Proteste vor JPMorgan Chase in Glasgow 2021.
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Occupy Bank Street: Banken im Visier von Klimaaktivisten

Weil sie fossile Energieprojekte finanzieren, geraten Banken zunehmend in den Fokus von Klimaaktivisten.

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"Mehr als drei Viertel der Österreicherinnen und Österreicher investieren bereits nachhaltig." So lautete der Titel einer Presseinformation des Finanzdienstleisters J. P. Morgan Asset Management, welche die Redaktion vergangene Woche ereilte. Eine durchaus erfreuliche Meldung, zumal sich ein erheblicher Anteil der Befragten auch für ein sogenanntes Impact Investing ausspricht. Gemeint sind damit gezielte Investitionen zur Lösung sozialer und ökologischer Probleme. Praktischerweise werden von J.P. Morgan auch gleich die passenden Fonds angeboten. Nämlich solche, die in Unternehmen investieren, "die Lösungen gegen die Ursache des Klimawandels entwickeln". Das entbehrt freilich nicht einer gewissen Ironie, wenn man weiß, dass das Unternehmen Teil jenes Konzerns ist, welcher weltweit die meisten neuen Projekte für fossile Energien finanziert, wie der Fossil Fuel Finance Report von 2021 aufzeigt. Und die Ursache des Klimawandels ist bekanntlich das hemmungslose Verbrennen fossiler Energieträger. Vertreter der Finanzwirtschaft - und das gilt nicht nur für Verantwortliche bei J.P. Morgan - brauchen sich nun wirklich nicht zu wundern, wenn ihnen Heuchelei und Greenwashing vorgeworfen werden.

Tatsächlich geraten Kreditinstitute zunehmend ins Visier von Klimaaktivisten. Anfang dieses Monats etwa ketteten sich vier Männer öffentlichkeitswirksam an die Eingangstür der JPMorgan Chase Bank in der Innenstadt von Los Angeles. Der NASA-Klimaforscher Peter Kalmus und drei seiner Kollegen waren Teil eines weltweiten Protests von 1200 Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus 26 Ländern - gegen Unternehmen, die für die Klimakrise mitverantwortlich gemacht werden. Die Idee dahinter: Druck auf Banken auszuüben, die Finanzierung von Öl- und Gasförderung zu stoppen und die Mittel für erneuerbare Energien zur Verfügung zu stellen. Denn beim Klimaschutz spielen Kreditinstitute eine Schlüsselrolle. "Wir warnen seit Jahrzehnten. Jetzt steuern wir auf eine Katastrophe zu, und die Wissenschaft wird noch immer ignoriert", erklärte Kalmus seine Beweggründe, ehe er von einem polizeilichen Großaufgebot verhaftet wurde.

Der Forscher erinnerte auch an den jüngsten Bericht des Weltklimarats, demzufolge die Emissionen aus bestehender und geplanter fossiler Energieinfrastruktur mehr als doppelt so hoch sind als die Menge, die dazu führen würde, das 1,5-Grad-Ziel zu überschreiten. Auch nach Ansicht der Internationalen Energieagentur dürfen für die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad keine neuen fossilen Energieprojekte entwickelt werden. Und der EZB zufolge birgt der Klimawandel auch für Banken erhebliche Risiken-nämlich bis zu einem Drittel des Kredit-Engagements. Es wird also Zeit, dass die Banken hier Verantwortung übernehmen. Auch im eigenen ökonomischen Interesse.

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

war bis Oktober 2024 Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast.