EPUs und die Corona-Krise: "Jetzt ist alles anders"
Seit drei Jahren betreibe ich ein Geschäft für Mode und Schmuck - "melora" - am Attersee. Ich bin eine Einzelkämpferin mit fallweiser Aushilfe - ein Ein-Personen-Unternehmen.
Bis vor einer Woche war noch "business as usual" in meiner Boutique. Das heißt: Stammkundinnen schauen vorbei, erstehen Winterabverkaufs-Schnäppchen und sind schon fröhlich frühlingshaft gestimmt. Alles ist in Erwartung der Sonne. Die neuen Kollektionen hängen im Laden.
Bloß jetzt ist alles anders: Gerade fing das Geschäft nach den kalten Monaten wieder an zu laufen und plötzlich totaler Stillstand wegen behördlicher Schließung.
Ich war kurz panisch, weil ich eben noch die Frühjahrs-Sommer-Kollektionen, geordert vor 6 Monaten, liefern habe lassen und die Rechnungen jetzt so ungefähr alle auf einmal fällig sind. Dazu Miete, Sozialversicherung und so weiter. Am See war eine Stimmung wie am 24. Dezember. Stillstand. Den mag ich gar nicht.
In der Nacht begann ich zu rechnen, zumal Gerüchte die Runde machten, dass dieser Zustand Wochen dauern könnte.
Seit Sonntag befülle ich nun vermehrt meinen Onlineshop. Wenn man aktiv sein kann, hilft das.
Am Montag, 16.3., dann nochmals nachgerechnet, wie lange reichen die Reserven? Vielleicht muss ich meine Pensionsrücklagen verwenden ... das kommt ja im Sommer wieder rein. Aber was ist, wenn nicht?
Also: Wirtschaftskammer angerufen, Finanzamt, die Hausbank - was kann ich tun? Binnen Stunden wurde ich zurückgerufen und, wie ich meine, gut beraten.
Heute, 17.3., hat meine Hausbank unkompliziert den Kreditrahmen, vorerst für 60 Tage, erhöht. Das verschafft erst einmal Luft. Ich möchte ja meine Lieferantinnen bezahlen, denn ich arbeite teilweise bereits über 10 Jahren mit ihnen zusammen, und möchte das auch weiterhin tun.
Nun bin ich vorerst beruhigt und blicke - das ist meine Grundeinstellung - optimistisch in die Zukunft. Schauen wir, wie es morgen ist.
Ich hatte früher einen gut bezahlten Job in der Industrie, mit bezahltem Urlaub, Krankenstand und Anspruch auf Arbeitslosengeld. Jetzt arbeite ich "ohne Netz", und dennoch möchte ich nicht mehr tauschen. Es ist auch Veranlagung - man mag das Risiko oder eben nicht. Und es ist schön, sein "Baby" wachsen zu sehen. Trotzdem gibt es nach all den Jahren der Selbstständigkeit immer noch Tage, an denen ich denke, es geht sich alles nicht aus. Aber am Jahresende sitze ich dann da und bemerke: Es ist sich doch ausgegangen.
Ich bin sicher, dass nach dieser Corona-Zeit die Menschen wieder mit Freude und Energie ihrer Arbeit und ihren Privatleben nachgehen werden - und das Jahr 2020 letztlich genauso gut wird wie 2019.
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