"Man bringe den Spritzwein!": Michael Häupl in Zitaten
Michael Häupl gilt nicht nur als mächtige Stimme in der SPÖ, sondern auch als verlässlicher Lieferant pointierter Sager. Im Folgenden eine Auswahl an Zitaten:
Der Stadtchef zeigte immer wieder Bereitschaft zur Selbstreflexion:
"Ich bin ein lockerer Bursche." - Meinte er etwa 2008, noch mit der absoluten Mandatsmehrheit ausgestattet.
"Ich bin kein zweckentleerter Motschkerant." - Nörgeln ohne Ziel ging bei Häupl auch 2009 nicht.
"Ich bin Bürgermeister, nicht Gott." - Manche erwarteten 2009 scheinbar zu viel von Häupl und seiner Absoluten.
"Ich bin weit weniger autoritär als mein Ruf." - 2012 musste man sich die politische Macht bereits mit den Grünen teilen, und tat das zumindest diesen Beteuerungen nach auch wirklich.
"Weicheierei ist mir ohnehin nie gelegen." - 2015 mit Blick auf den Wiener Wahlkampf gegen die FPÖ.
Insofern rüffelte Häupl immer wieder seine eigenen Genossen bzw. musste vor allem zuletzt immer wieder Auskunft zu internen Querelen geben:
"Ein Sozialdemokrat hat zu reden wie ein Sozialdemokrat und nicht wie die Pegida." - Der Parteichef forderte 2015 Haltung ein.
"SPÖler sollten bei dem Thema wie Sozialdemokraten reden - und nicht freiheitlichen Mimikry betreiben." - Noch ein Appell zum Thema Asyl an die eigenen Reihen im Wiener Wahlkampf 2015.
"Jedes Bett für Asylsuchende ist wertvoller als sinnlose Zurufe." - Diesmal gegen Burgenlands Landeshauptmann und Parteifreund Hans Niessl - ebenfalls 2015.
1993 übernahm Häupl das Amt des Wiener Landesparteivorsitzenden, 1994 wurde er schließlich Bürgermeister. Seitdem setzte er immer wieder Impulse in der Wiener SPÖ, sei es im Programm oder im Wahlkampf:
"Wien darf nicht verwechselbar mit dem Zentralfriedhof werden." - Vor allem in Sachen Jugendkultur sah der Parteichef 1996 bei der Präsentation des SPÖ-Wahlprogramms noch Aufholbedarf.
Immerhin sei die SPÖ die "lustigere Partei, wenn ich mir all die anderen mieselsüchtigen Koffer anschaue, die so herum rennen". - Diese Aussage Häupls 1999 sorgte für einiges an Aufsehen, von der Opposition wird sie ihm ab und zu gerne heute noch vorgeworfen.
"Man schickt mich in den Krieg gegen diesen Finsterling, um auch in Zukunft ein von der Welt bewundertes Wien zu haben. Okay. Ich mach' das. Aber dann darf man mich nicht schimpfen, wenn ich aus einer Schlacht verschwitzt, leicht blutig und gelegentlich mit groben Worten zurückkomme." - Die Freiheitlichen mauserten sich im "Kampf um Wien" jedoch bald zum Erzfeind Nummer Eins, 2008 in Form von "dunklen Mächten" vulgo Heinz-Christian Strache.
"Wien ja nicht in Deppen-Hand." - Und wieder der Wahlkampf: Häupl dichtete 2009 nach freiheitlichem Vorbild.
"Wir sind - mit Verlaub gesagt - nicht die Deppen der Nation." - Häupls Hinweis aus 2014 darauf, dass Wien nicht alleine Platz für Asylwerber schaffen kann.
Für seine Zurückhaltung war der Bürgermeister allerdings ohnehin nie bekannt:
"Ihr könnt einen von diesen Blödeln wählen, aber ihr müsst wissen, was ihr tut." - Die Wiener Opposition kam 2008 nicht sonderlich gut weg.
"Wahlkampf ist Zeit fokussierter Unintelligenz. Da passieren halt gelegentlich Dinge, die nicht gescheit sind - leider auch in der eigenen Partei" - 2005 setzte es auch eine Rüge für die eigenen Mitstreiter.
"Ich bin Teil dieses Wahlkampfes und damit auch Teil der fokussierten Unintelligenz." - Und noch mal diese Sache mit dem Fokus, 2013 allerdings mit einem selbstkritischen Unterton.
"Wenn Sie Ihre Tochter nicht in die Schule lassen, dann reiß ich ihnen die Ohrwascheln ab." - Aber auch Dritte kommen ab und zu in den Genuss der direkten Art des Bürgermeisters, 2008 beispielsweise ein türkischer Vater am Wiener Brunnenmarkt.
"Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig." - Häupls Sager über die Lehrer aus 2015 ist inzwischen ein Klassiker.
"Verarschen tu ich mich lieber selber, weil das ist lustiger." - Häupl fand 2016 Oberösterreichs Argument, man könne nicht mehr Flüchtlinge aufnehmen, weil so viele in Wien seien, nur bedingt zum Lachen.
