Panorama

Robo-Advisors: Die Geld-Maschinen

Man muss von Geldanlage nichts verstehen, um an den Kapitalmärkten investieren zu können. Sogenannte Robo-Advisors nehmen die Arbeit ab.

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KGV, KCV, Dividendenrenditen, Bollinger Bands-solche Begriffe machen Börseninvestments zum Mysterium. Besonders Anleger in Österreich lassen ihr Geld am Sparbuch liegen, weil sie sich damit nicht auseinandersetzen wollen. So versauern über 200 Milliarden Euro auf Sparbüchern, und das trotz einer Inflation von über zehn Prozent. Jährlich verlieren die Österreicher so Milliarden Euro. Dabei muss lukrative Vermögensverwaltung nicht unbedingt kompliziert sein: Robo Advisors, also Geldanlage-Roboter, machen es möglich. Seit 2013 gibt es diese Autopiloten der Kapitalmärkte, die Anlegern auf Basis von Risikoneigung und Anlagehorizont eine Anlagestrategie zusammenstellen. Dabei wertet ein Algorithmus Statistiken und Finanzkennzahlen aus, um ein optimales Portfolio zusammenzustellen. Die Vorteile für Anleger liegen auf der Hand: Es wird nicht nur in einen Fonds investiert, sondern deutlich breiter veranlagt, und anders als bei Versicherungen kann das Geld jederzeit behoben werden. Außerdem muss man sich selbst in Krisenzeiten keinen Kopf zerbrechen, wie man auf das Marktgeschehen reagiert, denn das macht die Maschine. Am österreichischen Markt gibt es mittlerweile mehrere Robo-Anbieter, die sich in Zugängen, Kosten und auch Mindestinvestments unterschieden.

Automatische Vermögensverwaltung

2019 ist der automatisierte Invest Manager der Erste Bank und Sparkassen an den Start gegangen. Heute werden eigenen Angaben zufolge 3000 Kundenportfolios und ein Volumen von 60 Millionen Euro in der digitalen Vermögensverwaltung betreut. Die Anwendung liefert den aktuellen Veranlagungsstand auf das Handy, die Portfoliogewichtung kann individuell an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden. Gerald Stadlbauer, Head of Discretionary Portfolio Management, Erste Asset Management: "Durch den hohen Automatisierungsgrad demokratisieren wir die Vermögensverwaltung und können das Know-how, das in der Regel nur einigen wenigen Kunden zur Verfügung steht, einer breiten Kundenschicht zugänglich machen." Auch beim Thema Kosten überzeugt der Invest Manager. Stadlbauer: "In der All-In Fee von 1,2 Prozent pro Jahr auf das Anlagevolumen sind die üblichen Kosten wie Depotgebühren, Transaktionskosten oder Verwaltungsspesen abgegolten."Ein Vorteil dabei ist, dass anders als bei klassischen Anlageinstrumenten für den Kunden sämtliche Transaktionskosten entfallen. Zudem bekommen Kunden durch den Invest Manager Zugang zu institutionellen Fondsklassen, welche in der Regel erst ab einem Anlagevolumen von mehreren Hunderttausend Euro zur Verfügung stehen. Die Bilanz des Invest Managers kann sich sehen lassen: In den vergangenen drei Jahren betrug die durchschnittliche Performance pro Jahr 13 Prozent. Das Mindestinvestment beim Invest Manager beträgt 5000 Euro.

Österreichische Robo-Advisors

Ein Pionier der Geldanlage-Roboter ist Savity. Schon 2017 kam dieses Produkt auf den Markt, ab 2019 kooperierte Savity mit der BAWAG, und 2022 wurde das Unternehmen von Amundi, dem führenden europäischen Vermögensverwalter, übernommen. Hannes Roubik, Geschäftsführer Savity Vermögensverwaltung GmbH: "Wir können auf die globale Investmentexpertise und die Researchkapazitäten von Amundi zurückgreifen."Savity bietet derzeit vier Anlageoptionen-Savity Grow (Vermögensaufbau mit Zukunftsthemen), Savity Classic (einfach breit gestreut), Savity Green (Nachhaltigkeit), Savity Legends (Anlagestrategien von legendären Investoren). "Savity war der erste Robo Advisor, der eine nachhaltige Investmentlösung in Österreich angeboten hat und in das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) aufgenommen wurde",erklärt Roubik. Mit einer Gebühr von 0,99 Prozent auf das veranlagte Vermögen sind alle Kosten für die Vermögensverwaltung durch Savity und die Depotführung sowie den Wertpapierhandel durch die Depotbank abgedeckt. Hinzu kommen externe Produktkosten für die Wertpapiere, die sich je nach Anlageoption unterscheiden. Der Mindestbetrag für eine Investition bei Savity beträgt 3000 Euro. Darauf aufbauende Sparpläne sind ab 100 Euro monatlich möglich.

