Attersee: Mangelnde Transparenz bei geplanter Trinkwasserabfüllanlage
Die FKK-Anhänger haben sich die besten Sonnenplätze an den Schotterbänken des Weißenbaches längst gesichert, Autokolonnen streben Richtung Attersee, und die Parkplätze nächst des Aufstiegs zum Schoberstein sind mehr als gut gefüllt. Besucht man an einem frühsommerlichen Wochenende das Weißenbachtal im Salzkammergut, könnte man meinen, die Wogen hätten sich geglättet - Sommerfrische wie eh und je.
Doch in Steinbach am Attersee stürmt es. Noch immer. Die 900-Einwohner-Gemeinde, in der einst Gustav Mahler zwei Symphonien komponierte, ist gespalten. Es geht um eine geplante Trinkwasserabfüllanlage. Um eine Kollision der Interessen von Wirtschaft und Naturschutz. Um die Rolle der Österreichischen Bundesforste (ÖBF). Um mangelnde Transparenz der Politik gegenüber den Bürgern. Um ein Projekt, das eigentlich längst abgesagt ist. So richtig glauben will das jedoch kaum jemand.
Es war im Februar des Vorjahres, als der Wiener Investor Herbert Hofbauer im dichtgefüllten Steinbacher Dorfzentrum der Bevölkerung sein Vorhaben präsentierte. Mit seiner Vivida GmbH wollte er auf einem Hektar im Weißenbachtal eine Mineralwasserproduktion errichten und das abgefüllte Quellwasser international vermarkten. Die Probebohrungen waren vielversprechend, mit den Bundesforsten als Grundeigentümerin war er bereits handelseins, ein Vertrag über die Nutzungsrechte unterschrieben. Ähnlich, wie es der frühere Investmentbanker Karlheinz Muhr am Hallstätter See vorgemacht hatte. Der Intimus von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser exportiert unter dem Namen "Hallstein" Wasser für rund 5,30 Dollar je Liter in die USA und nach Asien.
"Ausverkauf heimischen Wassers"
Hofbauer jedoch hatte mit dem scharfen Gegenwind, der ihm in Steinbach entgegenblies, nicht gerechnet. Während ÖVP-Bürgermeisterin Nicole Eder auf Arbeitsplätze und internationale Werbung für die kleine Gemeinde hoffte, blieb ein Großteil der Einwohner skeptisch: Es handle sich um ein ökologisch sensibles Gebiet in einem der "unberührtesten Täler des Salzkammergutes", man lehne den "Ausverkauf heimischen Wassers" und die großflächige Rodung von Wald ab und befürchte verstärktes LKW-Aufkommen an den schmalen Uferstraßen des Attersees. Aufgrund des Widerstands warf der Investor noch während der Veranstaltung das Handtuch und erklärte, den Antrag auf Flächenumwidmung zurückzuziehen.
Die Gegner des Projekts atmeten auf. Zumindest kurzfristig. Denn nun gehen im Ort Gerüchte um, dass ein neuer Anlauf zu dessen Realisierung genommen wurde. Anlass dafür ist die aktuelle Überarbeitung des sogenannten Örtlichen Entwicklungskonzepts (ÖEK), welches die Grundlage für die Flächenwidmungsplanung bildet. Unter dem Titel "ÖEK-Änderung Nr. 67" begehren die Bundesforste die "Festlegungen eines Betriebsstandortes im Weißenbachtal" im Ausmaß von drei Hektar. "Sollen hier also hinter verschlossenen Türen und ohne Einbindung der Bevölkerung Tatsachen geschaffen werden?", fragen sich Steinbacher. Aus dem Gemeindeamt bekomme man keine Informationen, klagen sie. Die Gemeinderäte schweigen, wie sich auch profil überzeugen konnte. "Am Status quo unseres verloren gegangenen Interesses an einer Umsetzung des Projektes hat sich nichts geändert und wird sich aufgrund der investitionsfeindlichen Rahmenbedingungen auch nicht ändern", erklärt indes Hofbauer. Auch vonseiten der Bundesforste heißt es, dass in absehbarer Zeit keinerlei konkrete Projekte auf der gegenständlichen Fläche geplant seien. "Wir wollen lediglich vermeiden, dass es zu einer Verschlechterung des aktuellen Flächenstatus zu unseren Ungunsten kommt", erklärt ÖBF-Sprecherin Pia Buchner. Derzeit, so muss man wissen, ist das Areal als Grünland gewidmet, wurde aber als Reserve für Betriebsansiedlungen betrachtet. Ziel sei es, so Buchner, die bestehende Flächenwidmung zu erhalten.
Die damit befassten Abteilungen des Amtes der oberösterreichischen Landesregierung haben inzwischen äußerst ablehnende Stellungnahmen abgegeben. Ein Betriebsstandort wäre nur mit "umfangreichen und komplexen Hochwasserschutzmaßnahmen" möglich, die Voraussetzungen für eine betriebliche Nutzung in diesem Bereich seien "sowohl aus ökologischen wie auch aus landschaftlichen Gründen in keiner Weise gegeben", heißt es darin.
Trotz alledem: Ganz vom Tisch scheint die Sache nicht zu sein. Auf profil-Anfrage nach dem aktuellen Stand in Sachen Trinkwasserabfüllanlage, lässt der Steinbacher Amtsleiter wissen: "Frau Bürgermeisterin möchte diesbezüglich keine Stellungnahme abgeben, da zu diesem Thema noch weitere Gespräche im Gemeinderat notwendig sind und sie daher vorab keine Informationen weitergeben kann und möchte." Und so werden die Gerüchte wohl bis auf Weiteres durch den Weißenbach rauschen.