Signa

Gläubiger nehmen Treuhand-Sanierungspläne an

Gläubiger der Signa Prime und Signa Development nehmen Vorschlag des Managements an. Nicht alle sind vollends von den Sanierungsplänen überzeugt. Signa Prime braucht noch immer dringend Cash und sucht intensiv nach Geldgebern.

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Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Die Gläubiger der insolventen Signa Prime haben am Montag am Wiener Handelsgericht sowohl die Treuhandpläne als auch die Sanierungspläne des Sanierungsmangements rund um Erhard Grossnigg angenommen. „In der Abstimmung wurden sowohl die Kopf- als auch die Kapitalmehrheit erreicht und der Treuhandsanierungsplan somit von den Gläubigern angenommen“, heißt es in der Aussendung von Sanierer Norbert Abel. Der Plan sieht jedenfalls vor, dass den Gläubigern das gesamte Vermögen der Signa Prime zur Verfügung gestellt wird und Abel Rechtsanwälte zur Treuhand übergeben wird. Die Verkäufe und die Verwertung beziehungsweise die Stabilisierung von einzelnen Projekten führt aber das Signa-Management operativ durch.

Nach der Sanierungsplantagsatzung der Signa Prime stimmten auch die Gläubiger der Signa Development, des Immobilienentwicklungs-Segments von Signa, über den Sanierungsplan ab. Und auch sie nahmen die Pläne samt Treuhandlösung mehrheitlich an.

Bisher haben 457 Prime-Gläubigerinnen und -Gläubiger Forderungen gegenüber der massiv überschuldeten Signa Prime in der Höhe von 12,8 Milliarden Euro angemeldet. Vorläufig anerkannt hat das Sanierungsteam allerdings 5,9 Milliarden. Die Sanierungspläne sollen jedenfalls bis Ende April rechtswirksam werden. Am 10. April ist auch dazu eine Hauptversammlung geplant. Eben dort sollen sowohl die neuen Aufsichtsräte, als auch ein neues Vorstandsmitglied, das Expertise auf dem Gebiet der Immobilienverwertung mitbringt, vorgestellt werden. Wie profil berichtete, ziehen sich ja besonders prominente Mitglieder aus dem Aufsichtsrat zurück.

Bei der Abstimmung am Montag dürfte der Anwalt der Republik, Wolfgang Peschorn, also überstimmt worden sein. Er hatte ja im Vorfeld angekündigt, dass er gegen die Sanierungspläne und die Treuhandlösung stimmen wollte. Er hat wiederholt kritisiert, dass er Zweifel an der Erreichung der angestrebten Quote habe. Und er warf auch dem Prime-Management immer wieder Intransparenz in der Kommunikation mit den Gläubigern vor. 

Zu den Gläubigern gehört eben auch die Republik – direkt, aber auch indirekt. Der Großteil der Forderungen stammt nämlich aus der Zeit, als kika/Leiner noch zum Signa-Konzern gehörte. Damals wurden Steuerstundungen von über 40 Millionen Euro gewährt. Der Großteil dürfte jedenfalls uneinbringlich sein.

Dringend Geld benötigt

Signa Prime war so etwas die Schmuckkiste des Konzerns und verwaltete die Luxusimmobilien in bester Innenstadtlage – etwa das KaDeWe in Berlin oder das Goldene Quartier und das Park Hyatt in Wien. Zum Portfolio zählen aber auch die mittlerweile insolventen Projektgesellschaften des Hamburger Elbtowers und des Lamarr auf der Wiener Mariahilfer Straße. 

Für die Sanierung braucht Signa Prime jedenfalls dringend und schnell Geld. Denn anders als Signa Development – das ist die Entwicklungs-Sparte des Konzerns – konnte Signa Prime bisher keinen Massekreditgeber auftreiben und auch das Kaufanbot für ein Immobilienportfolio seitens der Schoeller-Gruppe konnte die Gläubiger bisher nicht überzeugen. Wie profil berichtete, haben die Sanierer aber nur noch bis Ende April Zeit, um einige Projekte in Deutschland aus dem vorläufigen Sanierungsverfahren herauszuholen; ansonsten droht dort der Konkurs und die rasche Verwertung. Dazu zählen zum Beispiel der halbfertige Elbtower in Hamburg, der jetzt einmal nur als Bauruine sein Dasein fristet. 

Signa Development hat einerseits einen viel geringeren Liquiditätsbedarf. Anderseits will hier Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner über seine Familienstiftung einen Massekredit in der Höhe von 25 Millionen Euro zuschießen.

Bei Signa Prime könnte Medienberichten zufolge Signa-Investor und Milliardär Klaus-Michael Kühne 100 Millionen Euro für die Sanierung als Massekredit zuschießen. Laut Bloomberg würden jedenfalls schon Gespräche mit dem Management und einigen Banken dazu geführt. Diese Art von Krediten sind jedenfalls sehr gut verzinst und werden vorrangig bedient, also noch bevor die anderen Gläubiger zum Zug kommen. Bei Signa wollte sich man sich zu den Medienberichten nicht äußern. Wie profil aus involvierten Kreisen erfuhr, habe man bei Signa bis zuletzt fieberhaft noch ganz aktiv nach Massekreditgebern gesucht.

Quote hängt von vielen Faktoren ab

Dem Vernehmen nach dürften nicht alle Gläubiger aus voller Überzeugung den Sanierungsplänen zugestimmt haben. Auch, weil die angestrebte Quote von 32 Prozent auf einer Reihe besonders positiver Annahmen über die Zukunft fußt, wie eine baldige Belebung des Immobilienmarktes und sinkende Zinsen. Diese können sich bewahrheiten, oder auch nicht. 

Im Falle eines Konkurses rechnen die Sanierer mit einer Quote von nur neun Prozent, weil es dann eben zu unkontrollierten Schnellverkäufen kommen würde. Die Gläubiger würden damit um 91 Prozent ihrer Forderungen umfallen. Allerdings bezweifeln das ein paar Gläubiger und verweisen darauf, dass der Liquiditätsbedarf jetzt schon sehr hoch sei und es zudem völlig offen sei, wie hoch die Erlöse aus der Verwertung am Ende des Tages ausfallen werden.

Wie hoch die Quote nach mindestens zwei Jahren sein wird, ist jetzt noch völlig offen. Mit der Treuhandlösung hat man sich jetzt jedenfalls Zeit verschafft, denn die Sanierung kann unter Umständen um drei Jahre verlängert werden. Die Übergabe des gesamten Vermögens an die Gläubiger werten Beobachter jedenfalls als das Ende von Signa. Denn nach der Sanierung dürfte wohl kaum noch etwas übrig bleiben, dass die Handschrift von Signa oder deren Gründer René Benko trägt. 

Marina Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.

Anna  Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.