Einer der jüngsten Player im Markt ist das Start-up froots.io. Dabei handelt es sich nicht nur um einen Robo Advisor, sondern hier kommt eine gute Mischung aus Mensch und Maschine zum Einsatz. "Wo Effizienz gefragt ist, setzen wir auf Technologie, und wo es Menschen braucht, auf Menschlichkeit",sagt CEO David Mayer-Henisch und ergänzt: "Bevor man über Anlageprodukte spricht, sollte man das Anlageziel mit dem Kunden festlegen. So weiß man, wie viel Geld benötigt wird und mit welcher Strategie das möglich ist."In einem zweiten Schritt wird ein individuelles Portfolio, passend zum Ziel und zum Anlagehorizont mit einem dynamischen Risikomanagement erstellt. Der Robo Advisor lässt verschiedene Portfolios mit unterschiedlichen Zielen verwalten. So kann man mit regelmäßigen Zahlungen zum Beispiel ein kurzfristigeres Ziel wie eine Weltreise in drei Jahren, aber auch die Pensionsvorsorge in 20 Jahren bespielen. Mayer-Henisch: "Je nach Zeithorizont ist die Risikogewichtung eine andere. Je länger veranlagt wird, desto höher kann das Risiko sein, sofern dies natürlich der Kunde wünscht."

Bei froots.io nennt man auch Sicherheit als Vorteil. Selbst eine Pleite von froots.io oder auch der Partnerbank würde keine Auswirkungen auf das veranlagte Vermögen haben. Geld, das auf dem Verrechnungskonto liegt und noch nicht investiert wurde, unterliegt bis 100.000 Euro der Einlagensicherung-wie bei jeder österreichischen Bank. Die All-in-Fee bei froots.io beträgt ein Prozent. Zudem sinken die Gebühren, je länger man dabei ist. Das Mindestinvestment bei froots.io beträgt 150 Euro pro Monat als Sparplan oder einmalig 3000 Euro. Ein Einmalerlag und ein monatlicher Sparplan können kombiniert werden. Die 2022 gelaunchte App hat laut froots.io 600 Kunden. Top-Banker Andreas Treichl, Durchblicker-Gründer Reinhold Baudisch und der Unternehmer Georg Kapsch haben in das Start-up investiert.

Junge Technologie für traditionelle Banken

Auch andere Bankhäuser bieten mittlerweile Robo Advisors an. Hinter der digitalen Vermögensverwaltung von Raiffeisen steckt die Technologie des deutschen Online-Brokers Scalable Capital. Ab einem Volumen von 10.000 Euro oder einem Sparplan mit 100 Euro pro Monat können Kunden aus vier nachhaltigen Portfolios wählen, welche mit der Nachhaltigkeits-und Asset-Management-Expertise von Raiffeisen Capital Management (RCM) zusammengestellt werden. Es wird in aktiv gemanagten Wertpapierfonds und börsegehandelten Fonds (ETFs) veranlagt. Via WILL-App oder über das WILL-Cockpit im Online Banking "Mein ELBA" können zudem flexibel Ansparungen sowie Ein-und Auszahlungen durchgeführt werden. Bis auf die All-In-Fee von 1,25 Prozent und die geringen Produktkosten-derzeit je nach Portfolio zwischen 0,23 und 0,35 Prozent-fallen pro Jahr keine weiteren Gebühren an.

Seit März 2019 ist auch die Dadat Bank, eine Tochtergesellschaft des Bankhauses Schelhammer &Schattera, mit einer Online-Vermögensverwaltung vertreten. Hier beträgt das Mindestinvestment 10.000 Euro mit einer All-in-Gebühr von 1,2 Prozent. Es werden drei Strategien angeboten: Solide (Aktienanteil bis 20 Prozent), Ausgewogen (Aktienanteil bis 50 Prozent) und Chance (Aktienanteil bis 80 Prozent).