Lufthansa-Aufsichtsratschef Mayrhuber: „Da wird einem schlecht“
profil: Herr Mayrhuber, Sie betonen gerne Ihre Verbundenheit zu Österreich, leben und arbeiten aber seit 45 Jahren in Deutschland. Wie geht das zusammen? Wolfgang Mayrhuber: Ich bin auch deshalb aus Österreich weggegangen, weil ich wusste, um einen Arbeitsplatz und eine Wohnung zu bekommen, muss ich ein Parteibuch haben. In Steyr war das damals extrem. Ich dachte mir: Alles, nur das nicht.
profil: Dafür waren Sie heuer Redner und Ehrengast beim Neujahrsempfang der ÖVP Oberösterreich … Mayrhuber: Beim Herrn Landeshauptmann Pühringer, den ich lange kenne. profil: Dort erzählten Sie, woran es hierzulande krankt. Wahnsinnig viel Gehör dürften Sie nicht gefunden haben. Mayrhuber: Wenn man einmal seine Gedanken darlegt, ändert sich noch lange nichts. Zwischen hören, verstehen und dann umsetzen liegt ein breites Tal.
Da zahlt die nächste Generation die Rechnung. Das ist fatal
profil: Den versammelten Politikern predigten Sie, man könne nicht mehr ausgeben, als man einnehme. Gerade diese Kaste widerlegt Sie täglich. Mayrhuber: Wenn man Österreich analysiert, stellt man fest, dass die Privathaushalte gut wirtschaften. Kaum einer ist richtig verschuldet. Auch die Bilanzen der Unternehmen sind nicht schlecht. Das wirklich besorgniserregende ist der Fiskalhaushalt der Regierung. Auf der Einkommenseite, also dem Steueraufkommen, eine stetige Steigerung. Man denkt sich: Wunderbar, die Basis ist eh da. Betrachtet man aber die Schuldenseite, wird einem schlecht. Die Schulden sind in den vergangenen zehn Jahren um ein Vielfaches schneller gestiegen als die Einnahmen. Da zahlt die nächste Generation die Rechnung. Das ist fatal.
profil: Während Volkswirtschaften quer durch Europa die Folgen der Krise abschütteln, fällt Österreich in immer mehr Rankings zurück. Ob Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstum, Privatkonsum, Wettbewerbsfähigkeit oder Standortattraktivität: Überall geht die Tendenz deutlich nach unten. Mayrhuber: Mich verwundert, dass die Politik dies nicht als Argument für Reformen nutzt, sondern weichspült. Nach dem Motto: Was bedeutet schon so ein Ranking? Wenn ich mir die Österreicher beim Skirennen anschaue, wird jeder Hakler bei einem Tor 20 Mal analysiert, jede Zwischenzeit kommentiert. Aber Rankings, die aufzeigen, dass der Wirtschaftsstandort immer weiter absinkt, werden ignoriert. Da darf man auch die Bevölkerung nicht unterschätzen. Die weiß es eh und sorgt sich. Ich habe es bei der Lufthansa selbst erlebt. Als wir 1994 vor dem Abgrund standen, war die Sanierung relativ einfach. Wir mussten den Konzern umkrempeln und 8000 Mitarbeiter abbauen. Das hätten wir frühzeitiger günstiger haben können.
profil: Bundeskanzler Werner Faymann argumentiert gern, dass wir im Vergleich zu anderen Ländern der Eurozone sehr gut durch die Krise gekommen seien. Mayrhuber: Die Frage ist nur: Ist das die richtige Benchmark, sich mit Ländern wie Griechenland, Portugal, Spanien und Italien zu vergleichen? Die Anna Fenninger war auch schneller als Carolina Ruiz Castillo aus Spanien. Das ist ein Vergleich, der hinkt. Wenn man das Land voranbringen will, muss man sich an den Besten orientieren. Wer hat etwa das beste Bildungssystem? Wer das beste Förderungssystem? Ich beobachte, dass man in Deutschland diese Rankings und Kennzahlen ernster nimmt. Sicherlich ist das Naturell des Deutschen mehr sach- und zahlenbezogen als das des Österreichers. Da werden Fakten anerkannt, analysiert, und dann wird nach Lösungen gesucht. Während man in Österreich die Fakten gerne infrage stellt.
