Corona-Krise: Mangelhafte Schutzausrüstung aus China via Wien nach Südtirol geliefert
Seit Ende März landeten in Wien AUA-Maschinen mit medizinischer Fracht aus China, darunter mehrere Millionen „filtrierende Atemschutzmasken“.
Ein Teil der Ausrüstung war auch für Südtirol bestimmt und das schafft jetzt Probleme. Wie das Südtiroler Medium Salto.bz heute berichtet, wurden jedenfalls bei den für Südtirol bestimmten Schutzmasken aus China gravierende Mängel festgestellt, ohne, dass die Öffentlichkeit davon erfuhr.
„Die Spitze der Südtiroler Sanität weiß seit acht Tagen, dass die aus China importierten Atemschutzmasken nicht so wie geplant verwendbar sind. Nur sagt man das nicht“, schreibt Salto.bz.
Das Medium stützt die Recherchen auf zwei Gutachten, die auch profil vorliegen.
+ Das erste Gutachten erstellte das deutsche Prüfinstitut Dekra mit Sitz in Essen am 27. März dieses Jahres im Auftrag des Wiener Wirtschaftsministeriums. Die Prüfer hatten zwei chinesische Maskentypen stichprobenartig zu prüfen: eine einfache chirurgische Maske sowie das höherwertige Modell „KN95“. Dieser Standard ist in Europa nicht gängig, hier werden Masken in den Klassen FFP1 bis FPP3 kategorisiert, wobei „KN95“ sich irgendwo zwischen FFP2 und dem FFP3 einreihen soll – es handelt sich also zumindest auf dem Papier um ein Produkt, das für intensivmedizinische Zwecke geeignet ist.
Das Ergebnis der Dekra-Prüfung war niederschmetternd. Nachdem sowohl die simplen chirurgischen Masken als auch der Typ „KN95“ wegen schlechter Passform die so genannte Anlegeprüfung nicht bestanden hatten, konnten die weiteren Messungen (Durchlässigkeit, Ein- und Ausatemwiderstand) nicht ordnungsgemäß abgeschlossen werden. „Auf Grund der Auffälligkeiten eingeschränkte Prüfung/ohne Prüfung“, schreibt Dekra an mehreren Stellen.
„Im Bereich der Wange waren deutliche Lücken zu erkennen“, hielt der Dekra-Prüfer nach Anlegen der „KN95“-Masken fest. „Keine durchgehende Dichtlinie, Maske stellt sich an den Wangen auf“, notierte er nach Anlegen der chirurgischen Masken.
+ Das zweite Gutachten erstellte das Wiener Amt für Rüstung und Wehrtechnik (ARWT) am 29. März 2020 im Auftrag des übergeordneten Verteidigungsministeriums. Laut dem Gutachtensauftrag wurden in diesem Fall „Prüfmuster der bereits nach Südtirol gelieferten 500.000 Stk KN95-Masken aus China“ überprüft (es handelte sich um die gleiche Charge, die auch für Österreich bestimmt war).
Nach Tests an Mitarbeitern stellte das ARWT fest, dass die „KN95“-Masken „keine angemessene Abdichtung am Gesicht“ gewährleisten: „Die Masken sind in einer Menge von 5 Stück je Set in einer zum Teil durchsichtigen Kunststoffverpackung verpackt. Dabei wurde festgestellt, dass die Masken zum Teil unterschiedliche Größen aufweisen. Dies hatte zur Folge, dass bei 39 Masken beim Anlegen ein Dichtsitz im Bereich des Kinns und den Wangen nicht möglich war.“
An anderer Stelle heißt es: „Der Grenzwert des Atemwiderstands der Halbmasken beim Ein- und Ausatmen wird nicht erreicht. Das liegt an dem relativ dünnen Vliesstoff, der einen entsprechend geringen Widerstand darstellt, und einer entsprechenden Qualitätskontrolle herstellerseits unterzogen werden müsste.“
*In einer früheren Version stand an dieser Stelle, dass das Rote Kreuz im Auftrag des Wirtschaftsministeriums die Masken aus China beschafft hat. Das Rote Kreuz hat zwar nach eigener Darstellung Masken für das Ministerium beschafft, legt aber Wert auf die Feststellung, dass die genannten Chargen nicht darunter waren. *Das Wirtschaftsministerium wiederum teilte nun auf Anfrage mit, dass die für Südtirol bestimmten Masken von der Südtiroler Firma Oberalp bestellt worden seien. Das Ministerium habe lediglich die Prüfung der Masken vornehmen lassen. profil hat auch angefragt, ob und wie viele der beanstandeten Masken in Österreich in in Umlauf gekommen sind, sobald eine Antwort vorliegt, wird diese veröffentlicht.