Gutes Geld

Inflation und Zinsen: Baufirmen stoppen Neubauprojekte für 2023

Die Leitzinsen steigen, die Inflationsraten auch. Erste Bauunternehmen verschieben den Baubeginn. Was hat das für Folgen?

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Wie beeinflussen die Inflation, die Europäische Zentralbank und der Leitzins ein Wohnbauprojekt in Wien-Liesing? Der US-amerikanische Notenbankchef Jerome Powell kündigte vergangene Woche die nächste Leitzinserhöhung an. Langsamer, aber doch, der Leitzins steigt um weitere 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne zwischen 4,5 bis 4,75 Prozent. Auch die Europäische Zentralbank hob den Leitzins diese Woche an. Um 0,5 Prozentpunkte auf drei Prozent.
So schnell wie in den letzten Monaten stiegen die Leitzinsen seit Jahrzehnten nicht. Alles, um der Inflation Herr zu werden. Nach der Schnellschätzung der Statistik Austria stieg die in Österreich im Vormonat allerdings auf 11,1 Prozent. Das ist weitaus mehr als im EU-Schnitt. Maßgeblich dafür waren nach wie vor die Energiepreise, aber auch die Mieten, die hierzulande überdurchschnittlich stark anstiegen.
Doch was heißt es, wenn alle paar Monate der Leitzins steigt? Zinsen auf Bankkonten gibt es dadurch nicht unbedingt, wie die vergangenen Monate gezeigt haben. Aber Banken verlangen mehr Zinsen bei Krediten. Das spüren Privathaushalte und Firmen schon seit dem Sommer bei variablen oder neuen Krediten. Auch durch die strengeren Vergaberichtlinien ist die Zahl der vergebenen Wohnkredite um ein Drittel gesunken, heißt es von der Raiffeisenbank und der Uni Credit.  
 

Aber auch die Bauherren spüren die gestiegenen Zinsen zusätzlich zu den aktuell hohen Materialkosten. Die BUWOG kündigte ebenso wie ihr deutscher Mutterkonzern Vonovia an, die für 2023 geplanten Baustarts zu verschieben. Das deutsche Bauministerium kritisierte die Entscheidung der Vonovia. Das größte Wohnungsunternehmen des Landes könne sich nicht so aus der Verantwortung stehlen.

Bei der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Wien Süd verzögern sich ebenfalls Projekte. Einen Stopp gebe es aber nicht, „immerhin haben die Gemeinnützigen Bauvereinigungen einen gesellschaftspolitischen Auftrag zu erfüllen“, sagt Vorstandsvorsitzender Andreas Weikhart. Bei der Wohnbaustelle der Stadt Wien (Wiener Wohnen) kam es zu Verzögerungen durch Pandemie und Lieferkettenverzögerung, heuer seien jedoch mehrere Baustarts geplant. Möglich sei dies durch eine deutliche Erhöhung der Fördersockelsätze um bis zu 60 Prozent im Vorjahr. Auch bei mehreren Gemeindebauprojekte wird der Grundstein gelegt.
Doch was ist die Folge von verzögerten Baustarts? Bereits in den vergangenen Monaten erwiesen sich steigende Mieten als Inflationstreiber. Ein knapperes Angebot, vor allem geförderter Wohnungen, schafft keine Entspannung am Wohnungsmarkt. Im Gegenteil. 

Clara Peterlik

Clara Peterlik

ist seit Juni 2022 in der profil-Wirtschaftsredaktion. Davor war sie bei Bloomberg und Ö1.