Leider werden oft populäre Dinge vorangeschoben statt jener, die notwendig wären
profil: Deutschland kommt recht dynamisch aus der Krise, während Österreich immer weiter nachhinkt. Erstaunlich, eingedenk der engen Handelsverflechtungen der beiden Länder. Woran liegt das? Mayrhuber: Deutschland hat unter Kanzler Gerhard Schröder mit der Agenda 2010 weitreichende Reformen eingesetzt. Das hat ihn zum Schluss zwar die Wahl gekostet, wird ihn aber vermutlich in die Geschichtsbücher bringen. Auch Bruno Kreisky hat Entscheidungen getroffen, die nicht immer im Interesse der Arbeitervertreter waren. Hinterher mussten sie ihn auf ein Denkmal stellen. Weil er recht hatte. Jedenfalls hat die Agenda 2010 geholfen, ebenso wie die Schuldenbremse, um nur zwei Beispiele zu nennen. Und man hat nicht nachgelassen und immer wieder Maßnahmen gesetzt. Als der Eiserne Vorhang fiel, wurden auch in Österreich Reformen durchgeführt. Weil man, was etwa die Steuern betrifft, bemerkt hat, dass man mit Ländern wie der Slowakei nicht wettbewerbsfähig ist. Seither wurde aber kaum etwas gemacht. Das ist ein Fehler. Regierungen müssen frühzeitig erkennen, welche Auswirkungen in der Zukunft die Entscheidungen von heute haben. Die Politik ist da oft recht schwerfällig. Ich verstehe, dass die Fähigkeit zum Kompromiss Teil des politischen Fundaments ist. Aber leider werden oft populäre Dinge vorangeschoben statt jener, die notwendig wären.
profil: Es liegt nur an der Politik? Mayrhuber: Nicht nur, aber sie setzt die Rahmenbedingungen. Deutschland hat etwa den Vorteil, dass hier sehr viele große und prominente Konzerne zu Hause sind, die auf der ganzen Welt agieren. Und die machen nicht nur ihre Umsätze, sondern auch einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen im Ausland. Österreich dagegen ist von mittelständischen Unternehmen geprägt. Das ist ein Unterschied. Und die Investoren, ob aus dem In- oder Ausland, sind verunsichert. Weil sehr viel angekündigt wird. Jetzt wird beispielsweise über eine Erbschaftssteuer diskutiert. Da scheut jeder Investor zurück. Ich halte Substanzsteuern für obsolet. Substanz soll gefördert und nicht besteuert werden.
profil: Gerade was Vermögensteuern betrifft, liegt Österreich ganz weit hinten. Im OECD-Vergleich wird Vermögen fast überall höher besteuert als hierzulande. Mayrhuber: Sie haben natürlich recht, aber man muss die Gesamtsteuerlast betrachten. Oder schauen Sie sich die Pensionslasten an. Da fragt man sich schon: Warum wird diese Reform nicht angegangen?
profil: Sie kommen ja viel herum. Wie wird Österreich von internationalen Managern und Investoren wahrgenommen? Mayrhuber: Diejenigen, die mit Österreich Geschäfte machen, hier investiert haben, sind in der Regel zufrieden. Spannend wird es aber bei der Frage, ob sie die nächste Million oder Milliarde auch noch hineinstecken würden. Da lautet die Antwort oft „Nein“. Zum einen sind wir kein Marktplatz. Können wir auch gar nicht sein. Das Scharnier Richtung Osten ist zwar immer noch interessant, es stellt sich aber die Frage, wann es wieder aufgeht. Da hofft man natürlich schon, dass Österreich wieder eine Rolle spielen kann. Es gibt ein stabiles Rechtssystem, die Leute sind gut ausgebildet. Eigentlich passt eh alles. Aber ich weiß nicht, ob der schuldenfinanzierte Sozialgedanke nicht in die falsche Richtung ausschlägt. Jene, die die Kapitalflüsse steuern, sind eher kritisch. Dabei gibt es genug Anlagedruck. So viel Geld wie im Moment war eigentlich noch nie im Markt. Es kann ja nicht das Ziel Österreichs sein, nur als Kultur- und Naturnation wahrgenommen zu werden. Wir müssen schon auch überlegen, woher denn der Wohlstand kommen soll. Österreich war immer auch von Innovationen getrieben. Allein in der Luftfahrt: Ohne Herrn Mach gäbe es die Mach-Zahl nicht, ohne Herrn Doppler wäre die Navigation schwierig. Es gibt jede Menge Beispiele, dass Österreich immer schon ein naturwissenschaftlicher Standort war. Und es ist schon auch Aufgabe des Staates, Hinweise zu geben, worauf es in der Zukunft ankommt und was dafür getan werden muss, um da dabei zu sein.
