Doppelter Zenit

Haneke und Waltz gewinnen Oscar

Oscars. Michael Haneke und Christoph Waltz spazieren jeweils mit einem Oscar aus der Hollywood-Gala

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Michael Haneke ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Sein Liebes- und Sterbedrama "Amour" (Liebe) hat ihm die Liebe von Filmjurys auf der ganzen Welt und heute nach einem beispiellosen Erfolgslauf auch seinen ersten Oscar eingebracht. Der 70-jährige Österreicher, der als Europäischer Autorenfilmer lange geradezu als Antithese Hollywoods galt und dessen US-Remake von "Funny Games" 2008 floppte, hat nun auch das Zentrum des US-Filmbusiness erobert.

Bei den Sparten Bester Film, Regie, Originaldrehbuch und Hauptdarstellerin (Emmanuelle Riva) musste sich "Amour" jedoch geschlagen geben. Denn abseits der österreichischen Perspektive zeigten sich die Mitglieder der Academy heuer sehr egalitär gestimmt.

Waltz darf Tarantino zum zweiten Mal danken
Mit dem zweiten Oscar innerhalb von drei Jahren hat sich zudem der gebürtige Wiener Christoph Waltz endgültig in die erste Liga Hollywoods gespielt. Nach der Auszeichnung für seine Darstellung des polyglotten SS-Offiziers Hans Landa in Quentin Tarantinos Kriegsgroteske "Inglourious Basterds" 2010 holte sich Waltz nun auch für seinen zweiten Einsatz für den US-Kultregisseur einen Oscar ab. Für seine Rolle des deutschen Kopfgeldjägers Dr. King Schultz im Spaghettiwestern "Django Unchained" wurde er bei der 85. Oscar-Verleihung am 24. Februar in L.A. ebenfalls mit einer Goldstatuette als bester Nebendarsteller bedacht.

Argo bester Film
Im Vorfeld hatten vor allem Steven Spielbergs Historienepos "Lincoln" und Ang Lees Literaturadaption "Life of Pi" mit zwölf beziehungsweise elf Nominierungen als klare Favoriten ausgesehen. Das Musical "Les Miserables" und die Romantikkomödie "Silver Linings" fanden sich bei den Nominierungen mit je acht Nennungen auf den Plätzen. Letztlich konnte sich "Life of Pi" mit vier Oscars an die Spitze setzen, allerdings primär mit Gewinnen in den weniger prominenten Kategorien - mit Ausnahme des letztlich überraschenden Siegs von Ang Lee als bester Regisseur.

Auf Rang Zwei mit den meisten Oscars bei der Verleihung fanden sich Ben Afflecks Politthriller "Argo" und das Musical "Les Miserables" mit je drei Auszeichnungen. "Argo" wurde dabei als Bester Film geehrt (First Lady Michelle Obama öffnete in einer Live-Zuspielung aus dem Weißen Haus das Siegerkuvert), obgleich Regisseur Affleck für seine Aufgabe nicht einmal nominiert war, was im Vorfeld des Abends für Unmut gesorgt hatte. Bei den Preisen für "Les Miserables" sticht der für Anne Hathaway heraus. Die Schauspielerin konnte wie erwartet als Beste Nebendarstellerin ihren ersten Oscar mit nach Hause nehmen.

Auch Daniel Day-Lewis holte wie erwartet die Trophäe für seine Hauptrolle in "Lincoln" - als erster Schauspieler überhaupt mit drei Auszeichnungen in der Kategorie Bester Hauptdarsteller. Mit der Ehrung für das Beste Szenenbild kam der Spielberg-Film bei zwölf Nennungen auf insgesamt nur zwei Auszeichnungen. Jennifer Lawrence konnte mit der Ehrung als Beste Schauspielerin den einzigen Goldjungen für "Silver Linings" abholen.

Einen Favoritensieg gab es hingegen bei den Dokumentarfilmen, wo "Searching for Sugar Man" von Malik Bendjelloul und Simon Chinn gewann.

+++ profil-Kulturchef Stefan Grissemann über die 85. Academy Awards: Kirche des letzten Flimmerns +++

+++ Der Oscar-Channel mit Berichten, Interviews und Rezensionen zu den wichtigsten Filmen +++

+++ Der Live-Ticker zur Oscar-Nacht in der Nachlese +++

Alle Preisträger im Überblick:

Bester Film
"Argo"

Beste Regie
"Life of Pi" Ang Lee

Bester Darsteller
Daniel Day-Lewis in "Lincoln"

Bester Nebendarsteller
Christoph Waltz in "Django Unchained"

Beste Darstellerin
Jennifer Lawrence in "Silver Linings Playbook"

Beste Nebendarstellerin
Anne Hathaway in "Les Misérables"

Bester nicht-englischsprachiger Film
"Amour" (Österreich)

Bestes adaptiertes Drehbuch
"Argo", Chris Terrio

Bestes Originaldrehbuch
"Django Unchained", Quentin Tarantino

Bester Animationsfilm
"Brave", Mark Andrews und Brenda Chapman

Bester animierter Kurzfilm
Im Flug erobert (Paperman) – John Kahrs

Bester Kurzfilm
Curfew – Shawn Christensen

Bestes Szenenbild
Lincoln – Rick Carter, Jim Erickson

Beste Kamera
Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger – Claudio Miranda

Bestes Kostümdesign
Anna Karenina – Jacqueline Durran

Bester Dokumentarfilm
Searching for Sugar Man – Malik Bendjelloul, Simon Chinn

Bester Dokumentar-Kurzfilm
Inocente – Sean Fine, Andrea Nix Fine

Bester Schnitt
Argo – William Goldenberg

Bestes Make-Up und beste Frisuren
Les Miserables – Lisa Westcott, Julie Dartnell

Beste Filmmusik
Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger (Life of Pi) – Mychael Danna

Bester Filmsong
Skyfall aus James Bond 007: Skyfall (Skyfall) – Adele Adkins, Paul
Epworth

Bester Ton
Les Misérables – Lon Bender, Andy Nelson, Mark Paterson, Simon Hayes

Bester Tonschnitt
Zero Dark Thirty – Paul N.J. Ottosson
Skyfall - Scott Millan, Greg P. Russell, Stuart Wilson

Beste visuelle Effekte
Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger – Bill Westenhofer, Guillaume
Rocheron, Erik-Jan De Boer, Donald R. Elliott

(APA/red.)
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