll, wie es Johannes Kattus beschreibt, eher ein offener, sozialer Ort werden. Das Konzept ist nicht neu: International ist das Soho-House, das 1995 in London entstand, mit mehr als 30 Standorten der bekannteste Klub dieser Art. In Wien gab es mit dem k47 vor 20 Jahren einen ähnlichen Versuch, heute wird das Penthouse aber als Eventlocation genutzt. Exklusiv war auch der Club X von Gastronom Martin Ho, der im Gegensatz zu Am Hof 8 aber keine Mitgliedschaften anbot, sondern in den Vertreter aus Wirtschaft und Politik auf Einladung kamen.

Von London nach Wien

Johannes Kattus lernte solche Klubhäuser während seines Aufenthalts in London kennen: "Ich habe das Setting sehr geschätzt. Ich wusste, dass ich das in Wien vermissen werde. Gleichzeitig dachte ich mir aber auch, dass so was auch hier funktionieren könnte."Es traf sich gut, "die Immobilie vor der Nase zu haben." Das Haus im 1. Wiener Gemeindebezirk ist im Familienbesitz, und als vor vier Jahren der Mieter bekannt gab, auszuziehen, startete Kattus mit der konkreten Planung seiner Idee. Der Umbau startete erst vergangenes Jahr, im September dieses Jahres öffnete Am Hof 8 dann die Tore für seine Mitglieder.

Ein Tagesrestaurant, ein Fine-Dining-Lokal, ein Arbeitsbereich und mehrere Meeting-Räume, eine Lounge, fünf Hotelzimmer, eine Dachterrasse: Das ist der physische Ort, den die Mitglieder im privaten Klub nutzen und zum Teil für eigene Events buchen können. Das Interior Design kommt von Theresa Obermoser, die schon andere Klubs eingerichtet hat. Für die Kunst im Haus ist Kurator Herwig Kempinger, früherer Präsident der Wiener Secession, verantwortlich. Alle sechs Monate werden neue Kunstwerke und Skulpturen ausgestellt, die in Art Talks vorgestellt und zum Teil auch erworben werden können.

350 Mitglieder vor Eröffnung

Zwei Monate nach der Eröffnung zeigt sich der Betreiber zufrieden mit der Entwicklung: "Anfangs war es noch ruhiger. Doch jetzt merken wir, dass die Mitglieder anfangen, regelmäßiger zu kommen. Mit der Akquise der zahlenden Mitglieder begann Kattus schon während der Bauphase, 350 waren es bei der Eröffnung. Mitte November hatte Am Hof 8 laut dessen Geschäftsführer rund 500 zahlende Mitglieder, bis zu 700 könnten es in den nächsten Monaten noch werden.

Doch wie wird man Teil von Am Hof 8, und wie hoch ist der Mitgliedsbeitrag? Im Gegensatz zum Vorreiter Soho House will Kattus sich nicht auf eine Branche wie die Kreativwirtschaft einschränken. "Wir haben den Anspruch, aus verschiedenen Branchen und Industrien einen schönen Mix zu haben. Mir ist wichtig, dass wir auch Altersschnitt und Geschlechterverhältnis im Blick haben, damit wir nicht nur ein Männerklub oder ein Klub für junge oder alte Leute werden."Eines sollen alle gemeinsam haben: "Wir achten darauf, dass die Leute weltoffen, kosmopolitisch und für so ein Konzept empfänglich sind."Um das sicherzustellen, kann eine Mitgliedschaft nur durch Empfehlungen von zwei bestehenden Mitgliedern beantragt werden. Ein Komitee wählt dann aus, wer tatsächlich dem Klub beitreten darf. Dann ist eine einmalige Einschreibgebühr in Höhe von 3000 bis 5000 Euro zu leisten, die monatliche Mitgliedsgebühr beträgt 150 Euro. Inkludiert sind die Nutzung der Meeting-und Aufenthaltsräume und Event-Location, nicht inkludiert sind die Konsumation in den Restaurants und die Übernachtung in den Hotelzimmern. Für Mitglieder außerhalb Wiens, die den physischen Raum nicht intensiv nutzen können, sowie für Personen unter 30 Jahren gibt es vergünstigte Mitgliedschaften.

