Müssen Lehrer wie Top Executives behandeln
Ali Mahlodji, der Schulen besucht, um seine Erfahrungen zu teilen und Schülern und Pädagogen Zukunftsthemen näher zu bringen, erklärt wie die Schule der Zukunft aussehen sollte.
Sie haben in den vergangenen Jahren viele Schulen besucht, was ist ihr Eindruck: wie innovativ oder veraltet ist unser Bildungssystem?
Ali Mahlodji
Ich verbringe die Hälfte meiner Zeit mit Jugendlichen und die andere Hälfte in der Wirtschaft, mit Führungskräften in Unternehmen. Wenn man beide Welten sieht, versteht man auch, warum wir uns in der Wirtschaft zu schwertun, innovativ zu sein. Das echte Problem unserer Schulen ist, dass das Schulsystem niemals dafür gedacht war, sich zu verwandeln. Systeme an sich per Deffnition sind ja Dinge, die man nicht leicht verändern kann. Im Bildungssystem hat niemand an Veränderung gedacht, sondern es ging damals darum, Menschen für eine Wirtschaft vorzubereiten, in der alles planbar ist. Die Schule ist eine staatliche Organisation, die auch in keiner Konkurrenz steht – was auf der einen Seite sehr gut ist, auf der anderen
Seite natürlich Menschen dazu bringt, erst danach die Frage zu stellen: Was braucht die Welt wirklich?
Und ja, es gibt im österreichischen Bildungswesen sowohl in staatlichen als auch privaten Schulen unfassbar viel Innovation. Allerdings hängt die immer vom jeweiligen Lehrpersonal und den Direktoren ab. Es gibt eben tolle Initiativen, die Lehrer und Lernende einladen, das System mal zu hinterfragen und innerhalb des Systems, innerhalb des Gesetzes, ganz neue innovative Wege zu gehen. Aber wir sind sehr weit weg davon, dass unsere Jugendlichen, unsere Schüler oder Schulen auch nur annähernd für die echte Welt vorbereitet sind. Das heißt, die Veralterung des Systems überwiegt definitiv.
Seite natürlich Menschen dazu bringt, erst danach die Frage zu stellen: Was braucht die Welt wirklich?
Und ja, es gibt im österreichischen Bildungswesen sowohl in staatlichen als auch privaten Schulen unfassbar viel Innovation. Allerdings hängt die immer vom jeweiligen Lehrpersonal und den Direktoren ab. Es gibt eben tolle Initiativen, die Lehrer und Lernende einladen, das System mal zu hinterfragen und innerhalb des Systems, innerhalb des Gesetzes, ganz neue innovative Wege zu gehen. Aber wir sind sehr weit weg davon, dass unsere Jugendlichen, unsere Schüler oder Schulen auch nur annähernd für die echte Welt vorbereitet sind. Das heißt, die Veralterung des Systems überwiegt definitiv.
Wie sehr sind Lehrkräfte, Schulbetreiber, aber auch
Ali Mahlodji
Ein Riesenproblem sind aus meiner Sicht Eltern, weil die überfordert sind. Eltern haben ja irgendwann dieses Bild bekommen: du gibst dein Kind in die Schule, und dann wird alles gut. Aber wir haben während Corona gesehen, dass die Lehrkräfte in den letzten Dekaden komplett links liegen gelassen worden sind. Immer, wenn ich an Pädagogischen Hochschulen eingeladen werde, merke ich, dass die Wertschätzung extrem gering ist. Es gibt Zustände, wo es kein Wunder ist, dass die richtig guten Leute, die eigentlich Lehrkräfte weiterbilden sollten, eher in die Privatwirtschaft gehen. Die Lehrkräfte, die Schulbetreiber auf der Schule und Eltern, die wollen auf jeden Fall, dass es innovativ wird. Es wäre sehr gut, wenn man allein den Lehrkräften wirklich Zeit freischaffen würde, damit sie nicht ständig Administratives abarbeiten, sondern sich echt auf das Fokussieren können, was sie sollen – nämlich Jugendliche auf die Zukunft vorbereiten.
Wie sieht die Schule der Zukunft Ihrer Vorstellung nach aus?
Ali Mahlodji
Wie ein Ort, wo du viel experimentieren kannst, wo du vieles probieren kannst und wo die Lehrer lernen eigentlich am Seitenrand zu stehen, wie Coaches und Mentoren, und dich dazu inspirieren, Dinge zu probieren. Sie müsste eine Art Spielplatz werden, wo man Talente entdecken und Dinge probieren kann.
Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf bei der Veränderung des Schulsystems?
Ali Mahlodji
Den größten Handlungsbedarf haben wir bei der Frage, wie wir mit den Lehrern umgehen. Du wirst als Lehrkraft einmal ausgebildet. Das Hauptproblem ist, dass Lehrer eigentlich die echte Welt da draußen ständig kennen müssten und die neuesten Entwicklungen in die Schulen reinbringen müssten, Aber sie werden alleine gelassen, und wir brauchen noch gar nicht über Lehrpläne reden. Wir brauchen nicht über Inhalte reden, nicht über Ausstattung reden, wenn Lehrende nicht genau genauso behandelt werden wie Top-Executives in einer Firma. Die bekommen Coachings und Supervision. Es wäre sehr gut, wenn man allein den Lehrkräften wirklich Zeit freischaffen würde, damit sie nicht ständig Administratives abarbeiten, sondern sich echt auf das fokussieren können, was sie sollen – nämlich Jugendliche auf die Zukunft vorbereiten. Man könnte ihnen zum Beispiel Assistenten zur Verfügung stellen, damit sie mehr Zeit für Weiterbildung haben.
Noch ein Blick in die Zukunft: Wann werden wir die letzte Tafel in einem Klassenzimmer sehen?
Ali Mahlodji
Ich glaube, dass die Tafel bleiben wird. Menschen brauchen irgendwelche Flächen, wo sie etwas aufzeichnen können. Ich erlebe es ja auch bei mir selbst. Ich habe zwar ganz viele digitale Tools in meinem Büro, aber manchmal ist das Haptische auch gut. Die Tafel wird sich aber sicher verändern, etwa mit Technologien wie Augmented Reality. Es wird noch dauern, aber ich gehe davon aus, dass wir eine komplette Veränderung des Klassenzimmers erleben werden.