Ex-Kanzler Kurz: Investment in steirisches Startup-Unternehmen
Der frühere ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz arbeitet nicht nur für den Silicon-Valley-Milliardär Peter Thiel, sondern zeigt auch selbst Ambitionen als Startup-Investor. Seit kurzem scheint im österreichischen Firmenbuch eine erste diesbezügliche Unternehmensbeteiligung des ehemaligen Regierungschefs auf. Demnach beteiligte sich Kurz an der medaia GmbH mit Sitz in Graz. Es handelt sich dabei um ein Tech-Startup aus dem Medizinbereich.
Eine Handy-App namens „SkinScreener“ soll es ermöglichen, Hautveränderungen bei Muttermalen oder sonstigen Flecken mit Blick auf ein mögliches Hautkrebsrisiko einzuschätzen. Die Selbstuntersuchung erfolgt mit der Kamera und der Taschenlampenfunktion des Smartphones. Im Hintergrund berechnet ein Algorithmus das Risiko und gibt dieses in Form einer dreistufigen Skala (niedriges, mittleres oder hohes Risiko) wieder. Je nach Ergebnis empfehlen die Betreiber der App, rascher als sonst geplant zu einer dermatologischen Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Der Algorithmus basiert dem Unternehmen zufolge auf künstlicher Intelligenz.
Hauptgesellschafter hat ÖVP-Konnex
Der Einstieg von Kurz bei der medaia GmbH im Wege einer Kapitalerhöhung wurde bei einer Generalversammlung am 14. Mai 2022 fixiert. Gemäß Wirtschaftscompass hält er aktuell knapp unter zwei Prozent der Anteile. Wie viel Geld der Ex-Kanzler dafür ins Unternehmen einbringen musste, geht aus dem Firmenbuch nicht hervor.
Größter Gesellschafter der medaia GmbH ist Michael Tripolt. Er hält nicht ganz 50 Prozent der Unternehmensanteile. Tripolt ist Oberarzt für Dermatologie und Venerologie an der Universitätsklinik Graz. Gleichzeitig ist der Mediziner jedoch auch politisch aktiv und zwar – wie der Zufall spielt – für die Volkspartei. Laut Internetseite des steirischen ÖAAB gehört Tripolt dem (durchaus großen) Landesvorstand des Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbundes der ÖVP an. Er agiert für den ÖAAB und die FCG (Fraktion Christlicher Gewerkschafter) als Personalvertreter. Tripolt hat die gewichtige Funktion des Zentralbetriebsratsvorsitzenden der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft KAGES inne.
Erst Landesgeld, dann blaues Blut
Zu den weiteren Co-Gesellschaftern von Kurz bei der medaia GmbH zählt eine Valnon Holding GmbH mit rund 9,8 Prozent der Anteile. Hinter der Valnon stehen gemäß Register der wirtschaftlichen Eigentümer unter anderem Mitglieder der Familien Liechtenstein und Thun-Hohenstein. Die Valnon soll übrigens bei ihrem Einstieg im Herbst 2021 einen sechsstelligen Eurobetrag in die Hand genommen haben. Eine wichtige Anschubfinanzierung erfolgte in einer früheren Phase durch die landeseigene Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG). Diese stellte der medaia GmbH sogenanntes Venture-Capital (Risikokapital) zur Verfügung und war von Mai 2020 bis Juni 2021 selbst am Unternehmen beteiligt. Dann erfolgte der „Buy-back“ – der Anteilsrückkauf und somit das Ende der Finanzierung. Wie viel Landesgeld der medaia zur Verfügung gestellt wurde, sagt die SFG auf Anfrage nicht.
Ein Sprecher von Sebastian Kurz bestätigte, dass die medaia GmbH „unter den ersten Investments von Sebastian Kurz in Österreich“ sei. Kurz trat in Folge der Ermittlungen rund um die ÖVP-Inseratenaffäre im Oktober 2021 als Kanzler zurück, bevor er im Dezember 2021 der Politik ganz den Rücken kehrte. Er hat sämtliche Vorwürfe immer betritten. Zunächst gründete der Ex-Kanzler eine SK Management GmbH mit Sitz in Niederösterreich. Zuletzt wurde bekannt, dass Kurz gemeinsam mit dem Investor und früheren ÖVP-Spender Alexander Schütz gerade ein weiteres Beteiligungsunternehmen ins Leben ruft.