Der Schnäppchen-Schmäh: Warnung vor Schuldenfalle am Black Friday
Beliebte Verkaufstricks lauten so: „Nur noch zwei Stück auf Lager!“ „Angebot endet in 00:09:23. “ „Jetzt zuschlagen!“ „25 Personen sehen sich dieses Produkt gerade an.“ Damit wollen Marketingabteilungen zu Impulskäufen verleiten.
Im November haben – vermeintliche – Schnäppchenangebote traditionell Hochkonjunktur, denn der Black Friday und die Black Weeks davor sind sowas wie die heiligsten Feiertage der Konsumgesellschaft. Der Black Friday fällt heuer auf den 24. November, den ersten Freitag nach dem US-amerikanischen Feiertag Thanksgiving.
Experten warnen allerdings vor überhasteten Kaufentscheidungen – und geben Tipps, wie man Schnäppchen-Schmähs erkennt, die Schuldenfalle meidet und Fake-Shops erkennen kann.
„Diese Tage sind da, um den Konsum anzukurbeln“, sagt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der Dachorganisation der Schuldenberatungen. Der Fachmann sieht das Problem, „dass sich diese Angebote auch an Menschen richten, die sich das Produkt zum Normalpreis nicht leisten.“ Gefährlich werde es, wenn Ratenzahlungen, etwa mit Klarna, gewählt werden, weil ein Käufer finanzielle Schwierigkeiten hat. Mitterlehner: „Hätte er das Geld angespart, würde er diese Zahlungsvariante nicht wählen.“
Entschleunigst zuschlagen
Zunehmende Verschuldungen, insbesondere von Jugendlichen, alarmieren nun auch Finanzminister Magnus Brunner und Jugendstaatssekretärin Claudia Plakholm (beide ÖVP). Vergangene Woche gaben sie bekannt, mit dem nationalen Finanzbildungsrat eine Kampagne gegen Jugendverschuldung umzusetzen. Simone Strehle-Hechenberger vom Institut für Sozialdienste (IFS), das die Regierung in ihrem Vorhaben berät, hält die Aktion für bitter nötig: „Unüberlegter Konsum in jungen Jahren kann zu weitreichenden Folgen im späteren Leben führen.“ Junge tappen besonders oft in die Schuldenfalle: Jeder fünfte Mensch, der in die staatlich anerkannten Schuldenberatungen kommt, ist unter 30 Jahre alt.
Die Online-Kampagne zum Thema „buy now, pay later“ soll junge Leute über soziale Medien erreichen. „Das Ziel der neuen Initiative ist, dass genau dort, wo sich die Jugendlichen oft aufhalten, also in den sozialen Medien, mehr Aufklärung stattfindet - sozusagen als Gegenmaßnahme zu den aktuellen Trends“, so ein Sprecher der Staatssekretärin. Die Kampagne ist noch in Ausarbeitung, „selbstverständlich“ solle auch über „Angebote, die zu mehr Konsum führen aufgeklärt werden.“
Über die Risiken des „Rabattmonats im Vorweihnachtsgeschäft“ weiß Elisabeth Barth Bescheid. Die Juristin vom Europäischen Verbraucherzentrum in Wien rät angesichts des Black Fridays vor allem bei Online-Käufen zu Vorsicht: „Wenn man die Preise über einen längeren Zeitraum vergleicht, stellt man fest, dass es meistens keine Wahnsinns-Schnäppchen sind. Die Preise werden im Vorfeld angehoben, um sie dann zu den Rabattwochen wieder vergünstigen zu können.“
Für Kundinnen und Kunden ist es schwierig, den tatsächlichen Marktwert eines Produktes zu eruieren. Deshalb empfiehlt Barth, sich von „Rabatttagen nicht zu schnellen Käufen verleiten zu lassen“. Mit Vergleichsportalen, die Preisentwicklungen über einen längeren Zeitraum dokumentieren, ist man auf der sicheren Seite.
Fake Shops besonders riskant
Einen Vorteil hat Onlineshopping allerdings: Käufer können 14 Tage nach dem Kauf noch zurücktreten. Es sei denn, es handelt sich um Fake Shops von Onlinebetrügern.
Deshalb rät Juristin Barth, auf ein vollständiges Impressum des Online-Shops zu achten. Nicht nur der Firmenname und der Firmensitz sollte angegeben sein, sondern auch eine E-Mail-Adresse und eine Telefonnummer.
Rechtschreibfehler könnten ebenfalls Anzeichen für ein Fake Shop sein. Auf der Webseite watchlist-internet.at werden unseriöse Seiten aufgelistet.
Black Friday kein Weihnachtsersatz
Die Rabatt-Tage verändern jedenfalls das Konsumverhalten. Für größere Anschaffungen, wie etwa Laptops oder Handys, ist der Black Friday besonders beliebt. Laut dem Ökonom Jürgen Bierbaumer vom Wirtschaftsforschungsinsitut (WIFO) stellen Online-Händler aus den USA oder Asien eine starke Konkurrenz für heimische Unternehmen dar.
Eines ändert sich aber nicht: Der Dezember ist laut WIFO immer noch der umsatzstärkste Monat des Jahres, weil „die Mehrheit Geschenke in den zwei Wochen vor Weihnachten kauft“, wie Ökonom Bierbaumer erklärt.