Wirtschaft

Business mit dem Jenseits: „Du bist zu deppert für diese Welt, würde nie eine Seele sagen“

Clara Peterlik wagt einen sehr persönlichen Besuch in die spirituelle Welt. Und sieht sich die irdische Seite des Überirdischen an.

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In einem unauffälligen Einfamilienhaus nahe der Schallaburg in Niederösterreich empfängt Irene Gira-Marl ihre Kunden. Eine Kerze brennt in dem kleinen hellen Raum, ich setze mich auf einen türkisfarbenen Fauteuil. In den Büchern im Regal geht es um das Leben nach dem Tod, aber weit und breit steht kein Räucherstäbchen, keine Musik lullt ein, und Gira-Marl hat wahrlich keine wallenden roten Haare. Sie sieht aus wie viele 60-Jährige in Niederösterreich. Ein akkurater Kurzhaarschnitt, eine grau-türkis gemusterte Bluse und eine schlichte Kette. Sie könnte auch Bankangestellte, Lehrerin oder die beste Freundin von Johanna Mikl-Leitner sein. 

Aber Gira-Marl arbeitet als Medium. Sie spreche mit Verstorbenen und nennt es das Herstellen von Jenseitskontakten. Das klingt abstrus, allerdings sehen das nicht alle so, und so ist sie damit äußerst erfolgreich. Der nächste freie Termin ist in einem Jahr, die Sitzung kostet 130 Euro, ihre Vorträge sind knallvoll, und ihr Umsatz ist so hoch, dass sie aus gesetzlichen Gründen monatlich ihrer Steuerberaterin Bericht erstatten muss. In der Wirtschaftskammer ist sie Mitglied und im Fachverband persönliche Dienstleister in der Sparte Humanenergetiker eingetragen, gemeinsam mit 20.000 anderen. Esoterik und Spiritualität boomen in krisengeprägten Zeiten. Warum treibt es unsere Gesellschaft ins Reich der Geister? Und was findet sie da?

Clara Peterlik

Clara Peterlik

ist seit Juni 2022 in der profil-Wirtschaftsredaktion. Davor war sie bei Bloomberg und Ö1.