Mit der Wien-Wahl 2010 verlor die Wiener SPÖ die absolute Mandatsmehrheit und musste sich einen Koalitionspartner suchen. Zum ersten Mal in der Wiener Geschichte fiel die Wahl dabei auf die Grünen. Ein Pakt, der 2015 eine Neuauflage erfuhr:
"Ich habe mich zu entscheiden gehabt, ob ich mit einem Partner zu leben habe, mit dem ich mich um die eine odere andere Straße streite, oder mit einem Partner, mit dem ich mich täglich um die Bildungspolitik streite." - Häupl begründete seine Entscheidung vor allem mit inhaltlichen Übereinstimmungen - damals hatte er freilich noch nichts von der verkehrsberuhigten Mariahilfer Straße gehört. (2010)
"Wir werden zuerst das Ei legen und es dann ausführlich begackern." - Das Koalitionsabkommen steht am 12. November 2010, geht es nach dem Bürgermeister, soll dennoch ein Schritt nach dem anderen gesetzt werden.
"Man bringe den Spritzwein!" - Der Koalitionspakt, der am 15. November 2010, unterzeichnet wurde, musste natürlich auch gebührlich begossen werden.
"Wir müssen ja nicht als Almdudlerpärchen auftreten - bei aller Wertschätzung für dieses Getränk." - Häupl bemühte sich im Wahlrechtsstreit 2015 um Distanz zur grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou.
"Das einzig Grüne, das ich mag, ist der Grüne Veltliner." - Im Herbst 2016.
Seine Zukunft nach dem Bürgermeisteramt ließ Häupl meist im Ungewissen:
"Das Anforderungsprofil eines Bundespräsidenten verglichen mit meinem Charakterprofil ist inkompatibel." - Bundespräsident kam jedenfalls 2011 noch nicht infrage.
"Wenn man hier im Haus auch nur andeutet, wann man beabsichtigt zu gehen, dann kommt der Amtsdiener nicht einmal mehr mit einem Kaffee herein." - Das könnte natürlich auch in der Angst begründet sein, nach der Äußerung solcher Wünsche künftig am Trockenen zu sitzen. (2012)
"Seit 20 Jahren bereite ich mich auf ein Leben ohne die von der Demokratie geliehenen Macht vor." - Für immer kann man allerdings nicht Bürgermeister bleiben, das war 2013 auch Häupl klar.
"Die Politiker von morgen werden eher trockene Managertypen. Wir Entertainer sterben aus." - Ein bisschen Sorge um den Nachwuchs musste allerdings trotzdem sein. (2012)
Einen "Kronprinzen" wollte Häupl nicht bestimmen:
"Ich bin mein eigener Nachfolger." - Meinte er noch 2015.
"Es passt kein Blatt Papier zwischen uns." - Versicherte er Anfang 2016 zu den sich anbahnenden Flügelkämpfen der Wiener SPÖ.
"Niemand ist gestürzt worden. Sie sehen mich in aller Pracht und Herrlichkeit." - Im November 2016 nach einer Krisensitzung.
"Offen gesagt und wienerisch gesagt, das ist mir wurscht." - Manche parteiinterne Kritik ließ Häupl recht kalt.
"Das Schauspiel, das wir Sozialdemokraten in den letzten Wochen geboten haben, ist an sich einer Organisation wie der SPÖ nicht würdig." - Selbstkritik im Jänner 2017.
"Ich hab immer einen Plan." - Versicherte der Bürgermeister Mitte März im Zuge der Nachfolge-Debatte.
"Ich werde mich jedenfalls dafür einsetzen, dass mein Nachfolger jemand wird, der Wahlen gewinnt." - Über Details ließ er freilich einmal mehr alle Beteiligten im Ungewissen.
"Ich bin nicht der Erbhofbauer." - Auch im Frühling 2017 zeigte Häupl keine Lust, einen Nachfolgekandidaten zu nennen.
"Ich habe die Iden des Märzes gut überstanden und es gibt Parteifreunde, die sagen, Brutus hat sich bereits selbst erledigt." - Über die parteiinternen Rufe nach seinem Rücktritt im Sommer 2017.
Die Differenzen im SPÖ-Wahlkampfmanagement im Vorfeld der vergangenen Nationalratswahl sah Häupl nicht als Drama:
"Nicht jede Büroquerele ist eine Katastrophe oder ein Grabenkampf." - August 2017
"Ein Wahlkampf ist kein Elmayer-Tanzkurs." - Häupl analysiert im Nationalratswahlkampf 2017 einmal mehr die "Zeit fokussierter Unintelligenz".
"Schreiben Sie in ihr Protokoll: Der Bürgermeister verdreht die Augen." - Am Stammtisch-Video von Bundesparteichef Christian Kern fand er keinen Gefallen. (2017)
"Ich bin ein Kernianer." - Fan ist er trotzdem. (2017)
"Mei Wien is ned deppert." - Zumindest das Wien-Ergebnis bei der Nationalratswahl sorgte für Freude nach der Nationalratswahl im Herbst 2017.
"Das Steinzeitgen der Sozialdemokratie ist die Opposition." - Häupl sieht die Bundespartei im Jänner 2017 für ihre neue Rolle gerüstet.