Zugehört - Jede Stimme zählt

Hier reden ganz normale Menschen, die sonst selten zu Wort kommen. Eine Serie zur Nationalratswahl. Diesmal mit der Landwirtin Maria Kopper.

Drucken

Schriftgröße

Maria Kopper, 45

Ich habe immer gesagt: Jeder Job, nur nicht Bäuerin. Jetzt bin ich Mitte 40 und führe seit mehr als 20 Jahren eine Landwirtschaft. Ich bin in der Steiermark geboren, meine Jugend habe ich in Wiener Neudorf verbracht. Meine Eltern sind dort aus beruflichen Gründen hin. Mit 23 habe ich meinen heutigen Mann kennengelernt. Als er sich vorstellte, sagte er, er ist aus Stambach in der Steiermark -und ein Bauer. Super, dachte ich mir. Ich habe damals bei einer Bank gearbeitet und später eine landwirtschaftliche Fachschule besucht. Heute betreiben wir gemeinsam den Hof und haben vier Kinder. Der Älteste will den Betrieb übernehmen, meine Tochter studiert in Wien, die anderen beiden sind noch auf dem Weg zur Matura. Ich sage immer: Das Wichtigste, das wir ihnen mitgeben können, ist Bildung. In der Landwirtschaft gibt es für viele keine Zukunft mehr.

Ich würde mir wünschen, dass mehr Bewusstseinsbildung über unsere Arbeit betrieben wird. Es gibt viele Vorurteile. Es heißt, wir Bauern haben so viele Privilegien und dass hier das große Geld fließt. Aber in der Realität ist vieles nicht so rosig. Es ist eine harte Arbeit.

Manchmal zweifle ich daran, ob man sich von der Politik überhaupt noch etwas erwarten kann. Die Schuld trifft keinen Einzelnen, es liegt am System."

Ich weiß nicht, wen ich im Herbst wählen werde. Am Ende ist es sowieso eine Gefühlsentscheidung. Manchmal zweifle ich daran, ob man sich von der Politik überhaupt noch etwas erwarten kann. Die Schuld trifft keinen Einzelnen, es liegt am System. In der Flüchtlingskrise hat sich wieder gezeigt, dass es unmöglich ist zusammenzuarbeiten. Jeder betreibt nur kleinkarierte Parteipolitik. Die Flüchtlinge machen hier immer noch vielen Menschen Sorgen. Ich glaube, das große Problem ist, dass keiner weiß, was passiert. Viele informieren sich auch nicht richtig. Bekommen die wirklich so viel Geld? Diese Frage höre ich oft. Ich finde es nicht richtig, dass diejenigen, die arbeiten wollen, nicht dürfen. Wenn mich jemand um Hilfe bitten würde, würde ich nicht verneinen. Andererseits ist auch die Sorge wegen dieser Terroranschläge da.

Trotzdem habe ich keine Angst, dass es meinen Kindern einmal schlechter gehen wird. Wenn wir uns nicht ganz blöd anstellen, wird auch die Zukunft lebenswert sein. Dafür braucht es aber ein Umdenken. Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Der Umweltschutz war sowieso lange egal. Ich versuche, nachhaltig zu leben. Auf unserem Hof produzieren wir Bio-Milch. Die Kühe können selbst entscheiden, wann sie auf die Weide oder schlafen wollen. Ich wünschte, die Menschen würden mehr leben und nicht nur an Arbeit und Geld denken. Egal, wie viel jemand hat, jeder will mehr. Das ist unsere Wohlstandskrankheit.