Cum-Ex-Skandal: Wie mit Post-Aktien die Post abging
Die Aktionärsstruktur der „Österreichische Post AG“ ist überschaubar: 52,8 Prozent der Anteile gehören dem Staat, der Rest ist Streubesitz und somit auf eine Vielzahl deutlich kleinerer Anleger aufgeteilt. Das ist heute so, 2012 war es nicht anders. Doch nun tauchen auf einmal Unterlagen auf, die suggerieren, dass es damals zwei unerkannt gebliebene Großaktionäre gegeben hätte.
Zwei Trading-Limiteds aus Malta (in Wahrheit reine Abwicklungsvehikel für eine komplexe Fondsstruktur) hätten demnach fast 20 Prozent der Post-Aktien auf sich vereint. Und nicht nur das: An zumindest zwölf weiteren österreichischen Börseschwergewichten hätten die Malta-Firmen zusammengerechnet zweistellige Aktienanteile besessen: fast zwanzig Prozent an Lenzing und an Semperit – mehr als 15 Prozent an der Flughafen Wien AG, an Mayr-Melnhof, Schöller-Bleckmann, Strabag, Telekom, Vienna Insurance Group, Wienerberger und sogar an der OMV.
Wesentliche Teile des österreichischen Aktienmarkts in der Hand zweier unbekannter Limiteds? Wohl kaum. Der skurrile Vorgang ist Teil der internationalen „Cum-Ex“-Affäre. Betrüger im Nadelstreif sollen – so die Verdachtslage – jahrelang die Finanzverwaltungen zahlreicher Staaten abgezockt haben. Und zwar um viele Milliarden Euro. Dabei gaben sie vor, ein Anrecht auf die Rückerstattung jener Kapitalertragsteuer zu haben, die bei der Auszahlung von Dividenden direkt an den Fiskus fließt. Tatsächlich können sich manche Investoren diesen Betrag ganz oder teilweise zurückholen – etwa, wenn sie in Ländern mit entsprechenden Doppelbesteuerungsabkommen sitzen. Die Grundvoraussetzung ist allerdings, dass ihnen die Aktien zum Dividendenstichtag auch tatsächlich gehört haben. Und genau daran zweifelt die Justiz im dargestellten Fall – aber auch in vielen anderen Causen in zahlreichen Ländern – ganz massiv.
profil ist Teil einer internationalen Investigativ-Kooperation unter dem Titel „CumEx Files 2.0“, geleitet von der gemeinnützigen deutschen Rechercheplattform „CORRECTIV“. Journalisten von 16 Medien werteten rund 200.000 Seiten aus: Ermittlerberichte verschiedener Behörden, Einvernahmeprotokolle, interne Bankdokumente und mehr (siehe Seite XX). In den Unterlagen finden sich auch Informationen zu der beschriebenen Malta-Struktur, die im Zentrum der österreichischen Cum-Ex-Ermittlungen steht.
Lesen Sie jetzt weiter:
Die ganze Geschichte finden Sie in der profil-Ausgabe 43/2021 - hier als E-Paper.
Sie haben noch kein Abo? Testen Sie profil 4 Wochen kostenlos.