Neue Alben: 5K HD, Olympique
Olympique: Chron (Sony Music)
Ein wenig mutet man es Olympique schon an, dass Sänger und Schlagzeuger gemeinsam im Kirchenchor waren. Dabei wird „Chron”, so heißt das brandneue Album, sogar mit eher unchristlichen Stoner Rock eröffnet, ja wirklich. Fast ein bisschen Schade, dass es am restlichen Album sonst kaum Ausflüge in das härtere Metier gibt, denn es steht den Salzburgern ausgesprochen gut. Dafür trieft ihre Musik geradezu von vorne bis hinten vor klerikalen Kitsch. Das ist im Fall von Olympique nun wirklich nichts negatives. Genau dieser melancholisch überproduzierte Indie-Rock ist das, was Olympiques Identität schafft. Das bedeutet gleichzeitig aber natürlich nicht, dass man dabei nicht auch über das Ziel hinausschießen kann. Der Refrain von „Help” kann im schlimmsten Fall etwa an die Söhne Mannheims erinnern und das dazugehörige Klavier-Outro trieft schließlich nicht mehr, sondern badet im Kitsch. Dementgegen steht die über weite Teile gelungene Einbindung von Elektro-Beats, zum Beispiel bei „Hungry Eyes”. Auch wenn sich die angewandte Progression deutlich spannender verarbeiten ließe - Lea Santee lässt grüßen. Im Großen und Ganzen überwiegt aber der positive Eindruck. Olympique haben im Studio offensichtlich über weite Teile herausragende Arbeit geleistet und der Mix klingt ausgezeichnet, wenn auch vergleichsweise glatt.
5K HD: And To In A (Seayou Records)
Das ist durchaus groß, was einem hier aus den Lautsprechern entgegenspringt. Wie ein glitzernder Monolith landet diese Band mit dem wunderlichen Namen auf diesem Planeten und beginnt zugleich, die musikalischen Fühler in alle Richtungen auszustrecken. Die Musikerin Mira Lu Kovacs, bekannt als Frontfrau der schon besonders tollen Singer-Songwriter-Band Schmieds Puls, hat mit dem Jazz-Erneuern von Kompost 3 das Elektrofunkpunk-Projekt 5K HD aus der Taufe gehoben. Gespielt wird auf dem Debütalbum „And To In A“ in fließenden Übergängen und scharfen Schnitten; einmal als Free-Jazz-Ensemble, dann als Prog-Rock-Gemetzel (grandios im Song „Trouble Boy“), man grüßt zu Dubstep, Funk und R’n’B, mischt alles durcheinander und schafft damit das spannendste Album der aktuellen Herbstsaison. Trotz der messerscharfen Klangästhetik, die einerseits zum gemütlichen Kopfnicken einlädt, andererseits zum durchdrehen auf der Tanzfläche, lauert hinter den zehn neuen Songs nicht nur die Avantgarde, sondern vielstimmige Popmusik. Wie kann das also sein, dass „And To In A“ nicht nur ein berauschendes, aber allzu technisches Klangkaleidoskop aus fremden Sphären darstellt? Einerseits blickt 5K HD in die Zukunft, ist musikalisch ungebunden und dennoch schwer im Hier und Jetzt verankert. „And To In A“ ist bei aller Nischenkunst keine anstrengende Spielerei , sondern ein ganzer Plattenladen voller Melodien, einzigartigem Gesang und großen Gefühlen.
Diese Woche in der unerhört-Playlist:
La Sabotage: Rabengasse (Fettkakao)
Kettcar. Ich vs. Wir (Grand Hotel van Cleef)
Grandbrothers: Open (City Sland)
St. Vincent: „Masseduction“ (Universal)
Farewell Dear Ghost: Neon Nature (Ink Music)