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Addiko-Bank: Nächste Runde im Machtpoker

Nachdem die slowenische Bank NLB mit ihrem Übernahmeversuch gescheitert ist, geht der Poker um die Balkan-Bank Addiko - eine Nachfolgerin der Hypo Alpe Adria - weiter.

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Kein Interesse. Oder genauer gesagt: zu wenig davon. Das ist, zusammengefasst, die Reaktion der Aktionäre der Addiko-Bank auf das Übernahmeangebot der slowenischen Nova Ljubljanska Banka (NLB). Bis vergangenen Freitag wollte die teilstaatliche slowenische NLB 75 Prozent an Addiko erwerben und hatte den Aktionären 22 Euro je Aktie angeboten. Am Dienstagabend teilte NLB dann ad hoc mit: „Bis zum Ende der Annahmefrist wurden der Zahl- und Abwicklungsstelle insgesamt 7.096.224 Addiko-Aktien zum Verkauf angeboten; dies entspricht 36,39 Prozent aller ausgegebenen Addiko-Aktien.“ Zu wenig also, um Mehrheitseigentümer der Balkan-Bank, die auf Konsumkredite spezialisiert ist, zu werden. 

Addiko ist 2016 aus dem Balkangeschäft der mittlerweile abgewickelten Hypo Alpe Adria hervorgegangen. In Österreich gibt es mit Ausnahme der Firmenzentrale keine Filialen, aber in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens betreibt das Finanzinstitut mit österreichischer Banklizenz 155 Filialen und betreut über 900.000 Kunden. Die Bilanzsumme beläuft sich auf rund sechs Milliarden Euro – eine ganze Menge also. 

In den vergangenen Monaten wollten gleich drei Anleger Anteile an Addiko erwerben:  Im März hat die Agri Europe Bankgruppe des serbischen Unternehmers Miodrag Kostic ein Übernahmeangebot für 30 Prozent an Addiko abgeben, um knapp mehr als 16 Euro je Aktie. Agri Europe, die zur Agri Holding in Zypern gehört, hält derzeit 9,9 Prozent an Addiko.

Mitte Mai hat NLB ihr Kaufinteresse bekannt gegeben und am 7. Juni ein Übernahmeangebot gelegt. Als Mehrheitseigentümerin hätte sie freie Hand bei der Bestellung des Aufsichtsrats und damit des Vorstands. Und sie hätte auch bei grundlegenden strategischen Entscheidungen freie Fahrt. Daraus wird nichts – vorerst.

Aufsicht prüft

Es greift aber auch noch ein zweiter Serbe nach der Bank mit ihrer österreichischen Konzession – Davor Macura. Ihm gehört die serbische Alta Pay Group. Diese besitzt schon 9,63 Prozent der Addiko. Zusätzlich hat Alta Pay im März über Optionen über 19 Prozent an der Bank erworben und hält damit rund 30 Prozent an der Bank.

Vor allem letzterer ist aber der heimischen Bankenaufsicht und der Europäischen Zentralbank (EZB), welche die Addiko aufgrund ihrer Größe direkt beaufsichtig, ein Dorn im Auge. profil berichtete ausführlich. Im Juli hat er den Antrag auf Nichtuntersagung des Erwerbs einer Beteiligung von mehr als zehn Prozent bei der zuständigen Finanzmarkaufsicht (FMA) zurückgezogen. Anteilübernahmen sind laut dem Aktiengesetzt ab einer bestimmten Höhe genehmigungspflichtig. 

Dann hat die EZB vergangene Woche auch noch überraschend mitgeteilt, dass die mit den Aktien verbundenen Stimmrechte von Davor Macuras Alta Pay und einem zweiten serbischen Investor – Diplomat Pay – vorerst ruhend gestellt werden. Das bedeutet, sie sind eingefroren, die Shareholder können mit ihren Anteilen also nichts machen. Beide Unternehmen halten gemeinsam eine qualifizierte Beteiligung von 19,62 Prozent. Aber, so der Vorwurf: Sie hätten es laut Aufsicht unterlassen, das der FMA ordnungsgemäß anzuzeigen. 

Der Bankenaufsicht sind Investoren aus Serbien derzeit ein Dorn im Auge. Das hat auch damit zu tun, dass Serbien nicht in der EU ist, sich nicht an die strengen Sanktionen gegen Russland beteiligt und eine Reihe serbischer Banken russische Kunden hat. Grundsätzlich müsste die NLB aus rechtlichen Gründen ein Jahr lang warten, um den Aktionären ein neues Übernahmeangebot zu machen. Das Gesetzt erlaubt aber – zumindest in der Theorie – Ausnahmen. Die NLB dürfte jedenfalls großes Interesse an Addiko haben. Sie hatte zuvor schon nicht ausgeschlossen, den Aktionären ein neues Angebot zu machen. „NLB bleibt der Umsetzung ihrer neuen Geschäftsstrategie verpflichtet, einschließlich anderer Übernahmemöglichkeiten“, wird CEO Blaz Brodjnak in einer Aussendung zitiert. Die nächste Runde im Machtpoker kommt bestimmt. 

Marina Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".