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Neue Alben von Ebow und Mynth

Neue Alben: Ebow, Mynth

profil unerhört bespricht die Alben der Woche.

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Mynth: Parallels (Seayou Records)

„I don’t do black / I paint wiht colors only“ singt das Wiener Elektropop-Duo Mynth auf ihrem zweiten Album „Parallels“. Kein Wunder, dass die düstere Grundstimmung des Debütalbums einem leichtfüßigeren Sound gewichen ist. Erdacht und eingespielt haben die Zwillinge Giovanna und Mario die zehn neuen Songs zwischen Berlin und Wien. Die zwischen sphärischen Synthieflächen und schleppenden Beats oszillierenden Soundflächen spiegeln nicht nur die Fernbeziehung einer innigen Geschwisterliebe wider, sondern zeigen, dass es zwischen den beiden Hauptstädten viele Clubs zu bespielen gibt. Mynth klingt auf „Parallels“ dank der Bühnenerfahrung mehr nach einer Band als nach einem Popduo auf Sinnsuche. Musik für jede Gefühlslage, vor allem aber für Menschen mit Hang zur feinen Melancholie und gefühlsintensiven Wutausbrüchen.

Ebow: Komplexität (Problembär)

Will man das Jahr 2017 in ein Wort packen, ist „Komplexität“ wohl der Albumtitel des Jahres. So wandert das neue Werk der Münchner Rapperin Ebow nicht nur zwischen politischem Rap und persönlichen Reflektionen, sondern hat für jede Stimmung auch den passenden Beat vorrätig. Neben sozialkritischen Texten darf die Lebensfreude eben nicht zu kurz kommen. Für Künstlerinnen wie die Deutschtürkin Ebru Düzgün alias Ebow, die ihren Zweitwohnsitz mittlerweile in Wien hat, ist eine politische Haltung nicht nur eine Möglichkeit von vielen, sondern zentrale Antriebskraft. Ebow setzt die musikalische Klinge eben dort an, wo es der Gesellschaft noch immer weh tut: „Wenn ich will, trag ich ein Kopftuch“, singt sie im zentralen Song „Punami Power“. Und weiter: „Diese Kanakin sieht zu gut aus, ist zu gebildet, das sprengt eure Kästen muslimischer Frauen.“ Die 13 Songs auf „Komplexität“ zeichnen ein Bild vom Leben in Deutschland und Österreich. Alles ist kompliziert, aber auch unglaublich spannend. Und eine Künstlerin, die von sich selbst behauptet, sie sei die „Frida Kahlo der Straßen“, kann kein schlechter Mensch sein.

Diese Woche in der unerhört-Playlist:

Charlotte Gainsbourg: Rest (Warner) La Sabotage: Rabengasse (Fettkakao) John Maus: Screen Memories (Domino) Sisters: Wait Don’t Wait (Rola Music) Liima: 1982 (City Slang)