Tatort Praterstraße
"Sie sind entmenschlicht"

Messerattacke in Wien: "Sie sind entmenschlicht"

Afghanistan-Experte Sarajuddin Rasuly über die Messerattacke in Wien und das Milieu der Täter.

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profil: Es herrscht Unverständnis, wie man aus bloßem Frust über sein Leben wahllos eine Familie niederstechen kann. Wie kann eine Tat wie in der Praterstraße passieren? Rasuly: Manche Flüchtlinge aus Afghanistan kamen kriminell oder sind es auf der Flucht geworden. Zwischen Afghanistan, Pakistan, Iran, Türkei gingen sie stehlen oder handelten für die Schlepper mit Drogen. Einige junge Männer wurden sogar von diesen vergewaltigt. Wenn sie in Österreich ankommen, sind sie entmenschlicht und entsprechen überhaupt nicht mehr den Normen einer funktionierenden Gesellschaft. Sie haben die Hemmschwelle zur Gewalt abgelegt.

profil: Und das Messer ständig dabei? Rasuly: Auf der gefährlichen Flucht ist es zum Schutz der eigenen Person oder der Gruppe stets dabei. In Österreich legen es jene nicht ab, die in der Nacht herumstreifen.

profil: Was tun mit diesen Burschen? Rasuly: Die Biografien und Altersangaben der Auffälligen und Kriminellen erneut prüfen, auch mithilfe der Behörden in den Heimatländern; nötigenfalls abschieben; mit den Afghanen in Österreich zusammenarbeiten und jenen, die bleiben dürfen, erneut klarmachen, was geht und was nicht. Ich stehe bereit.

profil: Wie kann man verhindern, dass Afghanen nun unter Generalverdacht geraten? Rasuly: Der Großteil der Afghanen lebt friedlich in Österreich - teilweise seit Jahrzehnten. Fast täglich erzählen mir Schüler, dass sie gemobbt werden, schlechte Leute zu sein. Das bringt mich zum Weinen. Man kann nur an die Vernunft der Österreicher und vor allem der Medien appellieren, zu differenzieren.