Glosse von Michaela Ernst: Beziehungskiller

Wenn Mode nicht mehr verführen muss, werden Sätze geschrieben wie: "Frauen lieben sie, Männer hassen sie." Wird sie deshalb besser oder schlechter? Hängt vom Standpunkt ab.

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Aus feministischer Sicht wird sie besser, weil sie weniger einengend, fordernd und gefallsüchtig ist. Beziehungstechnisch hingegen erweist sie sich als problematisch. Fast alle Trends der jüngeren Zeit drehen sich um Kleidungsstücke, die die Geschlechter spalten: die seuchenartige Verbreitung von Ballerinas, die Frauen lieben, weil sie bequem sind und daher zu Entengewatschel verleiten - was Männer im Regelfall grauenvoll finden. Leggings, die bei Gazellen-Wesen im Twentysomething-Alter gut aussehen; allerdings stellt diese Zielgruppe einen Mini-Anteil am weltweiten Absatz des strumpfartigen Beinkleids dar.

Wenn das so weitergeht, wird Mode noch total anti-modisch!

Diesen Sommer hat der Gesundheitsschlapfen das Rennen gemacht, gemeinsam mit der Latzhose. Schon klopft der nächste "Grusel-Schocker" (InStyle) an die Schranktür: Die Karotten-Jeans, bester Freund der "Birnenfigur", der Abtörner schlechthin. "Die Umwelt wird nicht mehr als Bühne oder Salon begriffen, wo man erscheint und spielen kann, sondern als Parcours, den es zu bewältigen gilt", bedauert die Münchner Literaturwissenschafterin Barbara Vinken in ihrem Essay "Angezogen". So gesehen bleibt von ihrem ursprünglichen Auftrag, dass Mode blenden, verlocken und unvernünftig sein soll, immer weniger übrig. Wenn das so weitergeht, wird Mode noch total anti-modisch!