Wirtschaft

Expertin: „Europa ist für China von großem strategischen Interesse“

China ist nach einer kurzen Pause zurück in Europa. Susanne Weigelin-Schwiedrzik erforscht seit Jahrzehnten das „Land der Mitte“. Mit profil sprach sie darüber, wie China die Autozölle umgehen will, welche Interessen es in Europa verfolgt und was Marx zum China-Kommunismus sagen würde.

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Man muss schauen, wo man bleibt. Das gilt in schwierigen Zeiten wie diesen auch für eine Reihe von heimischen Industrie- und Autozulieferbetrieben, die in den vergangenen Wochen Besuch aus China empfangen haben. Die Voestalpine etwa, Österreichs größter Stahlkonzern. Dort sollen profil-Informationen zufolge schon erste Gespräche mit Vertretern des chinesischen E-Autobauers „Build Your Dreams“ (BYD) über mögliche neue Lieferverträge laufen. 


Die Lieferrouten ändern sich. Über 30 heimische Zulieferbetriebe waren bei der sogenannten Supplier-Konferenz von BYD Ende Juli eingeladen. Und die könnten ihre Mikrochips, Stahlkomponenten und Karosserieteile statt ins Auto-Mekka Stuttgart schon bald nach Szeged liefern. Welche Interessen verfolgen chinesische E-Autohersteller in Europa? Geht es nur um die Umgehung der geplanten Ausgleichszölle für E-Autoimporte aus China? Oder geht es auch um Geopolitik und Macht? „Der Krieg in der Ukraine hat die Karten neu gemischt, auch für China“, sagt China-Expertin Susanne Weigelin-Schwiedrzik.

 

 

Nach einigen Jahren des Stillstands wird China jetzt wieder aktiver auf dem europäischen Markt. Ist das eine Reaktion auf die Ausgleichszölle, die die EU über chinesische E-Auto-Hersteller verhängt hat?

Weigelin-Schwiedrzik

Sehen wir uns einmal den Rückgang der Investitionen 2016 durch die chinesische Brille an. Man hat damals auf die stärkeren Kontrollen auf ausländische Direktinvestitionen in der EU reagiert (die EU-Länder haben Investitionen aus China in kritischer Infrastruktur eingeschränkt, Anm.): Wenn sie es einem so schwer machen, wieso sollen wir uns wirtschaftlich engagieren? Es gibt andere Weltregionen, in denen wir investieren können. Wobei sich damals die Investoren zurückgezogen haben, der Handel mit China ist gewachsen. Dass das Interesse Chinas am europäischen Markt jetzt wieder steigt, hat wirtschaftliche, aber auch geopolitische Gründe.

Welches geopolitische Interesse verfolgt China in Europa?

Marina Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".