Werbung

„Digitalisierung ist keine Raketenwissenschaft

Florian Werksnies, Geschäftsführer von Qualysoft Österreich, spricht über den österreichischen Aufholbedarf bei der Digitalisierung.

Drucken

Schriftgröße

Florian Werksnies erklärt im Interview, wie Unternehmen auf den Zug aufspringen können, wie man eine Start-up-Mentalität in Traditionsbetriebe implementiert und erläutert, ob Daten und Bauchgefühl als Entscheidungsgrundlagen vereinbar sind.

Die letzten Monate haben, Corona-bedingt, für viele Unternehmen große Veränderungen mit sich gebracht. Die Digitalisierung hat einen „erzwungenen“ Schub erfahren. Denken Sie, dass diese Veränderung nachhaltig sein wird oder werden wir einen Rückfall in alte Gewohnheiten erleben?

Werksnies: Ich bin überzeugt, dass es sich um eine nachhaltige Entwicklung handelt. Corona hat aufgezeigt, dass wir in Österreich bei der Digitalisierung einen massiven Nachholbedarf haben. Dies betrifft Unternehmen jeder Branche und Größe mit Ausnahme Logistik, da diese sehr weit sind. Die Betriebe, die die Digitalisierung bisher vernachlässigt haben, waren plötzlich nicht mehr wettbewerbsfähig, weil sie mit ihren Kunden und ihren Mitarbeitern teilweise nicht mehr kommunizieren konnten. Um international konkurrenzfähig zu bleiben, müssen vor allem die Vertriebsagenden digitalisiert werden. Da kann als erster Schritt schon ein kleiner, einfacher Webshop reichen. Das ist allein schon deswegen wichtig, um die bestehenden Kunden bedienen zu können.

Was ist bei Digitaliserungsprojekten zu beachten und wie sollen es die Unternehmen angehen?

Werksnies: Mein Hauptziel ist es, den Unternehmen die Angst zu nehmen. Es gibt Betriebe, die seit Jahrzehnten eine bestimmte Kernkompetenz haben und diese perfekt beherrschen. Wenn es aber um Themen wie IT-Infrastruktur oder Auswahl der richtigen Software geht, dann sind sie überfordert. Unsere Aufgabe ist es, diese Unternehmen an die Hand zu nehmen und Schritt für Schritt ans Ziel zu führen.

Gibt es bei der Digitalisierung der internen Kommunikation und Prozesse einen ähnlichen Aufholbedarf wie im Vertrieb?

Werksnies: Zum Teil ja: Und das hängt oft nicht mit der Unternehmensgröße zusammen. Ich habe große internationale Unternehmen kennengelernt, die auf das Thema Home Office gar nicht vorbereitet waren – kleinere Unternehmen hingegen schon. Dabei ist es keine Raketenwissenschaft, den Mitarbeitern die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Einen massiven Nachholbedarf gibt es beim Thema Security, damit man vor Angriffen von außen geschützt ist. Ein weiterer Baustein ist das Thema Continuous Delivery. Das bedeutet, dass ich in meiner IT viel flexibler werde und Änderungen viel schneller umsetzen kann. Dabei ist es wichtig, dass man sich nicht in zu großen Projekten verzettelt, sondern kleine Schritte macht und auch den Trial & Error-Weg nicht scheut.

Wie können es Unternehmen schaffen, das Know-how von älteren Mitarbeitern, die schon lange im Unternehmen sind, aber vielleicht nicht so technikaffin sind, zu sichern und zu digitalisieren?

Werksnies: Das ist in der Tat eine große Herausforderung, bei der die neuen Technologien sehr hilfreich sein können. Die Ansätze dafür können ganz unterschiedlich sein, sollten aber auf jeden Fall auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter angepasst sein. In der Folge muss gesichert werden, dass die anderen Mitarbeiter auf dieses Know-how zugreifen können.

Gerade bei gestandenen mittelständischen Unternehmen scheint es oft so, dass sie stark in Traditionen verwurzelt sind und gelernte Strukturen nur sehr zögerlich verändern. Wie schafft man es, eine Start-up-Mentalität in so ein Unternehmen zu bringen?

Werksnies: Da gibt es zwei Ansätze. Einerseits besteht die Möglichkeit einen Hub zu etablieren, in den die ganzen innovativen, neuen Themen ausgegliedert werden. Wichtig ist dabei, einen Weg zu finden, die gemachten Fortschritte und Neuerungen inklusive der entwickelten Kultur in das eigentliche Unternehmen zurückzuführen. Die zweite Möglichkeit besteht darin, ein bestimmtes Thema so aufzusetzen, dass mit ganz kleinen Schritten Innovationen implementiert werden. Das reicht oft schon, um relativ schnell eine große Wirkung zu erreichen und bevor man sich versieht, kommt man perfekt in eine riesengroße Skalierung hinein. Bei beiden Ansätzen können wir helfen, indem wir die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung stellen, angefangen vom Team, über die Entwicklungspower, bis hin zu den nötigen Prozessen. Wir haben auf diesem Weg bereits sehr große Erfolge dabei erzielt, in Unternehmen eine Startup-Mentalität zu implementieren.

Ein großes Thema, das im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung immens an Bedeutung gewonnen hat, sind Daten. Wie sieht es damit eigentlich in der Praxis aus – werden Daten tatsächlich genutzt oder verlassen sich Führungskräfte bei ihren Entscheidungen am Ende doch eher aufs Bauchgefühl?

Werksnies: Die größte Herausforderung für österreichische Entscheidungsträger, CEOs, Geschäftsführer und Eigentümer wird es sein, Entscheidungen auf Basis von qualifizierten Daten zutreffen, aber gleichzeitig ihr Bauchgefühl nicht zu vernachlässigen. Dafür braucht es viel Mut, weil man sich oft auf Faktoren verlassen muss, die man bisher nicht im Blick hatte. Daten können nämlich auch Antworten auf Fragen geben, die gar nicht gestellt wurden aber deswegen nicht weniger wichtig sind. Was die Interpretation von Daten angeht, ist Netflix mein Lieblingsbeispiel. Früher haben die großen Filmstudios Kinofilme für X-Millionen Dollar abgedreht, um dann hinterher an der Kinokasse festzustellen, dass der Film ein Flop ist. Netflix agiert hier komplett anders: Da wird die erste Staffel einer Serie abgedreht und dann wird das Nutzerverhalten in sozialen Medien beobachtet und ausgewertet. Aufgrund der daraus analysierten Erkenntnisse, weiß Netflix, wann ein Charakter in der Serie zum Beispiel sterben muss oder welche Plott-Twist es geben soll. Wenn ich diese Art der effizienten Datennutzung auf mein Unternehmen umlege, dann steuere ich es zum Erfolg und stelle nicht ein Jahr später fest, dass ich die falsche Strategie gewählt habe.

Besteht da nicht die Gefahr, dass wirkliche Innovation auf der Strecke bleibt und wir am Ende eigentlich nur more of the same haben?

Werksnies: Absolut richtig. Aber dafür gibt es ja die vielen Start-ups, die den tatsächlichen Innovationsschub bringen.

Qualysoft GmbH

Die Qualysoft-Gruppe ist ein herstellerunabhängiges IT-Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen. Die Kernkompetenzen des Unternehmens sind nach eigenen Angaben „das maßgeschneiderte Implementieren von CRM-Systemen, Automatisierungslösungen und das Bereitstellen von IT-Experten“.

www.qualysoft.com