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Fall Mattersburg: Bankenaufsicht ließ sich 13 Jahre nicht blicken

Zwischen 2002 und 2015 keine Vor-Ort-Prüfungen der Commerzialbank.

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Wie profil in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, hatte Österreichs Bankenaufsicht die Commerzialbank Mattersburg im Burgenland (CBM) nur sehr selektiv auf dem Radar. 1995 hatte die CBM den Raiffeisen-Sektor verlassen, in zeitlicher Nähe dazu führte die Oesterreichische Nationalbank nach eigener Darstellung 1997, 2000 und 2002 drei Vor-Ort-Prüfungen durch, ehe die Prüftätigkeit zum Erliegen kam. Bis 2015, also 13 Jahre lang, schaute kein Aufseher mehr in Mattersburg vorbei. Die OeNB erklärte das auf profil-Anfrage damit, dass die OeNB vor der Finanzkrise 2008 Kapazitätsprobleme hatte: „Die Ressourcenausstattung von rund 20 Bankprüfern für circa 800 Banken war vor der Finanzkrise nicht darauf ausgelegt, in regelmäßigen Abständen systematisch jede Bank zu überprüfen.“ Vor 2008 oblag es laut OeNB auch allein der FMA (und vor 2002 dem Finanzministerium), die Nationalbank „mit Prüfungen zu beauftragen“. Abgesehen davon habe man sich auf die Arbeit der Abschlussprüfer verlassen müssen.

Seitens der Finanzmarktaufsicht heißt es wiederum, vor 2014 seien die heutigen gängigen, wiederkehrenden Prüfungen kleiner, nicht systemrelevanter („low priority“) Kreditinstitute gar nicht vorgesehen gewesen. Vor-Ort-Prüfungen habe es überhaupt nur bei konkreten Anlass- oder Verdachtsfällen gegeben. Und da seitens der OeNB-Datenanalyse nie Auffälligkeiten eingemeldet wurden, sah die FMA ihrerseits keine Veranlassung, eher einzuschreiten.

2015, 2017 und 2020 wurde die CBM wieder geprüft. Ungeachtet früherer anonymer Hinweise auf Unregelmäßigkeiten flogen jahrelangen Bilanzfälschungen erst im Zuge der letzten OeNB-Prüfung auf.