IM KLANGLABYRINTH: Die aus Los Angeles stammende Progressive-Metal-Band Tool legt ihr fünftes Album vor.

Evolutionsschrauben: Tools "Fear Inoculum"

Nach 13 Jahren Tonträgerpause kehren die US-Metal-Feinmechaniker Tool zurück – und entdecken ihr Talent als digitale Verpackungskünstler.

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Lange künstlerische Absenz birgt stets Unwägbarkeiten. Neue Trends mögen ein Comeback blockieren, oder alle Popularitätsreserven sind verbraucht. Tool bilden die Antithese zur Vergesslichkeit im Musikgeschäft. 13 Jahre nach „10.000 Days“ erscheint nun Album Nummer fünf; das öffentliche Interesse an der Band mit den progressiv-kopflastigen Klanglabyrinthen ist ungebrochen.

Die Metal-Alternative-Feinmechaniker müssen sich ihrer Sache auch sicher gewesen sein. Das Opus ist alles andere als eine billige Kopie alter Erfolgsrezepte. Der Titeltrack von „Fear Inoculum“ sendet mit beschwörenden Vocals, flirrenden Power-Gitarren und hypnotischen Beats klare Signale: Tool bleiben gestalterischen Grundprinzipen treu, an der Evolutionsschraube wird trotzdem gedreht.

Insofern gestalten sich die 84 Minuten dieses Werks detailverliebter, intensiver, exzentrischer und komplexer als je zuvor. Zu den Neuerungen gehört die starke Keyboard-Nutzung, wobei manches an den Krautrock der 1970er-Jahre erinnert. Aber Tool waren nie konformistische Adrenalin-Unterhalter für Lederjacken-Kids. Sondern Musikforscher mit Hang zur Grenzauslotung, wie nicht zuletzt die 20 Minuten-Psychedelic-Bewusstseinsexpedition „7empest“ belegt.

Nebenbei haben Tool auch ihr Talent zur Verpackungskunst entdeckt. Die limitierte CD-Deluxe-Edition, erdacht von Gitarrist Adam Jones, erweist sich als Sammlerfetisch (Kostenpunkt: rund 90 Euro). Das Objekt umfasst den wiederaufladbaren 4“-HD-Screen mit Video-Footage, ein USB-Ladekabel, einen Zwei-Watt-Lautsprecher, das 36-seitige Booklet sowie die digitale Download-Card. Jede Menge Nerd-Stoff für die IT-Seele im Musikliebhaber.

Tool: "Fear Inoculum" (Sony)

Diese Woche in der unerhört-Playlist:

Young Thug: So Much Fun Thom Yorke: Anima Big Thief: Not (Song) Chris Staples: Holy Moly Mavi Phoenix: Romantic Mode (Song) Helado Negro: This Is How You Smile MOTSA: Revolution (Song) Nicole Jaey: Breeze (Song) Jenny Lewis: Red Bull & Hennessy (Song)