Dubiose Auftragsvergaben in Wiener Ärztekammer
Wie profil in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, belegen zwei Gutachten dubiose Auftragsvergaben und massive Verstöße gegen Bauvorschriften in Zusammenhang mit dem umfangreichen Immobilienbesitz der Ärztekammer für Wien und deren Wohlfahrtsfonds. Im Mittelpunkt der profil vorliegenden Gutachten stehen die Geschäftsbeziehungen zwischen der Ärztekammer und der Dipl. Ing. Davud Delic Hoch- und Tiefbau GmbH, die im Juni 2016 nach der Ermordung des wegen Baubetrugs vorbestraften Unternehmers bekannt geworden waren.
Verspätete Angebotslegung und mangelhafte Arbeiten
Wie aus den von der Kammer selbst in Auftrag gegebenen Gutachten hervorgeht, lukrierte die Delic GmbH zwischen 2013 und 2016 64 Bauaufträge in Höhe von 3,5 Millionen Euro. In zumindest zwei Fällen erhielt die Delic GmbH den Zuschlag trotz verspäteter Angebotslegung. Überdies kritisieren die Gutachter, dass die Ausführung der Arbeiten teils gravierende Mängel aufweisen würden. Bei den meisten Sanierungsprojekten hätte es keine örtliche Bauaufsicht und keine Abnahme gegeben. Für alle in den Gutachten untersuchten Wohnungen fehlten die notwendigen Fertigstellungsanzeigen an die Behörden, so dass diese gar nicht vermietet werden dürften. Bei der Renovierung der Kammerzentrale in der Wiener Weihburggasse wurden die Blitzableiter gekappt.
In einer Stellungnahme gegenüber profil räumt Thomas Szekeres, der Präsident der Ärztekammer für Wien, ein, dass man „aus heutiger Sicht die Vorgeschichte von Herrn Delic besser anschauen hätte können“. Allerdings sei der Kammer kein wirklicher Schaden entstanden, da die Delic GmbH für Mängel haften müsse. Die Empfehlungen aus den Gutachten wie die Beauftragung einer professionellen Bauaufsicht und bessere Vergabeverfahren würden bereits umgesetzt.