Amag in Ranshofen: Doch kein neues Industriegebiet
Für die AMAG ist der Deal vom Tisch. „Wir ziehen uns aus den Ausweitungsplänen zurück“, sagte Gerald Mayer, Chef des Aluminiumproduzenten, vorvergangene Woche den „Oberösterreichischen Nachrichten“. 2020 hatte sich die AMAG in einer vertraulichen Braunauer Gemeinderatssitzung eine Kaufoption für 38 Hektar Stadtwald gesichert, weitere 34 Hektar sollten anderen Betrieben angeboten werden. Einzig die Grünen waren gegen den Verkauf des Waldes gewesen. In Neukirchen an der Enknach, auf dessen Gemeindegebiet der Forst liegt, arbeitete man indes an der Umwidmung in Industriebauland.
Für viele Braunauerinnen und Braunauer kam die Absage Mayers überraschend – und die meisten sind erleichtert. Das Industriegebiet hätte große Teile eines beliebten Erholungsgebiets betroffen, die ohnehin riesige Industriestätte wäre um weitere 50 Prozent gewachsen. Der Widerstand in der Bevölkerung war zuletzt massiv. Man findet kaum eine Straße in Braunau oder Ranshofen ohne Protestplakate mit der Aufschrift „Zukunft Lachforst in Gefahr“.
Auch die zuständigen Behörden hatten dem Vorhaben reihum Absagen erteilt. Die geplante Erweiterung sei „strikt abzulehnen“, schrieb etwa die Forstabteilung der Bezirkshauptmannschaft Ried im Innkreis in einer Stellungnahme 2021. Einer Rodung werde man keinesfalls zustimmen. Ähnlich das Urteil der Direktion Straßenbau und Verkehr in Linz; sie rechnete mit einer massiven Überlastung der ohnehin verkehrsgeplagten Region. Die Landesabteilung Raumordnung kam schließlich zu folgendem Urteil: „Unter Berücksichtigung der kritischen bzw. negativen Stellungnahmen und aufgrund des hohen nicht nachvollziehbaren Flächenverbrauchs bei gleichzeitig beträchtlichen Baulandreserven mit dem daraus resultierenden großflächigen Verlust eines Naherholungsraumes kann eine positive Beurteilung aus raumordnungsfachlicher Sicht derzeit nicht in Aussicht gestellt werden.“
Der AMAG wurde der Plan nun offensichtlich zu heiß. Zumal der Konzern immer betont hatte, das Waldgebiet nur als „strategische Reserve“ zu kaufen, und nicht vorhabe, es in naher Zukunft zu bebauen.
In Braunau war schon lange gerätselt worden, wer ursprünglich auf die Idee gekommen war, zig Hektar Wald ohne Bedarf in Industriebauland zu verwandeln. Die Beteiligten hatten daraus lange ein Geheimnis gemacht. Nun wehrte sich CEO Gerald Mayer gegen den immer wieder auftauchenden Vorwurf, die AMAG hätte das Projekt angeleiert. „Uns war die Fläche angeboten worden“, stellte er klar.
Ging der Waldverkauf also doch vom Braunauer Bürgermeister Johannes Waidbacher (ÖVP) und seinem Neukirchner Amtskollegen Johann Prillhofer (SPÖ) aus? „Zu dem Zeitpunkt … waren viele Betriebe im In- und Ausland auf der Suche nach betrieblichen Flächen. Um die ortsansässigen Firmen nicht zu übergehen, wurden mit diesen Gespräche über deren Entwicklungsstrategien am Standort geführt“, so die Bürgermeister in einer Stellungnahme gegenüber profil.
Beide hatten trotz des Widerstands aus der Bevölkerung und des massiven Einspruchs der Behörden bis zuletzt daran festgehalten. Nach dem Rückzug der AMAG sei das Widmungsverfahren aber „selbstverständlich neu zu bewerten“. Am 29. September gaben die beiden schließlich bekannt, das Verfahren zurückzuziehen. Aber: Sie würden Optionen prüfen, "ob eine Widmung einer Teilfläche, in reduzierter Form, in Betriebsgebiet möglich und sinnvoll erscheint", so die Waidbacher und Prillhofer gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten".
Manuel Parfant von den Braunauer Grünen warnt: "Jetzt besteht natürlich die Gefahr, dass dieselbe Fläche in den nächsten Jahren scheibchenweise umgewidmet wird." Man solle in Braunau, wie in vielen anderen Gemeinden auch, an Obergrenzen für Gewerbe- und Industriebauland denken.
Der Verein Gesunde Zukunft Braunau hat sich von Anfang an mit aller Kraft gegen das reichlich absurde Projekt gestemmt. Sprecherin Margarete Schwinghammer ist heilfroh über den aktuellen Etappensieg. Sie und ihre Mitstreiter müssen aber wohl wachsam bleiben: „Wir werden den Lachforst nicht aus den Augen lassen.“