#unerhört: Die wichtigsten Pop-Alben 2017
Kendrick Lamar: Damn. (Universal)
Nein, 2017 wird nicht als Trump-Jahr in die Geschichtsbücher eingehen. Kendrick Lamar, der 30-jährige Rapper aus Kalifornien, erzählt auf seinem Meisterstück „Damn.“ vom Leben im Unruhezustand. Protest. Wiederstand. Liebe. Leiden. Leben. Lamar zeigt, das es heute nicht nur notwendig ist, sich politisch zu engagieren und positionieren, sondern zugleich reflektierend das eigene Handeln zu hinterfragen. Der Soundtrack einer Generation, der noch lange nicht auserzählt ist.
Squalloscope: Exoskeletons for Children (Seayou Records)
Es wird Zeit, dass die österreichische Künstlerin Anna Kohlweis alias Squalloscope auch international gefeiert wird. Auf „Exoskeletons for Children“ zeichnet Squalloscope eine Coming-of-Age-Geschichte in 13 Songs nach: Kleinstadtjugend, ein Leben zwischen adoleszenter Einsamkeit und latenten Fluchtphantasien – dazu elektronische Versatzstücke, feinsinnige Synthie-Beats, field recordings , Spoken-Word-Eskapismus und eine ergreifend schöne Stimme.
Perfume Genius: No Shape (Matador)
Der queere Seattle-Feingeist war bisher eher als Schmerzensmann bekannt. Auf „No Shape“ lässt sich Perfume Genius lieber auf die Liebe ein. Die dreizehn neuen Songs sind eine Befreiung, eine Platte voll triumphaler Popsongs. Das klingt nach Kammerpop mit Funk und R&B. Das ist die Luft zum Atmen.
Mavi Phoenix: Young Prophet EP (LLT Records)
Wenn die Grenzen zwischen HipHop, Pop und R&B, zwischen Linz, Wien und New York ohnehin am fließen sind, ist es nicht verwunderlich, wenn die 22-jährige Oberösterreicherin Mavi Phoenix die Zukunft heimischer Popmusik schon vorwegnimmt. Ihre sechs Song-EP „Young Prophet“ zeigt sich zwischen (Sound-)Revolution, Discokugelschein, Indieheldentum und uneindeutigen Posen (siehe Instagram) wahrlich prophezeiend.
Father John Misty: Pure Comedy (Sub Pop)
Father John Misty liebt Weltuntergangsgeschichten, die er in ruhige bis aufwühlende Neo-Folkrock-Songs packt. Als Allegorie auf den 45. US-Präsidenten will Josh Tillman sein Album aber nicht sehen; seine Zeitgeist-Songs sind wahrlich bigger than life. Zentraler Song: „Leaving L.A.“