Österreich könnte die besten Köpfe absaugen. Einfach, weil es so lässig ist, dort zu leben
profil: War es für Ihre drei Kinder jemals Thema, zum Studieren oder Arbeiten nach Österreich zu gehen? Mayrhuber: Sie lieben Österreich, haben praktisch alle Ferien dort verbracht und haben ein Stück Wurzel da. Zwei von ihnen liebäugeln ein bisschen damit, in Österreich zu arbeiten. Beim Buben kann ich es mir richtig gut vorstellen. Wenn vor 20 oder 30 Jahren ein Deutscher gesagt hat, er geht nach Österreich, war das eine Sensation. Außer er ging ans Burgtheater. Heute ist das kein Thema mehr. Es gehen ja viele Deutsche nach Österreich.
profil: Die Deutschen sind mittlerweile die größte Migrantengruppe. Mayrhuber: Ist doch gut! Österreich könnte die besten Köpfe absaugen. Einfach, weil es so lässig ist, dort zu leben. profil: Wir erleben ja das Gegenteil. Österreich bildet Deutsche im Studium aus, und sobald die den Abschluss in der Tasche haben, verlassen sie das Land. Warum gelingt es Österreich nicht, sie zu halten? Mayrhuber: Wenn man attraktive Jobs bietet, kommen die Leute auch wieder. Aber gemessen an der Zahl jener, die hier ausgebildet werden, hat Österreich davon ein bisschen weniger zu bieten als der Rest der Welt. Das halte ich aber nicht für schlimm. Und ein paar bleiben eh picken. Es wäre schlecht, wenn nicht nur die, die kommen, wieder gehen, sondern auch die aus dem Land. Weil sie keine Perspektive sehen.
Ich habe ja 20 Mal die Firma gewechselt, ohne die Firma zu wechseln. So bin ich hängen geblieben
profil: Was würden Sie denn jungen, gut ausgebildeten Österreichern raten? Im Land bleiben oder ins Ausland gehen? Mayrhuber: Zuerst einmal raus, aber dann schauen, dass man wieder heimfindet. profil: Sie selbst haben ja nicht mehr heimgefunden. Mayrhuber: Mein Plan war ja ein anderer: Ich wollte zwei Jahre in Deutschland bleiben und dann in Österreich meinen eigenen Betrieb aufmachen. Aber bei der Lufthansa war es so spannend, es ist immer wieder etwas Neues gekommen. Ich habe ja 20 Mal die Firma gewechselt, ohne die Firma zu wechseln. So bin ich hängen geblieben.
profil: Bei der Lufthansa, wie auch im Rest Deutschlands, wird neuerdings gern gestreikt … Mayrhuber: „Gern“, weiß ich nicht, aber viel zu viel. profil: In Österreich dagegen kaum. Wie erklären Sie das? Mayrhuber: Deutschland war bis jetzt nicht als Land der Streikwilligen bekannt. Das ist erst in den letzten Jahren so richtig hochgekommen und hat Auswüchse angenommen, die zuvor nicht vorstellbar waren. Die Bevölkerung hat immer gesagt: Streik ist ein gutes Recht. Die Unternehmen machen Gewinne, aber die armen Leute verdienen zu wenig. Jetzt merken wir, dass das Argument nicht mehr stichhaltig ist, weil es offensichtlich nicht mehr um die Frage des fairen Teilens von Gewinn geht, sondern um Prinzipien und Macht. Das ist schädlich.
