Nach Meinl Bank und Commerzialbank Mattersburg: Einlagensicherungsfall bei der Autobank AG

Die behördlich geschlossene Autobank AG hatte in ihrer Geschichte wechselnde, teils prominente Eigentümer. Das war aber irgendwie auch nicht hilfreich.

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Ein weiteres Bankhaus ist nicht mehr. Am 30. Juli dieses Jahres hat die Finanzmarktaufsicht die Wiener „Autobank AG“ zugesperrt – wegen akuter Gläubigergefährdung. Formell ist die Bank mit ihren zuletzt nicht ganz 50 Beschäftigten (noch) nicht in Konkurs, dennoch ist der Einlagensicherungsfall eingetreten, der dritte in nicht einmal zwei Jahren. 2020 waren zunächst die frühere Meinl Bank und anschließend die Commerzialbank Mattersburg kollabiert.

Die Autobank verwaltete zuletzt Kundeneinlagen in einer Höhe von 109 Millionen Euro, wovon 107 Millionen gesichert sein sollen. Das private Einlagensicherungssystem ESA dürfte sich einen guten Teil davon aus der Abwicklungsmasse zurückholen, im Gegensatz zur Commerzialbank ist noch Vermögen vorhanden. Die Autobank AG war börsennotiert, damit sind auch Kleinaktionäre betroffen, vorwiegend aus Österreich und Deutschland.

Das Bankhaus war wirtschaftlich nie ein Schwergewicht, sein Werdegang erzählt aber viel über den Strukturwandel in der Wirtschaftswelt. Die Geschichte beginnt mit einem einstmals klangvollen Namen: Tarbuk. Die Tarbuk-Gruppe, ein traditionsreiches Familienunternehmen, war in den 1980er-/1990er-Jahren eines der größten Autohäuser des Landes gewesen, unter anderem Generalimporteur der Marken Nissan, Saab, Rover und Jaguar, rund 1000 Beschäftigte und ein Jahresumsatz jenseits der vier Milliarden Schilling.

Gemeinsam mit der damaligen Ersten österreichischen Spar-Casse hatte man 1991 die Auto-Handels- und Leasing Bank AG (später: Autobank AG) an den Start gebracht, um an dem boomenden Kfz-Leasing zu verdienen. Die Geschäfte liefen gut an, die Bank schrieb alsbald ordentliche Gewinne. Doch schon Anfang der Nullerjahre, die Gründungspartnerin Erste war längst wieder ausgestiegen, wendete sich das Blatt: 2001 kündigten Nissan, Saab und Jaguar die Importverträge, Tarbuk und die Tochter Autobank schlingerten.

2003, die Tarbuk-Gruppe stand vor der Zahlungsunfähigkeit, übernahm der Unternehmer Erhard Grossnigg das Ruder. Ihm eilte dazumal der Ruf des Sanierers voraus. Grossnigg tat, was Sanierer tun. Er filetierte.

Die Autobank landete Ende 2003 bei der niederösterreichischen Salzer-Gruppe (Papier, Kunststoff) des Industriellen Michael Salzer. Salzer hielt die Anteile zwei Jahre, ehe die Autobank bei der Hamburger Leasingfirma Albis unterkam. Man wolle den Ausbau zur „unabhängigen Spezialbank für das gesamte Autogeschäft in Österreich“ forcieren, hieß es in einem Presse-Statement der Deutschen im Jänner 2006; wobei der Begriff „unabhängig“ zugleich auch die Grenzen des Geschäftsmodells definierte.

Knapp vier Jahre später, die Autobank bot zu dieser Zeit hohe Sparzinsen und schrieb Verluste, waren abermals neue Aktionäre da. Das Geldhaus gehörte nun mehreren deutschen Investoren, die Ende 2010 das Kunststück vollbrachten, eine schwach kapitalisierte österreichische Bank mit wackeligem Geschäftsmodell an die Börse zu bringen. Erst notierte die Autobank an der Börse Frankfurt, dann auch an der Börse Wien, schlussendlich nur noch an der Börse München.

Rote Zahlen und steter Kapitalbedarf waren auch nach dem Börsengang treue Begleiterinnen. Die Bank machte erfolglose Strategiewechsel durch, die fortgesetzten Verluste zehrten am Eigenkapital, das durch Ausgabe immer neuer Aktien erhöht werden musste. Der Aktienkurs entwickelte sich untermittelgut – und dann kam Corona.

Im August des Vorjahres schritt die Finanzmarktaufsicht (FMA) ein. Kurz nach dem Kollaps der Commerzialbank (den FMA und Nationalbank verpennt hatten) stellte die Behörde dem Bankvorstand eine Kontrolleurin zur Seite, ab da war eigentlich Schluss. Im Jänner dieses Jahres wurde in einer Hauptversammlung die Abwicklung der Bank beschlossen, nachdem sich niemand gefunden hatte, der oder die den Laden übernehmen wollte (die letzte geprüfte Autobank-Bilanz stammt übrigens aus 2019). Mit der nun verfügten Schaltersperre muss der Staat für die geordnete Abwicklung sorgen. Nach dem Commerzialbank-Debakel ist das auch das Mindeste.

Michael   Nikbakhsh

Michael Nikbakhsh

war bis Dezember 2022 stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.