EDLINGER, FISCHER, GUSENBAUER: EADS und die "Rapid-narrischen SPÖler"

Eurofighter: EADS und das Rapid-Sponsoring

Der Eurofighter-Lieferant ließ für den Fußballklub Millionen springen - warum?

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Ein Rätsel, das bis heute nicht gelöst werden konnte -und demnächst auch den zweiten Eurofighter-Untersuchungsausschuss beschäftigen wird: Warum sponserte EADS ab 2003 ausgerechnet den SK Rapid Wien? Wollte der Eurofighter-Hersteller damit eine Gruppe "Rapidnarrischer SPÖler" um den damaligen Oppositionschef und späteren Kanzler Alfred Gusenbauer sowie den langjährigen Rapid-Präsidenten Rudolf Edlinger (SPÖ-Finanzminister a. D.) vereinnahmen? Ganz so, wie es der frühere EADS-Berater und FPÖ-Kommunikationschef Kurt Lukasek schon 2002 empfohlen hatte?

"Nicht unmittelbare Kommunikationsziele"

Tatsache ist, dass die EADS Deutschland GmbH am 26. September 2003 eine auf zwei Meisterschaften (2003/2004 und 2004/2005) angelegte "Premiumpartnerschaft" mit Rapid einging. Für zunächst zwei Millionen Euro sollte EADS unter anderem auf Stadionbanden und Trikots ("Schriftzug EADS auf dem rechten Oberarm und dem linken Kragen der gesamten Kampfmannschaft") werben und als daneben als "offizieller Partner des SK Rapid" auftreten. Tatsache ist aber auch, dass EADS genau darauf verzichtete. Wenn es je Werbemaßnahmen gegeben haben sollte, dann unter Ausschluss einer breiteren Öffentlichkeit.

profil liegt jetzt ein EADS-internes Schreiben vor, das am 22. September (also nur vier Tage vor Vertragsschluss mit Rapid), aufgesetzt wurde - und erst recht Fragen aufwirft: "Vor dem Hintergrund der sich zwischen EADS Militärflugzeuge und dem SK Rapid Wien abzeichnenden Sponsoringvereinbarung möchten wir darauf hinweisen, dass eine solche Vereinbarung nicht den offiziellen Sponsoring-Guidelines der EADS entspricht. Wir haben bisher explizit darauf verzichtet, Sport und insbesondere Fußballsponsoring zu fördern, da wir hier einerseits keine Exklusivität genießen und andererseits nicht effektiv unsere Zielgruppen ansprechen", warnte der damalige Leiter der EADS-Konzernkommunikation die eigenen Leute. "Sollte die Vereinbarung aus Gründen zustande kommen, die nicht unmittelbare Kommunikationsziele betreffen, empfehlen wir in diesem besonderen Fall möglichst wenig als EADS in Erscheinung zu treten." Was in "diesem besonderen Fall" die "nicht unmittelbaren Kommunikationsziele" gewesen sein könnten, geht aus dem Schreiben nicht hervor.

Am 14. Dezember 2004 wurde der Vertrag ein erstes Mal verlängert (eine Million Euro für den Zeitraum Mai 2005 bis April 2007), am 25. Jänner 2007 ein zweites Mal (1,05 Millionen Euro für 2008 mit einer Option auf weitere 1,1 Millionen für 2009). Von Werbung war da allerdings keine Rede mehr. Ab 2005 sollte nur noch Geld für "Talenteförderung" fließen, EADS im Abtausch Zugang zum "gesamten Netzwerk" und zu den "Kontakten " des SK Rapid Wien erhalten. Was auch immer darunter zu verstehen war.

Genaue Sponsoring-Summe unklar

Unklar ist weiterhin, wie viel Geld schlussendlich beim Verein respektive der früheren Rapid Wirtschaftsbetriebe GmbH ankam. Laut den Verträgen wären es (einschließlich der Option für das Jahr 2009) insgesamt 5,15 Millionen Euro gewesen, in profil vorliegenden EADS-Revisionsberichten ist demgegenüber einmal von 3,05 und einmal von vier Millionen Euro die Rede.

Ende 2012 waren der frühere Leiter der EADS-Innenrevision Peter Brauch und ein Kollege von deutschen Ermittlern befragt worden. "Von beiden wurden diese Sponsoringverträge in Frage gestellt", notierten die Kriminalisten, "sie gaben sinngemäß an, dass es für diese Sponsorenverträge eigentlich keine Grundlage in den internen Richtlinien gab. Herr Dr. Brauch vermutete, dass es hier eher einen Zusammenhang mit der österreichischen Politik und den dortigen Parteien gab, ohne hierfür jedoch konkrete Hinweise gefunden zu haben."

Die Idee für das Rapid-Sponsoring ging, wie von profil bereits berichtet, auf den früheren FPÖ-Kommunikationschef Kurt Lukasek zurück, der EADS heimlich beriet, als er noch im Sold der Blauen stand. (Nr. 11/17) Er hatte dem Rüstungskonzern noch im Sommer 2002 geraten, den SPÖ-nahen Verein zu unterstützen, um die Eurofighter-kritische SPÖ "aus dem Rennen zu nehmen", wie es in einem seiner E-Mails an EADS hieß. Dass das Sponsoring Einfluss auf den von Verteidigungsminister Norbert Darabos im Juni 2007 geschlossenen "Vergleich" mit EADS hatte, ist nicht belegt. Darabos, zum Zeitpunkt der Vergleichsverhandlungen übrigens Mitglied des Rapid-Kuratoriums, hat das stets bestritten.

Michael   Nikbakhsh

Michael Nikbakhsh

war bis Dezember 2022 stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.