Neue Geistergeschichten von Nine Inch Nails
Mit persönlichen Krisen und deren Abwärtsspiralen kennt sich Trent Reznor aus. Immerhin hat das Mastermind der US-Band Nine Inch Nails stilprägende Alben über Selbstzerstörung, Sex-, Drogen- und Alkoholsucht („The Downward Spiral“, 1994) geschrieben. Mit seinem musikalischen Weggefährten Atticus Ross, mit dem er 2014 einen Soundtrack-Oscar für „The Social Network“ gewonnen hat, führt der 54-Jährige nun seine aktuelle Band-Reinkarnation fort – und veröffentlicht in der globalen Ausnahmesituation zwei neue Instrumentalalben als Gratisdownload.
„Während die Nachrichten von Stunde zu Stunde düsterer werden,“ schreibt Reznor auf seiner Website zur Coronavirus-Pandemie, „schwanken wir minütlich zwischen Hoffnung und tiefer Verzweiflung.“ Man habe, so der Künstler weiter, die Kraft und die Notwendigkeit menschlicher Nähe und Verbindung schätzen gelernt. So klingen die teilweise über zehn Minuten langen Ambient-Stücke auf „Ghosts V: Together“ noch geradezu beruhigend – und zeigen die Möglichkeiten von Stabilität und Zusammenhalt. Auf dem zweiten Album ist davon nicht mehr viel zu hören. Nine Inch Nails bieten hier keinen Halt mehr und kein Heilsversprechen. Was folgt ist der drohende Zusammenbruch. „Ghosts VI: Locusts“ ist von Anfang bis Ende erschütternd; das Zusammenspiel von rhythmischer Spannung, Dissonanz und apokalyptischem Lärm.
Alles wird gut.
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