profil: So argumentiert jeder Arbeitgebervertreter zu jeder Zeit. Mayrhuber: In Deutschland gab es im Grunde zwei Systeme: den Haustarifvertrag und den Flächentarifvertrag. In beiden Systemen war ein Interessenausgleich eingewoben. Das ist durch einen Richterspruch weggefallen. Die Tarifeinheit wurde aufgebrochen. Und jetzt haben wir eine Situation, wie etwa bei der Bahn, dass zwei Lokführergewerkschaften um die gleiche Klientel streiten. Und was glauben Sie, wie man die Leute am besten kriegt? Indem ich mit meinen Forderungen jene der anderen ständig übertreffe.
profil: Sie sind doch sonst so ein großer Freund von Wettbewerb. Mayrhuber: Ja, aber wenn eine Gewerkschaft sagt, ich fordere mehr als die andere und nicht so viel, wie gerade vertretbar, dann ist das Egoismus und nicht Wettbewerb. Diese Spezial- und Splittergewerkschaften haben den großen Gewerkschaften gezeigt: Ihr wart mit euren Forderungen viel zu harmlos. Ein Herr Birske von ver.di kann eigentlich nur die gleiche Strategie fahren. Viel fordern und die Leute zum Streik bringen. Das ist relativ einfach. Aber entscheidend ist, was das auf Dauer bedeutet. Wenn am Frankfurter Flughafen die Flugsicherung streikt, haben wir den Schaden. Eine kleine Gruppe kann ein Riesenproblem für die gesamte Volkswirtschaft auslösen. Mein erster Streik bei der Lufthansa-Technik war eine Sensation. Wir waren alle aufgeschreckt und dachten: Das darf ja nicht sein. Wenn man jetzt daran denkt, dass wir alleine im letzten Jahr 13 Streiks hatten und das Management in der Lage ist, das in Routine abzuarbeiten, ist das eine positive Leistung. Aber volks- und betriebswirtschaftlich ist das natürlich ein Blödsinn.
profil: Hat sich das sozialpartnerschaftliche Modell in Österreich bewährt? Mayrhuber: Es war auch schon einmal in einem besseren Zustand. Bei der AUA habe ich erlebt, wie stark Partikularinteressen wirken und das Unternehmen fast in den Abgrund gebracht hätten. Aber ein gewisser Grundkonsens ist schon vorhanden. Ohne dass man den Gewerkschaften oder den Unternehmern das Heft aus der Hand genommen hätte. Da ist Österreich vielleicht in einer besseren Position.
Populismus alleine bringt einen nicht weiter
profil: Sie haben vorhin große Politikerpersönlichkeiten wie Schröder und Kreisky angesprochen. Sehen Sie beim derzeitigen österreichischen Politpersonal jemanden mit ähnlichem Format? Mayrhuber: Ich glaube, dass solche Persönlichkeiten immer in der Politik da sind. Oft werden sie durch Situationen wachgeküsst. Bei Helmut Kohl war es die Wiedervereinigung, bei anderen sind es andere Herausforderungen. Ich erwarte von einem Spitzenpolitiker einen weiten Horizont. Er muss in der Lage sein, Dinge zu erklären, die nicht sympathisch und populär sind. Populismus alleine bringt einen nicht weiter. Auch die nun notwendigen Veränderungen werden dazu führen, dass irgendwelche Leute sagen: „So, jetzt muss man einfach mal mit der Wahrheit auf den Tisch.“
profil: Wir könnten uns Sie auch gut als Politiker vorstellen: schnell beim Ankündigen, langsam in der Umsetzung. Wie bei der AUA. Sie haben immer beteuert, dass die Airline spätestens 2011 schwarze Zahlen schreibt. Es kam bekanntlich anders. Wie lautet Ihr Fazit nach sechs Jahren Übernahme? Mayrhuber: Auf dem Weg hätte einiges besser laufen können, aber die Entscheidung war richtig. Wir haben die AUA ja nicht gekauft, um den Laden dichtzumachen. Aber auch nicht, um sie krampfhaft aufrechtzuhalten, wenn die Verluste weiter sprudeln.
