Pallas-Capital-Chef Florian Koschat: Tiefe Dekolletés und teure Autos

Wie Florian Koschat, Gründer der Finanzfirma Pallas Capital, über seine sexistischen Instagram-Postings stolperte.

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Das Setting perfekt abgestimmt, die Protagonisten ins beste Licht gerückt - wer in den sozialen Medien reüssieren will, darf nichts dem Zufall überlassen. Knapp 300.000 Follower auf Instagram, ein eigener YouTube-Kanal - nein, hier ist nicht die Rede vom nächsten Teenie-Star unter den Influencern, sondern von einem 47-jährigen Investmentbanker aus Wien, der - etwas postpubertär - seinen Lifestyle zelebriert.

Dieser Hang zur Selbstdarstellung brachte Florian Koschat nun Ärger ein: "In der gestrigen Hauptversammlung der CA Immobilien Anlagen AG wurde die Zahl der zu wählenden Mitglieder des Aufsichtsrats von derzeit sechs auf fünf verkleinert. Dr. Florian Koschat scheidet aus dem Aufsichtsrat aus."

Was in der nüchternen Pressemitteilung des Wiener Büroimmobilienkonzerns vordergründig nach einem üblichen Vorgang klingt, war in Wahrheit doch ziemlich ungewöhnlich. Denn Koschat, Gründer der Finanzfirma Pallas Capital und seit 2016 im Aufsichtsrat der CA Immo tätig, sollte auf dem Aktionärstreffen am 6. Mai eigentlich wiedergewählt werden. Doch der Kleinaktionär und Universitätsassistent Josef Baumüller machte ihm - wie der Nachrichtendienst "Bloomberg" zuerst berichtete - einen Strich durch die Rechnung: Er thematisierte den Social-Media-Auftritt des Investmentbankers und wollte wissen, ob sich das Aufsichtsratsgremium "geschlossen und vollumfänglich" zum Verhaltens- und Ethikkodex der CA Immo bekenne und ob man in Koschats Postings einen Konflikt zu den Werten des Unternehmens sehe. Denn auf den Fotos, die Koschat veröffentliche, seien Frauen meist leicht bekleidet und "nahezu immer in körperlichem Kontext beziehungsweise als Dekorationsfunktion" dargestellt, führte Baumüller aus. Mit seiner großen Reichweite befeuere Koschat die Diskriminierung von Frauen, kritisierte der Wissenschafter.

Hauptaktionär Starwood Capital (der US-Finanzinvestor hält fast 28 Prozent an der CA Immo) fackelte nicht lange und brachte den Antrag zur Verkleinerung des Aufsichtsrats ein - die Verlängerung von Koschats Mandat war damit vom Tisch. Den Wunsch des Kernaktionärs akzeptiere er sehr gerne, sagt Koschat gegenüber profil. Pallas Capital brauche ohnehin 100 Prozent seiner Aufmerksamkeit.

Zeit für das tägliche Instagram-Posting wird vermutlich auch weiterhin bleiben: "Wenn wir zu Meetings fahren oder fliegen, ist oft unser Fotograf dabei. Wir integrieren die Shootings in unseren Alltag", erzählt der gebürtige Kärntner. Koschat im Privatjet, Koschat im Lamborghini, im Maybach, im Rolls-Royce, Koschat im Schnellboot - kaum ein Klischee, welches man mit einem neureichen Emporkömmling verbinden würde, lässt der Sohn des früheren Kärntner Landtagspräsidenten und SPÖ-Politikers Josef Koschat aus.


Daneben namenlose Frauen in kurzen Röcken und tiefen Dekolletés als optischer Aufputz. "Mir ist bewusst, dass das Internet nach anderen Regeln spielt und mein Auftritt oft polarisiert. Ich betrachte mich und die Welt in meinen Postings sehr oft mit einem gewissen Augenzwinkern. Selbstverständlich möchte ich niemanden, schon gar nicht Frauen, dabei diskriminieren", sagt Koschat.
 

Noch 2018 - völlig unbeeindruckt von der #MeToo-Bewegung, die damals gerade ihre Hochphase hatte - postete der gebürtige Kärntner Fotos von Frauen in Stringtangas, die sich über seinen Schreibtisch beugen. Der Tageszeitung "heute" sagte er dazu: "Ich verehre Frauen, liebe und schätze sie - und zeige sie auch gerne her. Wie ein schönes Auto oder eine schöne Uhr." Inzwischen gibt sich Koschat geläutert: "Das ist Vergangenheit. Solche Fotos würde ich heute nicht mehr machen!"

Generell fragt man sich, ob diese protzige Inszenierung - gerade in der Finanzbranche, in der Diskretion alles bedeutet - förderlich für das Geschäft ist. "Wir sprechen die Hashtag-Generation an und rekrutieren junge und talentierte Damen und Herren, die erfolgreich werden und Geld verdienen möchten", sagt Koschat.

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

war bis Oktober 2024 Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast.