Engelhorn-Erbe an Momentum Institut: „Guter Rat“-Projektleiterin war Angestellte
Marlene Engelhorn hat mehr als 25 Millionen Euro geerbt – und dieses Geld nun an unterschiedliche Organisationen „rückverteilt“. Wer wie viel bekommt, haben fünfzig Mitglieder des von ihr gegründeten „Guten Rats“ entschieden, die in thematische Arbeitsgruppen wie Klima, Wohnen oder Bildung unterteilt wurden. Die Ergebnisse wurden am Dienstagvormittag präsentiert.
Verteilt werden unter anderem etwa 300.000 Euro an die Autonomen Österreichischen Frauenhäuser, 342.000 Euro an wahlkabine.at; auch die von Veronika Bohrn Mena gegründete Común-Stiftung bekommt von Engelhorn 100.400 Euro. Die vollständige Liste ist hier einsehbar.
Vier Organisationen hat der „Gute Rat“ mit jeweils mehr als einer Million Euro bedacht: 1.632.400 Euro geht an den Naturschutzbund Österreich, einen Verein, der sich in einer Stellungnahme offen als Windkraftgegner positionierte; 1.590.000 Euro an die Obdachlosen-Hilfsorganisation neunerhaus; 1.226.000 Euro an das Momentum Institut und 1.070.400 an die globalisierungskritische NGO Attac.
Die Spende an den von Barbara Blaha und Leonhard Dobusch geleiteten Verein Momentum Institut sorgte bereits kurz nach der Präsentation der Ergebnisse für Diskussionen.
Grund dafür ist Alexandra Wang, Projektleiterin des „Guten Rats“ und ehemalige Mitarbeiterin des Momentum Instituts. Bis August 2023 arbeitete Wang als „Friendraiserin“ bei Momentum. Sie war dabei hauptsächlich für das Fundraising und die Organisation der Vorträge der Momentum-Ökonom:innen zuständig. Seit September 2023 ist sie „Guter Rat“-Projektleiterin.
Das Institut verneint auf Anfrage, dass Wangs ehemaliges Anstellungsverhältnis einen Einfluss auf die hohe Spendensumme an das Momentum Institut hatte. „Es besteht keinerlei Geschäftsbeziehung zu Frau Wang. Die Rückvergabe des Erbes obliegt allein dem Bürgerinnenrat“, heißt es aus dem Momentum Institut-Pressebüro.
Über Wangs früheres Dienstverhältnis wurden die fünfzig Ratsmitglieder zudem vorab informiert. „Man hat uns ausdrücklich daraufhin gewiesen, dass Alexandra Wang beim Momentum Institut angestellt war. Nach kurzer Diskussion haben wir eindeutig beschlossen, dass das Institut Momentum nicht weil, sondern trotzdem unterstützt wird“, erzählt Dietmar Feurstein, einer der „Guter Rat“-Mitglieder im Gespräch mit profil.
Laut dem „Guten Rat“ wurde zu allen Organisationen recherchiert, diese wurden zudem unabhängig und „völlig ohne Beeinflussung“, so ein Sprecher, behandelt.
Es ist nicht die erste finanzielle Zuwendung von Marlene Engelhorn, die das Institut erhält: Im Zuge einer Fundraising-Aktion des Momentum Instituts hat Engelhorn 2022 jeden Euro, den Unterstützer:innen gespendet haben, vervierfacht. Fast 500.000 Euro erhielt der Think Thank damals von der Millionenerbin.
In der Moment-Redaktion freut man sich jedenfalls über die zusätzliche Million. Das Momentum-Team postete auf Instagram eine „Danke“-Story, in der die Redaktion und das Instituts-Team lautstark jubeln.