profil: Der Umsatz ist seit der Übernahme nicht gestiegen, sie haben massiv Mitarbeiter abgebaut und die Flotte geschrumpft. Verrechnet man die Verluste seit 2009 mit den mageren Gewinnen aus den beiden vergangenen Jahren bleibt ein Minus von rund 390 Millionen Euro. Hat Ihre Liebe zu Österreich Ihren Verstand bei der Übernahme getrübt? Mayrhuber: Nein, da kennen Sie mich schlecht. Der Kopf bleibt klar, auch bei solchen Entscheidungen. So eine Investition macht man nicht für drei Jahre. Sie wird sich sowohl für die Lufthansa als auch für Österreich lohnen. Und Sie müssen die Unterlassungsalternative einrechnen. Was wäre passiert? Die AUA wäre weg ebenso wie unsere Interkontinental-Anbindungen von Wien. Niki Lauda wäre auf den Thron gestiegen. Den Markt und die AUA als Partner zu verlieren, gleichzeitig den Wettbewerber näher an sich heranzuholen, hätte einen viel höheren Preis bedeutet als den, den Sie genannt haben. Eine marode AUA zu sanieren, ist wie ein altes Haus umzubauen. Das kostet erst einmal Geld.
Das Risiko zu 100 Prozent rauszunehmen, wird aber nie gelingen
profil: Bei der Lufthansa ist es Tradition, dass der Vorstandschef seinem Nachfolger eine schwarze Krawatte überreicht. Am 24. März dieses Jahres musste Lufthansa-Vorstand Carsten Spohr ebendiese Krawatte aus dem Schrank holen. Weil der Co-Pilot eine Germanwings-Maschine in den französischen Alpen zum Absturz brachte. Hätten Sie jemals gedacht, dass so etwas passieren könnte? Mayrhuber: Wenn Sie so ein Unternehmen leiten, wissen Sie, dass es aufgrund der Vielzahl der Starts im europäischen Durchschnitt rein theoretisch alle drei Jahre einen Totalnotfall geben könnte. Sie gehen nicht in diese Funktion und sagen: Das passiert uns nicht. Sondern sagen: Wir tun wirklich alles, damit es nicht passiert. Dass es so wie in diesem Fall passiert, damit habe ich nie und nimmer gerechnet.
profil: Wie haben Sie von dem Unglück erfahren? Mayrhuber: Während eines Urlaubs in den USA. Ich habe mich dann in den nächsten Flieger gesetzt, um bei den Leuten zu sein. profil: Wie gehen Sie persönlich damit um? Fühlen Sie sich verantwortlich? Mayrhuber: Zunächst beschäftigt einen die Frage nach der Ursache einer solchen Tragödie und wie den Betroffenen geholfen werden kann. Wenn die Ursache eine wäre, von der ich sagen müsste: Verdammt, warum haben wir daran nicht gedacht, dann würde ich mir Vorwürfe machen. Das Leid der Angehörigen trifft mich tief.
profil: Lässt sich so ein Fall verhindern? Mayrhuber: Ich weiß es nicht. Man kann und muss die Wahrscheinlichkeit, dass so ein eigentlich undenkbarer Fall eintritt, reduzieren. Das Risiko zu 100 Prozent rauszunehmen, wird aber nie gelingen. Man darf sich auch nicht damit trösten, dass die Luftfahrt der bei Weitem sicherste Verkehrsträger ist. Das ist ein schlechter Trost.
Zur Person: Wolfgnag Mayrhuber, 68. Der im oberösterreichischen Waizenkirchen Geborene hat sein gesamtes Berufsleben bei der Lufthansa verbracht. Seine Laufbahn begann der Sohn eines Journalisten und einer Lehrerin 1970 als Ingenieur bei der Triebwerksinstandhaltung. In den Folgejahren durchlief er alle Führungsebenen sämtlicher Geschäftsbereiche der Lufthansa- Technik. Von 2003 bis 2010 stand Mayrhuber dem Gesamtkonzern als Vorstandschef vor. In seine Amtszeit fällt auch die Übernahme der AUA. 2013 wurde er nach heftigen Widerständen Aufsichtsratsvorsitzender der Lufthansa AG. Mayrhuber hat drei Kinder und lebt in Hamburg.