Kurz nach Ostern legte Palmers die Eigenverwaltung im Sanierungsverfahren zurück. Die Gläubiger, das sind mittlerweile 400 Personen und mehr als 500 Dienstnehmer, haben Forderungen in Höhe von rund 76 Millionen Euro angemeldet. Davon erkannte Palmers-Sanierungsverwalterin Maria-Christina Nau bisher über 40 Millionen Euro an. Die Gläubiger müssen sich statt mit einer Mindestquote von 30 Prozent mit 20 Prozent begnügen. So solle mehr Geld für künftige Investitionen bleiben, argumentierte das Unternehmen. Die Gläubigerversammlung am Landesgericht Wiener Neustadt nahm diesen Sanierungsplan Mitte Mai auch so an.
An diesem Tag hätte allerdings auch das neue Investorentrio bekannt gegeben werden sollen. Laut profil-Informationen ein türkischer börsennotierter Textilkonzern gemeinsam mit einer Private-Equity- Firma und einem schweizerischen Fonds. Sie sollen die P Tex Holding GmbH sowie die Tochtergesellschaft – die Palmers Vermögensverwaltung und Beteiligungs GmbH – übernehmen. Die jetzigen Eigentümer, die Brüder Wieser und Matvei Hutman, wären damit Geschichte.
Massive Forderungen
Doch irgendwo hängt dieser Deal. Das Unternehmen gibt dazu keine Auskunft, man wolle keine Gerüchte kommentieren, sagt ein Sprecher auf Nachfrage. Fest steht allerdings, dass im Vorjahr (Jahresabschluss per Jänner 2024) massive Forderungen gegenüber Beteiligungen bestanden: 12,3 Millionen gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht, sowie rund
4,5 Millionen gegenüber verbundenen Unternehmen, zusammen macht das rund ein Viertel der Bilanzsumme des Unternehmens aus. Dazu kommt: Bereits im Oktober 2023 wurde ein Forderungsverzicht in Millionenhöhe gegenüber der skandalträchtigen und mittlerweile insolventen Maskenherstellerin Hygiene Austria durchgeführt.
Anzeige bei der FMA
Bei einem Konkursverfahren wird normalerweise geprüft, ob diese Forderungen werthaltig sind. Für den KMU-Experten Gerald Zmuegg könnte es hier weitere Ausbuchungen etwa bei der Tochter in Tschechien oder in Deutschland geben. Auch bei der Aufarbeitung der Hygiene Austria könnten noch Ansprüche schlagend werden. Dazu kommen mögliche rechtliche Konsequenzen wegen der Coronahilfszahlungen, die sehr spät und üppig ausfielen. Vor einigen Wochen brachte Zmuegg von KMU-Insider dazu eine Anzeige bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) ein, die klären soll, ob die Mindeststandards bei der Kreditvergabe eingehalten wurden. Die FMA hat den Fall an die Europäische Zentralbank weitergeleitet.
Aus dem Investorenumfeld heißt es: „We are on track, bald gibt es Ergebnisse." Die wirkliche Feuerprobe für Palmers findet Ende Juni statt: Dann wird die erste Quotenzahlung fällig, die das Unternehmen leisten muss, um das Sanierungsverfahren offiziell zu beenden. Im Notfall kann Palmers allerdings noch immer auf sehr treue Kundinnen zählen. Wie Maria L. Die Qualität holt sie noch immer ab. Wenn alles schiefgeht, möchte sie eine Fahrt mit der originalen Palmers-Kutsche durch die Wiener Innenstadt organisieren, schrieb sie profil nach einem Artikel. Die Kutsche war jahrzehntelang das Firmensymbol, die Pferde fielen der Sanierung 2004 zum Opfer. Der Kutscher und die Insassen sollen natürlich in der neuesten Kollektion eingekleidet werden. Und so möchte Maria L. das Unternehmen wie den Schwedenbomben-Hersteller Niemetz vor zehn Jahren retten. Treue Kunden stürmten damals die Filialen und kauften die Regale leer.