FMA warnt vor zu laschem Umgang mit Immo-Krediten
Steigende Zinsen, eine schwierige wirtschaftliche Lage und strengere Kreditvergabekriterien haben bei heimischen Banken zuletzt zu einem Rückgang der Immobilienkredite, aber auch der Unternehmenskredite geführt - vor allem gegen Ende des Jahres 2022. Aber: "Die Immobilienkredite sind im ersten Quartal in Österreich wieder gewachsen", sagt ein Sprecher der Erste Group auf Nachfrage. Bei den Kreditausfällen sehe man auch keine "Auffälligkeiten". Das heißt, die Kreditausfälle sind bisher nicht gestiegen. Auch bei der Raiffeisen NÖ-Wien ist die Kreditnachfrage bei den Wohnbauimmobilien um fast ein Fünftel zurückgegangen. Immobilien im eigenen Kredit-Portfolio wurden bisher aber noch nicht abgewertet, heißt es auf Nachfrage.
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) mahnt bei der Präsentation ihres Jahresberichts trotzdem Vorsicht und Zurückhaltung bei der Vergabe ein. Die Immobilienkredite sind im letzten Jahrzehnt wegen der sehr niedrigen Zinsen stark angestiegen und mit ihnen die Preise und die Nachfrage nach "Betongold" als Finanzanlage. Auch deshalb warnte die FMA in den vergangenen Jahren immer wieder vor einer Überhitzung des Marktes.
Seit 2010 haben sich die Immobilienpreise in Österreich mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: Im Euro-Raum sind sie im gleichen Zeitraum um 48 Prozent gestiegen. Die verfügbaren Einkommen sind hingegen - nicht inflationsbereinigt - um knapp die Hälfte gestiegen. "Wenn die Immobilienpreise doppelt so stark steigen wie die Einkommen, dann ist das ein Alarm-Zeichen", sagt FMA-Vorstand Eduard Müller am Dienstag vor Journalisten. Er verteidigt damit die im Vorjahr umgesetzte Straffung der Kreditvergabe-Kriterien. Zur Erinnerung: Seit August vergangenen Jahres schreibt eine neue Verordnung vor, dass Kreditnehmer:innen 20 Prozent der Kreditsumme als Eigenkapital vorlegen müssen, die Kreditlaufzeit 35 Jahre nicht übersteigen und die monatliche Kreditrate nicht mehr als 40 Prozent des Einkommens ausmachen darf.
"Viele Maßnahmen sind nicht populär, aber notwendig", meint Müller. Die FMA müsse die Stabilität des Finanzmarktes sicherstellen und Konsumenten vor Überschuldung schützen. Die Aufsicht war wegen der sogenannten KIM-Verordnung zuletzt politisch und vonseiten der Banken stark kritisiert worden. Die Institute forderten - mit Schützenhilfe von einigen Landeshauptleuten - eine Lockerung der Kriterien beim Immobilienkauf. Tatsächlich ist die Vergabe von Immo-Krediten in den vergangenen 12 Monaten laut Nationalbank um fast 60 Prozent eingebrochen. Das liege allerdings nicht nur an der neuen FMA-Verordnung. Im gesamten Euro-Raum ist die Kreditnachfrage massiv eingebrochen, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen wegen der hohen Inflation angehoben hat.