Kann ein Private-Members-Club ein profitables Geschäft sein, oder ist er nur eine Repräsentanz für die Kattus-Gruppe? Membership House Collective, das Unternehmen hinter Soho-House, ist jedenfalls seit 2021 börsennotiert und schreibt noch Verluste, obwohl die Kette für das aktuelle Geschäftsjahr einen Umsatz in Höhe von einer Milliarde US-Dollar anstrebt. "Trotz meiner Liebe zu Wien, ein Non-Profit-Engagement ist es doch nicht", schmunzelt Kattus und erklärt: "Der ursprüngliche Business Plan sieht vor, dass wir zwischen 600 und 700 Mitgliedern den Break-Even-Point erreichen. Stark abhängig ist das davon, wie viel konsumiert wird, und da sehen wir erst in einigen Monaten, wohin die Reise geht." Als weiteren Expansionsschritt schwebt Kattus ein Country Club vor, also ein Ableger außerhalb der Stadt. Davor will der Manager aber eine Vernetzung mit anderen Klubhäusern schaffen, damit Mitglieder auch in anderen Städten einen Ort zum Einkehren haben.

Nicht billig, aber fair

Einen exklusiven Klub zu etablieren, bringt auch Skepsis und Herausforderungen mit sich. "Der Wiener versteht nicht, warum er Geld dafür zahlen soll, dass er essen gehen darf",zitiert Kattus ein häufiges Missverständnis. Man sei nicht billig, aber fair, und wolle auch nicht teurer sein als die benachbarten Betriebe in der Innenstadt-eher in manchen Bereichen günstiger. "Die Leute beginnen zu verstehen, dass man nicht nur zum Essen kommen kann, sondern für die unterschiedlichsten Anlässe."Das zeige ihm, dass es doch einen "unausgesprochenen Need" für so eine Institution gebe. Die steigende Nachfrage und aktuelle Mitgliederzahl stimmen Kattus jedenfalls positiv.

Was ist tatsächlich der große Nutzen, bei einem Klub wie Am Hof 8 dabei zu sein? "Ein Mitglied sagte neulich zu mir: Der Hauptbenefit ist, dass man kommen kann und die anderen nicht. Das finde ich zwar zu überspitzt und zu wenig, aber im Kern ist die Aussage nicht so falsch. Im Grunde wollen wir ein Programm für die Mitglieder bieten, das sinnstiftend und horizonterweiternd ist, und dass Members sich auch untereinander vernetzen können." Dieses Kennenlernen soll nicht in einer klassischen Networking-Umgebung passieren, sondern entspannter. "Wir haben aber auch Mitglieder, die bewusst nicht in Listen aufscheinen wollen und hier privat bleiben wollen."

Die Vision des Klubbetreibers ist es, "hier eine Institution aufzubauen, auf die Wiener stolz sind und die wirtschaftlich erfolgreich ist." In den nächsten fünf Jahren will Kattus ein Management aufbauen, sodass der Gründer sich um die Weiterentwicklung von Am Hof 8 kümmern kann. Geschäftsführer Kattus betont, dass Am Hof 8 kein Business-Klub ist und nicht nur Business-Leute, sondern die Allgemeinheit angesprochen werden soll. Dem negativen Image von geheimen Klubs und Freunderlwirtschaft will er entgegenwirken: "Wir schaffen den Raum. Wie die Mitglieder ihn nutzen, bleibt ihnen selbst überlassen."Man wolle aber von politischen oder politisch exponierten Personen als Mitglieder absehen, "da wir nicht in der Wahrnehmung in eine Richtung rutschen wollen." Das Setting hier solle Vertrautheit wie ein Zuhause ausstrahlen, "sodass die Leute nicht hierherkommen, um hier die großen Deals zu machen. Zu Hause macht man das ja auch nicht."