Böhmermann äußert sich zu profil-Interview
"Wenn Sie die vierte Gewalt sind, dann bin ich die fünfte", überschrieb profil ein Interview mit dem Kölner Medienanwalt Ralf Höcker. Der Jurist, der als einer der härtesten Anwälte der Branche gilt, kennt nicht nur das Presserecht in- und auswendig, er hat auch den einen oder anderen markigen Spruch auf den Lippen und schießt sich gerne gegen Journalisten ein. "Ja, ich haue Journalisten auf die Finger, wenn sie Rechte verletzen."
Befragt zur Qualität der Berichterstattung im Fall Buwog, beklagte Höcker, der im Auftrag der Angeklagten Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberger und Ernst Karl Plech ein Gutachten verfasste, vor allem den Zustand der Berichterstattung: "Am schlimmsten sind die Vorverurteilungen, die ich in diesem Ausmaß noch nie erlebt habe." Und der Mann weiß, wovon er spricht. Bekannt wurde Höcker durch den Fall des Moderators Jörg Kachelmann.
Jetzt hat sich der deutsche Satiriker und Moderator Jan Böhmermann auf Twitter zum profil-Interview geäußert: "Ganz meine Meinung, Professor", schrieb Böhmermann: "Sollen sich diese normalen Juristen doch mit ihrer doofen dritten Gewalt, der Judikative (laaaangweilig!), rumschlagen!" Böhmermann weiter: "Wir unseriösen Quatschvögel, peinlichen Anzugheiopeis und aufgeblasenen Clowns sind nämlich unsere eigene, fünfte Gewalt!"
Böhmermann und Höcker leben nicht nur in derselben Stadt, sie sind sich über Umwege auch bekannt: Höcker vertrat 2016 den türkischen Staatspräsidenten Erdoğan gegen den Verlagsmanager Mathias Döpfner (Axel Springer Verlag). Döpfner hatte sich das "Schmähgedicht" von Böhmermann "zu eigen" gemacht. Die Klage gegen ihn wurde abgewiesen. In der sogenannten Böhmermann-Affäre wurde gegen den Satiriker wegen "Verdachts auf Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten" nach § 103 des Strafgesetzbuchs ermittelt. Der umstrittene Paragraf wurde mittlerweile abgeschafft.
Höcker kommentierte den Böhmermann’schen Seitenhieb auf Twitter nur lapidar: mit drei Clown-Emojis.