Spätestens seit der Pleitewelle rechnen die Anleihegläubiger aber nicht mehr damit, dass mit ihren Schuldscheinen noch Geld zu machen ist. Einige von ihnen vertraten auch schon vor der Insolvenz der Signa Development die Rechtsansicht, dass ein Zahlungsausfall vorliege, und forderten am 18. Dezember mittels Anwaltsbrief ihr Geld zurück – profil berichtete. Auch die großen internationalen Rating-Agenturen Fitch und Standard & Poors stuften die Bonität der Signa Development und damit auch ihre Fähigkeit, die Anleihe zu den versprochenen Konditionen zu bedienen, als hoch spekulativ mit einer hohen Wahrscheinlichkeit des Zahlungsausfalls ein. Nun passiert auf den Anleihemärkten aber etwas, das in solchen Fällen oft zu beobachten ist, auf den ersten Blick jedoch irrational erscheint.
„Jeder Hedgefonds dieser Welt schaut sich diese Anleihe jetzt sehr genau an“, sagt ein Trader, der nicht namentlich genannt werden möchte. Die Hauptfrage: Ist aus dieser Anleihe noch etwas zu holen, nachdem die Bankkredite, die grundbücherlich besichert sind, bedient wurden? Immerhin verfügt Signa noch über eine Reihe besonders werthaltiger Immobilien, die jetzt nach und nach zu Geld gemacht werden sollen. „Hier gehen die Meinungen aber sehr weit auseinander.“ Denn es ist noch völlig offen, ob und wie viel für die Anleihegläubiger nach dem Verkauf und den Kredittilgungen überhaupt noch übrig bleibt.
Derzeit dürften jedenfalls besonders viele Glücksritter im Signa-Umfeld auf Renditen-Jagd sein. Beim Verkauf der Schuldscheine halten sich die Gläubiger aber dem Vernehmen nach noch zurück. Denn im Sanierungsverfahren wird allen Gläubigern eine Quote von 30 Prozent ihrer offenen Forderungen versprochen. Also weit mehr als das, was sie bekommen würden, wenn sie die Schuldscheine jetzt zum aktuellen Kurs verkaufen würden.
Die Phantom-Anleihe
Weniger Aufregung, aber ähnlich hohe Verbindlichkeiten gibt es übrigens bei einer zweiten, gut 200 Millionen Euro schweren Anleihe im Signa-Reich. Sie wurde am 30. November fällig und wird der Signa Prime Selection, die kurz vor Neujahr ebenfalls Insolvenz anmelden musste, zugerechnet. Bei dieser Anleihe handelt es sich aber, im Gegensatz zu jener der Signa Development Finance, um eine sogenannte Selbstemission. Das Wertpapier wurde also nicht via Banken, sondern von Signa selbst bei den Anlegern platziert, und es ist nicht bekannt, wer der oder die Anleihezeichnerin ist – wer also seit 30. November des Vorjahres auf 200 Millionen Euro wartet.
Die Anleihe dürfte jedenfalls ihren Beitrag zur Insolvenz der Signa Prime geleistet haben. Im Insolvenzantrag, der profil vorliegt, steht, dass die „Refinanzierung einer mit 30.11.2023 fällig gewordenen Anleihe über 200 Millionen Euro“ nicht möglich gewesen sei. Daher trat eine „materielle Insolvenz“ ein. Auf profil-Nachfrage beim zuständigen Sanierungsverwalter, der Wiener Rechtsanwaltskanzlei Abel, wollte man dazu keinen Kommentar abgeben. Ebenso wenig wie auf die Frage, wer denn der Anleihegläubiger überhaupt ist. Vorerst also: ein Phantom.