Menschen des Jahres: Was wurde aus … Thilo Sarrazin?
"Sarrazin ist heute der Star der Neuen Deutschen Ungemütlichkeit, einer Art provokantem Bildungsbürger-Punk mit abendländischer No-Future-Tristesse, verbitterter Rechthaberei und aggressiv-trotziger Stinkefingergeste in Richtung moslemischer Migranten", konstatierte profil in der Ausgabe vom 3. Jänner 2011. In seinem Bestseller "Deutschland schafft sich ab", der sich innerhalb von nur vier Monaten 1,2 Millionen Mal verkauft hatte, beschwor der frühere SPD-Politiker und Vorstands-Mitglied der Deutschen Bundesbank die Auslöschung der gesamten mitteleuropäische Geistes- und Lebenskultur durch islamische Zuwanderer. Ganz Deutschland debattierte in der Folge über die Zukunft und den Charakter seines Volks und seiner Leitkultur.
"Die Redaktion von profil hat Sarrazin in offener Abstimmung zum ‘Menschen des Jahres‘ gewählt. Das ist keine Sympathiekundgebung. Es spiegelt wertfrei die Bedeutung Sarrazins für den gesellschaftlichen Diskurs wider", vermerkten Robert Treichler und Martin Staudinger vor sieben Jahren. Der streitbare Deutsche habe zudem mit seinen "Thesen zu Integration und Islam so etwas wie Leitlinien im Wiener Wahlkampf " vorgegeben.
Was macht Sarrazin heute?
Nach Veröffentlichung seines kontroversen Buches schied Thilo Sarrazin im September 2010 aus dem Bundesbankvorstand aus. In seinem im Februar 2014 erschienenen Buch "Der neue Tugendterror. Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland" legte Sarrazin seine zuvor schon in diversen Vorträgen vertretene Position dar, in Deutschland schränke ein „Gleichheitswahn“ die Meinungsfreiheit ein. Im Vorjahr veröffentlichte er eine weitere Publikation mit dem Titel "Wunschdenken. Europa, Währung, Bildung, Einwanderung – warum Politik so häufig scheitert.". Sarrazin ist mittlerweile 72 Jahre alt und tritt gelegentlich in Talk-Sendungen im deutschen Fernsehen auf.