Ein freiheitlicher Funktionär und sein mysteriöser Verein für Fortbildung

Wieder ein FPÖ-naher Verein, wieder ein interessanter Geldfluss, hier: die "Österreichische Unternehmerakademie" des blauen Funktionärs Matthias Krenn.

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"Österreichische Unternehmerakademie" - das klingt nach etwas Großem, Gewichtigem, nach Wissen und Wissenschaft. Doch der in Wien registrierte Verein mit diesem klingenden Namen hat in seiner achtjährigen Geschichte wenige sichtbare Spuren hinterlassen. Im Internet existiert im Wesentlichen eine dürre Facebook-Seite. Am Sitz der "Akademie" findet sich - soweit ersichtlich - nur ein Briefkasten mit schmuckloser Aufschrift. Sonst gibt es dort kein Schild, nicht einmal eine Türklingel. Fest steht, dass es sich um einen Verein im freiheitlichen Dunstkreis handelt. Und wie des Öfteren seit Bekanntwerden des Ibiza-Videos stieß profil bei der Recherche zu diesem blauen Vehikel auf ein merkwürdiges Geldgeschäft.

An der Spitze der "Österreichischen Unternehmerakademie" steht kein Unbekannter: Matthias Krenn gilt quasi als oberster Wirtschaftsfunktionär in der FPÖ. Krenn ist Bundesobmann der Interessensvertretung "Freiheitliche Wirtschaft" (seit 2014) und Vizepräsident der Wirtschaftskammer Österreich (seit 2000, mit einer einmaligen Unterbrechung von drei Jahren). Seit 1997 bekleidet der Kärntner Hotelier das Amt des Bürgermeisters von Bad Kleinkirchheim. Bei der FPÖ ist er seit fast 40 Jahren.

Seit Jänner 2018 ist Krenn zudem Präsident des Vereins "Österreichische Unternehmerakademie". Sitz ist jenes Haus im 4. Wiener Gemeindebezirk, in dem die "Freiheitlichen Wirtschaft" (FW) residiert. Als Schriftführer scheint FW-Bundesgeschäftsführer Ernst Lengauer auf, als Kassier ein weiterer FW-Funktionär.

Laut Satzung ist die "Unternehmerakademie" nicht auf Gewinn ausgerichtet und bezweckt "die Schulung sowie die Aus- und Weiterbildung" von selbstständig Erwerbstätigen. Da weder der Facebook-Auftritt noch der Briefkasten auf ein allzu reges Vereinsleben hindeuten, hat profil nachgefragt. Statt Veranstaltungsfotos oder eine Auflistung mit abgehaltenen Schulungen zu übermitteln, wie dies für eine lebendige Weiterbildungsinstitution nicht ungewöhnlich wäre, verwies Lengauer jedoch nur auf die Vereinsstatuten. Darin wären "Aufgaben und Tätigkeiten" festgehalten.

Eine Vereinssatzung ist natürlich etwas völlig anderes als ein Tätigkeitsbericht. Was in den Statuten jedenfalls nicht als Vereinszweck angeführt ist, ist die Finanzierung von blauen Parteigängern. Doch genau dafür dürfte Krenn den Verein - profil-Recherchen zufolge - in einem Fall genutzt haben.

Ende Juni 2019 gewährte die "Akademie" einem Unternehmer ein Darlehen von 40.000 Euro, offenbar überwiesen an dessen Firma. Dies war kurz nach dem Ende der türkis-blauen Bundesregierung - eine schwierige Zeit für Auftragnehmer der FPÖ und blau geführter Ministerien. Der Mann dockte bei der FW an. Besonders bemerkenswert: Das Darlehen sollte durch monatliche Honorarnoten abgearbeitet werden, nur ein allfälliger Restbetrag wäre tatsächlich zu überweisen gewesen. Doch welche Leistungen erbrachte der Mann für den Verein? Mit dem Verein habe er nichts zu tun gehabt, sagt der Unternehmer auf profil-Anfrage. Er bestätigt, dass die Gegenverrechnung Teil der Bezahlung der - über seine Firma erbrachten - Tätigkeit für die FW gewesen sei. Das Darlehen sei nötig gewesen, weil sich ein anderes Geschäft verzögert hatte. Er habe Sicherheiten gelegt, mittlerweile sei das Darlehen getilgt.

Zahlte der Verein also für Leistungen, welche die FW erhielt? Und woher kommt das Geld des Vereins? "Auskünfte betreffend etwaiger Geschäftsbeziehungen können wir grundsätzlich aufgrund üblicher Vertraulichkeitsver pflichtungen Dritten nicht erteilen", heißt es in Lengauers Stellungnahme. Fragen zu allfälligen Spenden an den Verein blieben unbeantwortet. Krenn selbst äußerte sich - von profil ein weiteres Mal angesprochen - sinngemäß dahingehend, dass der Verein mit Parteienfinanzierung nichts zu tun habe.

Doch auch sonst soll in der FW nicht alles ganz rund gelaufen sein. Mit dem Unternehmer, der das Darlehen erhalten hatte, dürfte es unterschiedliche Auffassungen über Abrechnungen gegeben haben-und zwar in durchaus signifikanter Höhe. Zu welchen Konditionen konnte sich die FW mit ihm einigen? Auch dazu schweigen die Verantwortlichen.

 

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.