Geldregen für österreichische Start-ups

Die österreichische Start-up-Szene kann sich über bisher nicht gekannte finanzielle Zuwendungen freuen. Ein neues Silicon Valley ist dennoch nicht im Entstehen.

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Es ist gerade einmal fünf Monate her, da tauchte das erste österreichische Einhorn auf. So werden in der  Start-up-Welt Unternehmen bezeichnet, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden. Der Investmentplattform Bitpanda ist das im März gelungen. Damit  nicht genug, vergangene Woche legte das Unternehmen noch ordentlich  drauf: In einer neuerlichen Finanzierungsrunde konnte sich Bitpanda 263 Millionen Dollar (rund 224 Millionen Euro) sichern. Damit hat das Fintech seinen Wert auf 4,1 Milliarden Dollar (3,48 Milliarden Euro) mehr als verdreifacht.

Generell hat die heimische Start-up-Szene heuer einen Lauf. Auch die Online-Nachhilfe-Plattform GoStudent konnte den Unicorn-Status erreichen. Und insgesamt wurden seit Jahresbeginn bereits über eine Milliarde Euro in österreichische Jungunternehmen investiert (siehe Grafik). Zum Vergleich: 2020 waren es in Summe gerade einmal 234 Millionen Euro (damals ein Rekord). Das hängt damit zusammen, dass Investoren, die im Vorjahr aufgrund der Corona-Pandemie eher zurückhaltend waren, nun Nachholbedarf haben. Aktuell ist viel Geld auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten im Umlauf. Dazu kommt, dass nun auch große internationale Investoren Österreich auf der Landkarte haben. Tencent aus China etwa investierte in GoStudent, Bitpanda bekam unter anderem Geld von Paypal-Gründer Peter Thiel, und das Software-Unternehmen Adverity konnte kürzlich die japanische Softbank von seinem Geschäftsmodell überzeugen.

Von einem zweiten Silicon Valley ist Österreich dennoch meilenweit entfernt. Private Risikokapitalgeber sind hierzulande Mangelware. Im Jahr 2019 etwa betrugen die Investitionen aus Venture Capital (Beteiligungsfinanzierungen) gerade einmal 0,02 Prozent des BIP, während diese in den USA mit 0,63 Prozent 30 Mal höher waren. Wenn sich das nicht ändert und die türkis-grüne Regierung nicht für entsprechende Rahmenbedingungen sorgt, werden heimische Einhörner weiterhin absolute Rarität bleiben.

 

 

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

war bis Oktober 2024 Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast.