Karl-Heinz Grasser
Wirtschaft

Letzter Akt im Grasser-Drama

Vor dem Obersten Gerichtshof wird über die Urteile gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und seine Mitangeklagten im Buwog-Verfahren beraten. Sein Anwalt spricht gar von einer „griechischen Tragödie“.

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Es ist – gewissermaßen – der letzte Akt einer der größten Affären, die Österreich je erlebt hat; einer schier endlosen Justiz-Causa; einer Angelegenheit, die wirklich niemanden in diesem Land kaltgelassen hat. Und für manche ist es offenbar auch so etwas wie der letzte Akt einer Art „griechischen Tragödie“, die freilich nicht im antiken Athen, sondern zwischen der Wiener Innenstadt, Zypern und Liechtenstein spielt.

„Die griechische Tragödie behandelt die schicksalhafte Verstrickung des Protagonisten, der in eine so ausweglose Lage geraten ist, dass er durch jedwedes Handeln nur schuldig werden kann“, führte der bekannt wortgewaltige Rechtsanwalt Manfred Ainedter am Donnerstagvormittag im Großen Saal des Obersten Gerichtshofes (OGH) aus – augenscheinlich nicht ganz ohne Rückgriff auf Wikipedia. Dort findet sich auch der Kern von Ainedters vorgetragener Analogie: Der tragische Charakter sei „schuldlos schuldig“. Und genau das gilt – dem Anwalt zufolge – auch für seinen wohl prominentesten Langzeitmandanten.

Gemeint damit: Karl-Heinz Grasser, von 2000 bis 2007 Finanzminister der Republik Österreich. Grasser wurde Ende 2020 in der Buwog-Korruptionsaffäre in erster Instanz – nicht rechtskräftig – zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt. Er und mehrere weitere Angeklagte haben ihre Schuldsprüche bekämpft. Nun muss der Oberste Gerichtshof an vier anberaumten Gerichtstagen darüber befinden, ob die Urteile halten. Ein Ergebnis lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

Eines vorneweg: Was am OGH stattfindet, ist keine Gerichtsverhandlung, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Hier werden keine Beweise vorgelegt, keine Zeugen ins Kreuzverhör genommen. Hier wird nicht der gesamte Fall in allen Details noch einmal inhaltlich aufgerollt. Und hier geht es auch nicht darum, dass sich Anwälte hitzige Wortgefechte mit der Staatsanwaltschaft liefern. Obwohl es dafür durchaus Potenzial gäbe.

Verteidigung am Wort

Stefan Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.

Josef Redl

Josef Redl

Wirtschaftsredakteur. Davor Falter Wochenzeitung.