Harald Mahrer: Ein Mann für alle Ämter
Wenn es einen wirtschaftspolitischen Job in Österreich zu vergeben gibt, wird gerne auf Harald Mahrer (ÖVP) zurückgegriffen. Im September wird dieser Claus Raidl als Präsident der Österreichischen Nationalbank (OeNB) ablösen. Ab dann wird Mahrer gleich fünf Führungspositionen in der wirtschaftspolitischen Landschaft Österreichs innehaben.
Neben dem OeNB-Präsidenten im Herbst bekleidet er derzeit das Amt des Wirtschaftsbundpräsidenten, des Präsidenten der Wirtschaftskammer (WKÖ) und des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) und ist überdies Obmann der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft (SVA). "Ich bin für mich in der genau richtigen Rolle angekommen", sagte Mahrer Anfang August in einem "Kurier"-Interview auf die Frage, wie es ihm als Präsident der WKÖ sowie an der Spitze des Wifo gehe.
Die Liste der Jobs ist mit den genannten Präsidentschaftsämtern aber noch nicht zu Ende. Mahrer ist außerdem dritter Vizepräsident bei der Sporthilfe und laut Firmencompass Alleingesellschafter sowie Geschäftsführer der HM Tauern Holding Beteiligungsgesellschaft m. b. H. mit Sitz in Spittal an der Drau in Kärnten.
Gerne betont Mahrer, dass er "aus der Wirtschaft" kommt. Seine Karriere startete er jedoch nach dem Studium der Betriebswirtschaft in einem politischen Feld, und zwar als Vorsitzender der Hochschülerschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien. Anschließend widmete sich der am 27. März 1973 geborene Wiener vor allem der Beratungs- und PR-Branche. So gründete er die legend Consulting GmbH und leitete für mehrere Jahre die österreichische Kommunikationsberatung Pleon Publico. Von 2011 bis 2015 war er zudem Präsident der ÖVP-nahen Julius Raab Stiftung.
"Luftblasen" und "Überschriften"?
Den Sprung in die Spitzenpolitik machte Mahrer im September 2014 als Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Mit dem Abtritt von Reinhold Mitterlehner (ÖVP) im Mai 2017 stieg er für etwas mehr als ein halbes Jahr zum Wirtschafts- und Wissenschaftsminister auf. Obwohl er in dieser Position in Anbetracht der im Oktober folgenden Nationalratswahlen nur kurz verweilte, konnte er in dieser Zeit sein jugendliches Image pflegen und sich als moderner und mit den neuen Medien gut vertrauter Politiker positionieren. Mahrer gilt als wirtschafts- und gesellschaftsliberal und wird von Wohlgesonnenen als ehrgeizig beschrieben. Kritiker werfen ihm dagegen das Produzieren allzu vieler "Luftblasen" und "Überschriften" vor.
Nach der Wahl trug sein Ehrgeiz weitere Früchte und die hochrangigen Jobangebote folgten Schlag auf Schlag. Im Dezember 2017 wurde Mahrer als einziger Nachfolgekandidat von Christoph Leitl mit 95,21 Prozent der Stimmen zum Präsidenten des Österreichischen Wirtschaftsbundes gewählt. Im darauffolgenden Jahr 2018 legte Leitl zudem seine Posten als Präsident der WKÖ und des Wifo sowie als SVA-Obmann nieder - alle drei Jobs gingen an Mahrer, innerhalb eines Zeitraums von drei Monaten.
Nun folgt die hochrangige Stelle des Präsidenten der OeNB. Damit ist Mahrer Vorsitzender des Generalrates und neben dem Direktorium für die Leitung und Verwaltung der Nationalbank zuständig.