PERRY-RHODAN-REIHE: In einer Folge landen die Helden auf dem Mond – in der Fiktion geschah dies erst 1971.

Mondlandung: Wahre Visionen

Astronom, Autor und Science-Busters-Mitglied Florian Freistetter über das höchst fruchtbare Wechselspiel von Science und Fiction.

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Schon im 2. Jahrhundert vor Christus erzählte der griechische Satiriker Lukian von einem Schiff, das durch einen Wirbelsturm von der Erde zum Mond gelangt. Johannes Kepler berichtete in seinem Buch "Somnium" aus dem Jahr 1634 von einer magischen Reise zu unserem Nachbarn im All. Cyrano de Bergerac, Washington Irving, Edgar Allan Poe, Hans Christian Andersen, Jules Verne: Der Flug zum Mond war im Lauf der Jahrhunderte ständig präsent, und es ist kein Wunder, dass die Fiktion schließlich real wurde. Das Wechselspiel von Science-Fiction und Wissenschaft war stets für beide Disziplinen äußerst fruchtbar. Konstantin Ziolkowski, der 1903 die berühmte Raketengrundgleichung veröffentlichte, die heute noch die Grundlage der Raumfahrt darstellt, wurde zu seinen Gedanken über das Reisen zwischen den Himmelskörpern durch die Bücher von Jules Verne angeregt. Zuerst begnügte er sich damit, selbst fantastische Erzählungen zu schreiben. Dann wurde die Arbeit immer wissenschaftlicher - bis sie in der Raketenforschung gipfelte, die ein paar Jahrzehnte später Menschen zum Mond brachte. Auch Hermann Oberth und andere Pioniere der Raumfahrt zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren von Science-Fiction fasziniert und versuchten mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit, real werden zu lassen, was sie in den Geschichten gelesen hatten.

"Perry Rhodan"-Heftserie

Am 8. September 1961 erschien Ausgabe 1 der "Perry Rhodan"-Heftserie. Im ersten der mittlerweile mehr als 3000 Hefte landete ein Raumschiff der U.S Space Force unter dem Kommando von Major Perry Rhodan auf dem Mond. In der fiktiven Welt der Serie geschah das im Juni 1971, also zwei Jahre nach der historischen Mondlandung. In den weiteren Folgen verlagerte sich die Handlung auf die Venus. Perry Rhodan und seine Mitstreiter trafen dort auf eine heiße Dschungelwelt, die von dinosaurierähnlichen Tieren bewohnt wurde. Aus Sicht der frühen 1960er-Jahre war dieses Szenario nicht so absurd, wie es heute erscheint. Damals war noch keine Raumsonde auf der Venus gelandet. Die Wissenschaft vermutete zwar, dass es dort extrem heiß und lebensfeindlich ist. Aber die dicke Wolkenschicht, welche die Venus umgibt, machte präzise Erkenntnisse aus der Ferne unmöglich. Es war durchaus noch plausibel, sich die Venus als erdähnliche, aber wegen ihrer größeren Nähe zur Sonne auch heißere Welt vorzustellen. Die Science-Fiction-Autoren machten daraus, was gute Science-Fiction auszeichnet: auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft darüber zu spekulieren, was möglich sein könnte.

Die Wissenschaft wiederum nutzt die Ideen der Kreativen als Inspiration, um Fiktion und Realität in Einklang zu bringen - idealerweise, indem man umsetzt, was die Fantasie versprochen hat. Aber den meisten Wissenschaftern bereitet es genauso viel Spaß, zu untersuchen, wo Fantasy übers Ziel hinausgeschossen hat. Im ersten Fall regt Science-Fiction den wissenschaftlichen Fortschritt an. Im zweiten Fall kann die Wissenschaft die Fiktion nützen, um ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit zu vermitteln.

Erfolgreiches Wechselspiel

Das Wechselspiel zwischen Fantasie und Wirklichkeit läuft seit langer Zeit höchst erfolgreich. Das Jubiläum der ersten Landung auf dem Mond wird mit Sicherheit für neue fantastische Abenteuer auf unserem Nachbarn im All sorgen. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass es in Wahrheit Österreicher und Deutsche waren, die dort zuerst eintrafen? So ist das zumindest in der Welt der "Austrian Superheroes", die dort schon 1962 auf eine außerirdische Basis stießen. Seit 2016 gibt es die österreichischen Helden, ins Leben gerufen von Harald Havas und umgesetzt von österreichischen Zeichnerinnen und Zeichnern. In Ausgabe Nummer 17 landen die Abenteuer auf dem Mond. "Wir wollten einen leicht ironischen Rückblick auf die Superhelden der 1960er-Jahre bieten", sagt Havas. "In dieser Zeit war der Erdtrabant erstmals in greifbarer Nähe. Nach Jahrtausenden der Mythologie und der astronomischen Beobachtung erschien es möglich, dort wirklich hinzufliegen. Natürlich hat das die Science-Fiction und die Superhelden-Comics dieser Zeit sehr inspiriert."

Ein weiteres Resultat des Traums von der Raumfahrt ist nicht zuletzt die 1966 entstandene Serie "Star Trek". Ihr Motto kann bis heute auch als Leitbild für die Wissenschaft gelten: "To boldly go where no one has gone before."